Schwerpunkt Sport:Tölzer Jugendherberge auf Platz eins

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99 Prozent würden gerne einmal wieder kommen: Mit dem Schwerpunkt Sport ist die Jugendherberge auf der Flinthöhe einzigartig in ganz Bayern.

Suse Bucher-Pinell

Eines wussten die Brödders aus der Nähe von Darmstadt: In diesem Jahr fahren wir in den Sommerferien in die Berge, die Kinder hatten sich das so gewünscht. Urlaub in einer Familienjugendherberge sollte es werden. Doch als sie im Februar buchen wollten, waren alle Unterkünfte bereits belegt. Im Internet fand die sechsköpfige Familie die Sportjugendherberge Bad Tölz und mietete sich für eine Woche ein. "Die Kinder sind beschäftigt, und wir haben auch unsere Ruhe", sagt Vater Ulrich Brödder.

In der noch ganz neuen Tölzer Jugendherberge sind Gäste, ob groß oder klein, immer am Ball. (Foto: N/A)

Gerade von einem Ausflug auf den Blomberg zurückgekehrt, sitzt er auf der Bank beim Speedsoccer-Feld und liest vor dem Abendessen noch ein bisschen Zeitung. Sohn Justus kommt angerannt und erzählt begeistert vom Klettern mit seinen Geschwistern in der benachbarten Kletterhalle. Brauneck, Isar - in und um Tölz gibt es einiges zu erkunden. "Uns gefällt es hier", sagt Ulrich Brödder.

Das hört Holger Strobel, Leiter des Tölzer Hauses, gern. Er ist von seinen Gästen aber auch kaum anderes gewöhnt. 99 Prozent würden wieder kommen, das kreuzen sie auf dem Fragebogen vor ihrer Abreise an. Die Tölzer Jugendherberge ist neu, erst knapp ein Jahr eröffnet. Mit einer komfortablen Ausstattung, dem Fokus auf Sport und der Kooperation mit der Jugendbildungsstätte Königsdorf im pädagogischen Bereich gilt sie innerhalb des Jugendherbergswerks als Leuchtturm.

Von den 186 Betten stehen die meisten in Zwei- und Vierbettzimmern, jeweils mit eigener Dusche und eigener Toilette. Es sind Seminarräume mit Tagungsausstattung vorhanden, ein Partyraum, ein Bistro. Tischtennis, Kicker, Badminton, Basketball und Volleyball, Speedsoccer und Speedminton können im und am Haus gespielt werden. Skaterpark, Sportplatz, Turnhalle, Kletterhalle, Eisarena und Hallenbad sind direkt nebenan.

Von Mai bis September ist Hochsaison. So gut das sportliche Profil angenommen wird, so überraschend war die Erfahrung, dass Tölz nicht wie erwartet als Wintersportort gefragt ist. Darüber täuscht auch die Kooperation mit der Skischule der ehemaligen Skirennläuferin Michaela Gerg-Leitner nicht hinweg. Doch mit maßgeschneiderten Angeboten für Schulklassen, mit Fair-Play-Trainigscamps und Teambuilding, mit Sport- und Outdoor-Wochen lassen sich Gruppen auch über die kühlere Jahreszeit ansprechen.

Der Skigau Oberland nutzt die Sportjugendherberge und ist mit 14 Top-Nachwuchstalenten gerade vier Tage zum Konditionskurs dort. Nach einer 80-Kilometer-Radfahrt mit 1500 Höhenmetern kommen die 14-jährigen Buben und Mädchen an diesem Abend müde zum Abendessen. Gulasch, Reis, Nudeln, Gemüse, Salat werden im Speisesaal angeboten. Selbstbedienung ist angesagt und Abräumen wie im Schnellrestaurant. "Kernig, vitaminreich, frisch", so kündigt der Küchenchef die Verpflegung an. Für Ski-Trainer Thomas Haslinger und seine Gruppe ist das genau das Richtige.

Die Gästeschar ist bunt gemischt. Die Jugendfeuerwehr aus Häusern im Südschwarzwald verbringt ihre Sommerfreizeit in Tölz wegen der Nähe zu München. Aufs Team und ihren künftigen Arbeitsalltag stimmen sich Dutzende Auszubildende einer großen deutschen Bank bei einem mehrtägigen Aufenthalt ein. Und eine Woche später nehmen DFB-Nachwuchs-Fußballerinnen fast das ganze Haus in Besitz. Die Brödders sind bis dahin längst abgereist, sie hängen noch eine Woche Urlaub auf einem Bauernhof in Österreich dran.

© SZ vom 20.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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