Restaurant und Cocktailbar Sendling "Wu Wei":Es lebe die Vielfalt!

Lesezeit: 3 min

Weißwurst meets Asia-Nudeln, Hirschgeweihe iranische Lampen: Mit einem bunten Stilmix bringt das ''Wu Wei'' Leben in das triste Ende der Lindwurmstraße. Ob das Konzept aufgeht?

Elisabeth Schmidt

Dieser Text ist leider veraltet, diese Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Wu Wei bedeutet die Weisheit des Nicht-Eingreifens. In dem neuen Lokal an der Lindwurmstraße kann man sich verwöhnen lassen. (Foto: Elisabeth Schmidt)

Drei adrette Mädels - vermutlich Studentinnen - nehmen im großen Barbereich Platz. Plötzlich ein entzückter Aufschrei: ''Schaut mal! '' Und schon huschen die drei in eine gemütliche Ecke, in der über zwanzig Spiegel an der Wand hängen.

Das Wu Wei in der Lindwurmstraße erinnert an ein Raritätenkabinett - Kraut und Rüben, bunt, aber geschmackvoll gemischt: Hirschgeweihe, Diskokugeln, Alpengemälde, schwarz-weiße Kaninchen-Fotos, Buddhas, Marienstatuen. ''Ich verwende einfach alles, was ich schön finde - ich nasche gern aus allen Töpfen", erzählt Frances Yazdi, die das Restaurant zusammen mit ihrem Mann Cyrus leitet. In ihrer eigenen Wohnung haben die Yazdis acht verschiedene Wandfarben - im Wu Wei dominieren die Farben Weiß und Lila.

Bevor sich Frances Yazdi im Wu Wei künstlerisch ausgetobt hat, war in den Räumen eine Schlecker-Filiale untergebracht. Von der Stuckdecke und den Granitsäulen war vor einem halben Jahr nichts zu sehen. Wo sich früher Regale stapelten, sitzen jetzt Gäste auf gepolsterten Bänken und gemütlichen Klappsesseln, die das Herz jedes Retro-Fans höher schlagen lassen.

''Teilweise sind die Möbel 200 Jahre alt'', erzählt Frances Yazdi nicht ohne Stolz. Einige Tische und Stühle stammen aus Antiquitätenläden, andere sind historische Möbel aus Wirtschaften der Augustiner-Brauerei. Sogar eine ehemalige Bank aus dem Wiesn-Zelt der Fischer Vroni steht im Wu Wei.

Mittlerweile haben es sich ein paar Anzugträger auf der Fischer-Vroni-Bank bequem gemacht. Sie sitzen im gemütlichen Folklore-Teil der Kneipe - mit bayerischem Alpenpanorama und ausgestopften Tieren an der Wand. Von der Decke baumeln verschiedene Glaslampen. Die hat Frances Yazdis Schwiegervater aus Teheran mitgebracht. Der Stilpluralismus setzt sich auch in kulinarischer Hinsicht fort: französische Quiche Lorraine (7,40 Euro), ''Bavarian Delight'' (bayerisches Frühstück mit Weißwürsten, Breze und Obazda für 6,70 Euro), aber auch exotische Gerichte wie gebratene Ente auf Reis mit asiatischem Gemüse und Orangen-Curry-Sauce (9,80 Euro) - alles Bio-Fleisch.

Die Auswahl der Gerichte ist ähnlich wie im Frenzy, dem ''großen Bruder'' des Lokals, das die Yazdis im Glockenbachviertel betreiben - nur dass es im Wu Wei neben Pasta auch Pizza gibt. Für den ''kleinen Hunger'' sind auch die Suppen zu empfehlen (jeweils 4,50 Euro), etwa die Tomatencreme-Suppe mit einem Lemongras-Ruccola-Bällchen. Auch die hausgemachte Karotten-Kokoscreme-Suppe schmeckt gut - die Würzmischung ist allerdings nichts für zarte Gaumen.

Von der Folklore-Ecke aus hat man einen guten Überblick über das L-förmige Lokal: Gegenüber liegt die Spiegel-Ecke, in der die drei Studentinnen inzwischen genüsslich an ihren Cocktails schlürfen. Der größte Raumteil gruppiert sich um die Bar in Schlangenoptik. Man merkt, dass das Wu Wei noch neu ist: Um 21 Uhr an einem Mittwochabend sind die Tische und Stühle eher spärlich besetzt. Ob das an dem Wochentag oder dem riesigen Raum liegt?

Aufmerksam beäugt wird dieser Teil des Wu Wei aber bereits von der Decke aus: von niemand geringerem als Mutter Teresa, Mohammed Ali, Mike Tyson und - einem Kaninchen. Es ist das Maskottchen des Lokals, ähnlich wie es im Frenzy der Alligator ist. Diese Prominente sind allesamt Idole von Frances Yazdi - im Wu Wei luren ihre Augen als Schwarz-Weiß-Fotografien von den Lampenschirmen auf die Cocktails herunter: darunter Klassiker wie Pina Colada, Sex on the Beach oder Coconut Kiss - alles im sechs bis sieben-Euro-Bereich. Gerade im Sommer erfrischt auch der ''Wu Wei'': Prosecco mit weißem Holunderblüten-Sirup. Die Bedienung ist sehr aufmerksam und fragt immer wieder, ob es denn noch etwas sein darf. Aus den Lautsprechern dringt eine angenehme Mischung aus Jazz, Blues und Pop - ideal zum Entspannen.

Bei schönem Wetter sind die großen Schiebetüren geöffnet und ein lauer Hauch weht durch das Restaurant - fast italienische Verhältnisse. Laissez-Faire ist die unbeschwerte Grundhaltung des Wu Wei. Das Wort kommt aus dem Taoismus und heißt so viel wie ''die Weisheit des Nicht-Eingreifens in die geheimnisvollen Mechanismen des Unergründlichen''. Also: Nicht immer Handeln, sondern sich auch ab und zu verwöhnen lassen. Da Wu Wei bietet vielfach Gelegenheit dazu.

Wu Wei, Lindwurmstraße 205, 80337 München, Telefon: 089 / 41 87 35 68, http://wuwei.frenzy-family.com, Dienstag bis Samstag: 11:00 - 01:00 Uhr, Sonntag und Montag: 11:00 - 24:00 Uhr.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: