Verhandlung in München:Raubüberfall mit Vorschlaghammer

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Ein Student steht vor Gericht, er soll die Burger-King-Filiale in Bad Tölz ausgeraubt haben. Dem 26-Jährigen wird wegen seiner auffälligen Methode ein zweiter bewaffneter Überfall zur Last gelegt. Eine Zeugin berichtet von brutalem Vorgehen.

Von Christian Rost

Zwei Mal binnen eines Monats schlugen die bewaffneten Täter in Bad Tölz zu. Zuerst überfielen sie einen Penny-Markt und bedrohten vier Mitarbeiter mit Pistolen, dann wurde die Burger-King-Filiale ausgeraubt. In beiden Fällen gingen die Täter nach demselben Muster vor - sie brachen die Tresore mit einem Vorschlaghammer auf.

Den Überfall auf das Burger-Lokal hat Fatmir G. am Dienstag am Landgericht München II gestanden. Mit dem Penny-Raub will der 26-jährige Student aus dem Kosovo aber nichts zu tun haben, was die Richter bezweifeln.

Die 22-jährige Michaela T. ( Name geändert) arbeitete als Aushilfe im Penny-Markt in Oberfischbach. Am 12. November 2011 nach Geschäftsschluss gegen 20.30 Uhr wollte sie mit drei Kolleginnen den Supermarkt durch den Hinterausgang verlassen. Als sie die Tür öffneten, "stürmten zwei maskierte Männer herein", erinnert sich die junge Frau vor Gericht.

Zuerst noch tapfer, dann aber mit bebender Stimme berichtet die von dem Überfall noch immer geschockte Zeugin, wie die von Kopf bis Fuß schwarz gekleideten Männer eine Kollegin brutal zu Boden stießen. Dann wurden die Mitarbeiter ins kleine Büro des Marktes dirigiert. "Halt die Fresse!", habe sie ein Täter mit osteuropäischem Akzent angeherrscht, als sie zu schreien begonnen habe, so T. Das Bild von den beiden "großen schwarze Waffen", die die Männer auf ihre Opfer richteten, bekommt die junge Frau nicht mehr aus dem Kopf.

Um an die Tageseinnahmen des Supermarkts zu gelangen, zwangen die Täter die Filialleiterin, den Tresor mit einem Schlüssel zu öffnen. In dem Geldschrank befand sich noch ein Innentresor, in den man durch einen Schlitz zwar Geld hineinwerfen kann. Die Angestellten haben aber keinen Zugriff auf dieses Geldfach. Die Räuber wussten das offenbar. Sie hatten eigens einen fünf Kilogramm schweren Vorschlaghammer mitgebracht, mit dem sie einmal kräftig auf den Einwurftresor eindroschen. Nach dem gezielten Schlag ließ sich das Fach leicht öffnen.

Fast 25 000 Euro fielen den Männern in die Hände. Ehe sie flüchteten, steckten sie das schnurlose Telefon aus dem Büro ein und riefen: "Wir haben keine andere Wahl." Eine Minute später schlugen die Mitarbeiter Alarm. Eine Kollegin, erinnert sich Michaela T., sei ohnmächtig am Boden gelegen. Die Polizei konnte erst mit Verzögerung am Tatort Spuren sichern, weil sich die inzwischen aktivierte Alarmanlage im Supermarkt nicht mehr ausschalten ließ.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Fatmir T. einer der Räuber war. Er hatte im November 2011 mit einem Landsmann in einer Pension in Tölz gewohnt. Und er hatte, wie er auch einräumte, am 27. November 2011 die Burger-King-Filiale überfallen. In dem Fast-Food-Lokal arbeitete eine damalige Freundin als Schichtleiterin. Sie habe ihn zu dem Überfall angestiftet, behauptet F. Sie hätten damals heiraten wollen und für eine Wohnung in Tölz dringend Geld gebraucht.

Auch die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass F.s Freundin Mirlinda O. mitgemacht hatte bei dem fingierten Überfall. Sie habe ihm per Telefon Signale gesandt, sobald sie alleine in der Filiale gewesen sei, so die Anklage. Daraufhin sei F. hereingestürmt und habe für die Videoüberwachung ein Schauspiel abgezogen: Er packte seine Freundin an den Haaren und zwang sie scheinbar mit vorgehaltener Waffe, per Code den Tresor zu öffnen. Auch hier gab es ein Innenschließfach, auch hier wurde es mit einem Vorschlaghammer geöffnet - nachweislich von F. Die Beute belief sich auf 11 600 Euro. Seine Freundin ist inzwischen vom Amtsgericht Wolfratshausen wegen Mittäterschaft verurteilt worden.

Die spezielle Hammer-Methode praktizierten schon F.s Bruder und ein Onkel bei Raubüberfällen im Raum Aachen. Nur deswegen will sich F. aber nicht zu dem Penny-Raub bekennen. "Dazu sage ich nichts", meint er trotzig. Der Vorsitzende Martin Rieder rechnet dem Angeklagten daraufhin vor, was eine Verurteilung ohne Geständnis bringen könnte: "Haft in zweistelliger Höhe." Der Prozess dauert an.

© SZ vom 15.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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