Zahl der Geburten steigt deutlich:Baby-Boom in München

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Im ersten Halbjahr 2007 steigt die Zahl der Geburten in der Landeshauptstadt deutlich an - das Elterngeld hat einen Anteil daran.

Felix Berth

Die Zahl der Geburten in München ist deutlich gestiegen. Im ersten Halbjahr 2007 kamen 6690 Münchner Babys zur Welt - ein neuer Höchststand. Ein Zuwachs in dieser Dimension ist in Bayern einmalig. Außerhalb der Landeshauptstadt sinken die Geburtenzahlen seit langem kontinuierlich.

(Foto: Foto: Robert Haas)

Bereits im Januar 2007 zeigte sich ein erstaunlicher Baby-Boom. Münchner Frauen bekamen damals 1262 Kinder; das waren 20 Prozent mehr als im Januar 2006. Doch die Zuwachsraten hielten sich in den Monaten danach nicht auf diesem enormen Niveau, wie die aktuellen Berechnungen des Statistischen Amts zeigen. So stieg die Zahl der Münchner Neugeborenen im ersten Halbjahr 2007 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2006 um etwa acht Prozent.

Der "Januar-Boom" entstand wohl auch durch die Zeitplanung mancher Paare mit Kinderwunsch: Sie wussten, dass ihnen das neue Elterngeld finanziell nutzen würde und entschieden sich, mit dem Kinderzeugen ein wenig zu warten. Zu dieser Annahme passt, dass die Zahl der Geburten im Dezember 2006 drastisch nach unten gegangen war - ein weiterer Hinweis auf die Wirkung des Elterngeldes.

Trotzdem: Die Münchner Steigerungsrate fällt mit acht Prozent ausgesprochen hoch aus. Bundesweit blieb die Zahl der Geburten seit Jahresbeginn konstant; auch der Freistaat Bayern stellt fest, dass sich die Zahl der Neugeborenen nicht verändert hat: Im ersten Halbjahr 2007 kamen 49.140 Kinder zur Welt; im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es ebenfalls exakt 49.140 gewesen, wie das bayerische Statistische Landesamt errechnet hat.

Die Ursachen für den Münchner Babyboom sind vielfältig - und ihre Beschreibung fällt, je nach politischer Perspektive, unterschiedlich aus. So lobt sich die rot-grüne Rathaus-Mehrheit gerne für ihre familienfreundliche Politik. Allerdings engagiert sich die Stadt schon seit Jahren für Krippen und Kindertagesstätten; der Kinder-Zuwachs fiel jedoch erst im Jahr 2007 besonders hoch aus.

Das spricht dafür, dass der Baby-Boom nicht ausschließlich im Büro des Oberbürgermeisters geplant wurde, sondern noch weitere Ursachen hat.

Plausibel ist auch, dass das neu eingeführte Elterngeld gerade in wohlhabenden Städten wie München Wirkung zeigt. Denn wie viel Geld Eltern vom Staat erhalten, hängt von ihrem Einkommen vor der Babypause ab. Wohlhabende Paare profitieren stärker, weshalb der finanzielle Anreiz zum Kinderkriegen in München höher ausfällt als in ärmeren Städten, wo viele Eltern nur den Elterngeld-Mindestsatz von 300 Euro bekommen.

Der Münchner Baby-Boom wird auch einen Trend stabilisieren, der seit langem zu beobachten ist: Während im übrigen Bayern die Zahl der Kinder im Vorschulalter teilweise stark sinkt, bleibt dieser Effekt in München und einigen nahen Landkreisen aus.

So ging im oberpfälzischen Kreis Tirschenreuth, in Hof und in Schweinfurt die Zahl der Drei- bis Sechsjährigen zwischen 1995 und 2005 um fast ein Drittel zurück; in fast allen anderen bayerischen Landkreisen war der Rückgang ebenfalls zweistellig. Nur die Landeshauptstadt sowie die reichen Landkreise München, Starnberg und Ebersberg fallen in den Tabellen des Statistischen Bundesamts mit Zuwächsen auf.

Diese Tendenz hat große Auswirkungen auf die kommunale Familienpolitik. So können die Bürgermeister im übrigen Bayern den "Krippenausbau" derzeit häufig noch der Demographie überlassen: In ihren regulären Kindergärten fehlt oft schon der Nachwuchs, weshalb sie die Lücken mit kleineren Kindern (für die es mehr Geld und Personal gibt) füllen.

In München verbietet sich diese Strategie: Hier sind Kindergarten-Plätze immer noch knapp - woran sich auch in den nächsten Jahren wenig ändern wird, wie die neuen Zahlen andeuten.

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