Kommenden Dienstag machen sich die Schüler im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wieder auf den Weg zur Schule. Alleine 7004 Volksschüler sind dann nach Angaben der Kreisverkehrswacht morgens und mittags im Landkreis wieder im Straßenverkehr unterwegs, davon sind 1047 Schüler der ersten Klassen, die im Verkehr noch recht unerfahren sind. Ungefährlich ist das nicht.
Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Landkreis acht Schulwegunfälle, bei denen sieben Kinder leicht und ein Bub schwer verletzt wurden. Der Elfjährige war in Gaißach auf dem Weg zur Schule von einem Mülllaster erfasst worden und erlitt dabei schwere Bein- und Hüftverletzungen.
Louis Reithinger, Verkehrssachbearbeiter des Landkreises, sieht die Bilanz dennoch positiv. "Die Gesamtzahl der Schulwegunfälle hält sich in Grenzen. Wir hatten schon Jahre mit weniger Unfällen, es gab aber auch schon Jahre mit wesentlich mehr." Das Bayerische Staatsministerium des Inneren hat genau definiert, was ein Schulwegunfall ist.
Es handelt sich um Vorfälle, bei denen Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres auf dem direkten Weg zur oder von der Schule verletzt oder getötet werden. Im Schuljahr 2008/2009 hatte es im Landkreis zwar nur sieben Unfälle dieser Art gegeben, dabei waren allerdings insgesamt 14 Schüler zu Schaden gekommen, während sich drei davon schwer verletzt hatten. Im Bereich der Polizeidirektion Oberbayern Süd, zu dem neun Landkreise und die Stadt Rosenheim zählen, wurden im Vorjahr 63 Unfälle gezählt, bei denen 75 Schüler verletzt wurden, zwölf davon schwer.
Günter Stowasser, Leiter des Amtes für Öffentliche Sicherheit und Ordnung in Geretsried, sieht etwa das Geretsrieder Schulzentrum an der Adalbert-Stifter-Straße als heiklen Bereich. Dort sei an der Hauptverkehrsstraße der Stadt die Intensität der Fahrzeugbewegung durch an- und abfahrende Autos sehr hoch. Jetzt eröffnet dort auch noch die neue Sportkindertagesstätte. "Der Verkehr wird wahrscheinlich noch intensiver", befürchtet Stowasser.
Mit breiten Gehsteigen, Fußgängerüberwegen, Druckknopfampeln und Transparenten, die auf den Schulbeginn hinweisen, versucht man in Geretsried den Weg zur Schule so sicher wie möglich zu gestalten. In Bad Tölz sei die stark befahrene Jahnstraße besonders risikoreiche für Schüler, sagt Bürgermeister Josef Janker. "Gott sei Dank haben wir die Schulweghelfer." Diese sind, ausgestattet mit Signalkellen und gelben Mänteln, sowohl vor der Jahnvolksschule als auch vor der Volksschule Süd postiert.
Insgesamt gibt es mehr als 80 Schulweghelfer im Landkreis, erklärt Ilka Fottner, Geschäftsführerin der Kreisverkehrswacht Bad Tölz-Wolfratshausen. Schulweghelfer sind freiwillige Erwachsene, meist Eltern oder Großeltern von Schülern, die speziell von der Polizei ausgebildet werden und die Kinder und Jugendlichen an besonderen Gefahrenpunkten sicher über die Straße geleiten.
Um Unfälle zu vermeiden, gibt es im Landkreis außer Schulweghelfern beispielsweise auch Aufklärungsveranstaltungen für Eltern. Dabei gehen Verkehrserzieher darauf ein, wie die Eltern den Schulweg ihrer Kinder so risikofrei, wie möglich gestalten können. "Kinder können Geschwindigkeiten nicht so gut einschätzen", sagt Verkehrsexperte Reithinger. "Und je nach Körpergröße, sind sie zum Beispiel hinter parkenden Autos für andere Verkehrsteilnehmer nicht sichtbar." Auf diese Tatsachen mache man die Eltern aufmerksam. Besonders wichtig sei es, dass diese den Schulweg mit ihren Kindern abgingen und sie auf gefährliche Verkehrssituationen hinwiesen.
Wenn sich die Kinder an die Verkehrsordnung hielten, könne eigentlich nichts passieren, sagt Janker. "Leider gehen sie aber häufig einfach über die Straße", erklärt er. Der Tölzer Bürgermeister wünscht sich, "dass die Schüler immer die Fußgängerüberwege und die Ampeln nutzen". Insbesondere sollten natürlich die Autofahrer Rücksicht nehmen.