Wolfratshausen:Harte Nuss

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Der frühere Klinik-Chefarzt Richter-Turtur und Landrat Niedermaier geraten wieder einmal aneinander. Anlass ist ein 400 Jahre altes Baumdenkmal.

Von Matthias Köpf

Bei Haselnuss denkt man an einen Strauch, im Garten der Wolfratshauser Kreisklinik aber steht ein ausgewachsener, Hunderte Jahre alter, eindrucksvoller Haselnuss-Baum. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der frühere Chefarzt der Wolfratshauser Kreisklinik, Matthias Richter-Turtur, macht sich zusammen mit drei weiteren Kreisräten für den Erhalt eines imposanten Haselnuss-Baums im Patientengarten stark. Der Baum stünde nach den bisherigen Plänen einem privaten Ärztezentrum im Weg, das der Landkreis ersten und noch vagen Planungen zufolge an der Klinik ansiedeln will. Während der örtliche Bund Naturschutz versucht, den Hasel als Baumdenkmal unter Schutz stellen zu lassen, verwahrt sich Landrat Josef Niedermaier (FW) scharf gegen Richter-Turturs Intervention.

Mit dem Vorstoß zum Erhalt des Baumes schade Richter-Turtur nur der Kreisklinik, deren 300 Mitarbeitern und dem gesamten Nordlandkreis, sagt Niedermaier als Reaktion auf eine Brief, den der einstige Chefarzt und jetzige FUW-Kreisrat zusammen mit Michael Prosinger (FUW), Karl Kiermeier (ÖPD) und Paul Wildenauer (Grüne) an Klinik-Verwalter Hollmann und in Abdruck an die Presse geschickt hat. Der wahrscheinlich mehr als 400 Jahre alte und in dieser Größe und Schönheit äußerst seltene Haselnuss-Baum müsse dringend geschützt werden, fordern die vier Unterzeichner, die im Kreistag alle der Ausschussgemeinschaft angehören.

Der 2008 mit der Neugründung "Freie Unabhängige Wähler" (FUW) erstmals in der Kreistag gewählte Richter-Turtur übt seither stete Kritik an der Entwicklung der Kreisklinik. Anfang 2007 war vom Aufsichtsrat als Chefarzt der Kreisklinik entlassen worden, was mehrere Prozesse samt einem gerichtlichen Vergleich nach sich zog. Der hätte eigentlich beiderseitiges Stillschweigen vorgesehen, was wiederum weitere Gerichtstermine nötig machte, weil einander beide Seiten Verstöße gegen diese Abmachung vorwarfen. Der Landrats sieht sich inzwischen zu öffentlichen Äußerungen berechtigt und wirft Richter-Turtur einen "persönlichen Rachefeldzug" vor. "Noch nie hat jemand der Klinik so geschadet", sagt Niedermaier über den früheren Chefarzt.

In der aktuellen Streitfrage steht Niedermaier als Vorsitzender des Aufsichtsrats auf dem Standpunkt, dass die Klinik ihre Auslastung verbessern und medizinische Kompetenzen bündeln müsse, um im Verdrängungswettbewerb auf den Gesundheitssektor zu bestehen. Als Mittel dazu sieht Synergien mit einem privaten Ärztezentrum an, für das sich im Umfeld der Klinik schwerlich ein ander Ort finde lassen als eben im Patientengarten, wo seit einigen hundert Jahren der nun umstrittene Haselnussbaum steht. Bei aller Wertschätzung für diesen besonderen Baum gehe der langfristige Erhalt der Klinik vor, bekräftigt der Landrat.

Richter-Turtur dagegen sieht schon die vorhandenen Räumlichkeit in der Klinik nicht ausgelastet und allein deswegen keinen Bedarf für einen Neubau. Der Trend auch gehe im stationären Bereich zu mehr Belegärzten, womit sich die Klinik aus seiner Sicht besser auslasten ließe, ohne den Park zu zerstören.

Unterdessen hat sich die Vorsitzende des Bund Naturschutz in Wolfratshausen, Gisela Becker, an die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt gewandt, um den Baum als Naturdenkmal schützen zu lassen. Ein Antwort stehe noch aus.

© SZ vom 02.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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