Plötzlicher Wintereinbruch:Chaos auf der Autobahn

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Graupelschauer führen zu 15 Unfällen mit Schwerverletzten auf der A 95. Die Strecke ist stundenlang gesperrt.

Christian Deussing

Plötzliche Graupelschauer und schneeglatte Fahrbahnen haben viele Autofahrer am Samstag auf der Garmischer Autobahn (A 95) böse überrascht: Zwischen Wolfratshausen und dem Autobahndreieck Starnberg kam es laut Polizei in kurzer Zeit zu 15 Unfällen mit elf zum Teil schwer verletzten Personen. Zwei von ihnen mussten mit dem Rettungshubschrauber in die Unfallklinik Murnau und ein Münchner Krankenhaus geflogen werden.

Wegen der Unfallserie war die Autobahn in der Zeit zwischen 11 und 17 Uhr in beiden Richtungen komplett gesperrt. Die Umleitungen erfolgten über die Ausfahrten Schäftlarn und Wolfratshausen; es kam zu kilometerlangen Staus. Der Gesamtschaden beläuft sich "auf weit mehr als 50 000 Euro", teilte die Polizei in einer ersten Bilanz mit. Die meisten Fahrer waren noch mit Sommerreifen unterwegs.

Im Einsatz waren viele Notärzte und Sanitäter, ein Malteser-Kriseninterventionsteam aus Starnberg sowie umliegende Feuerwehren mit rund hundert Einsatzkräften - unterstützt von Berufsfeuerwehrleuten aus München. "Das war ein Großkampftag", sagte Starnbergs Kreisbrandrat Markus Reichart der SZ. Er ist froh, dass die meisten Unfälle auf der Autobahn - die sich überwiegend in nördlicher Richtung ereignet hatten - "noch relativ glimpflich" verlaufen seien. Bei einer Kollision nahe der Gaststätte Höhenrain war zum Beispiel ein Fahrer seitlich in einen stehenden Wagen hineingerutscht, wobei die Seitenairbags sicher noch Schlimmeres verhinderten, so Reichart.

Bei diesen tückischen lokalen Schneeschauern mit Hagel auf kurzen Strecken ist man machtlos", sagt Thomas Zitzmann, Leiter der Autobahnmeisterei Starnberg. Bereits am Samstag und auch in der Nacht zum Sonntag war sein Winterdienst mit drei Fahrzeugen ausgerückt. Bei diesen Temperaturen sei das aber "nicht effektiv", meint Zitzmann. Er führt die Unfälle eindeutig auf die "nicht angepasste Geschwindigkeit" der Autofahrer zurück. Das betont auch Polizeihauptkommissar Clemens Funk von der Weilheimer Autobahnpolizei.

Die meisten der Unfallfahrer seien mit Sommerreifen zu schnell in die Schlechtwetterzone geraten. "Diese fatale Kombination war vielen Fahrern nicht bewusst", so Funk. Auch auf dem Autobahnzubringer bei Percha und nördlich von Oberdill auf der A 95 kam es zu Unfällen, zum Glück gab es nur Blechschäden. Schlimmer traf es Autofahrer am Samstagmittag auf der Lindauer Autobahn (A 96), wo die Graupel- und Hagelschauer ebenso zu vielen Verkehrsunfällen führten. Eine Frau wurde bei einem Unfall in ihrem Wagen eingeklemmt und schwer verletzt.

Bei der Bewältigung der Unfallserie auf der Garmischer Autobahn arbeiteten die Einsatzkräfte aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Starnberg eng zusammen. Martin Uerkvitz von der BRK-Bereitschaft in Geretsried spricht von einer "reibungslosen" Kooperation. Er berichtet, die Abfolge von Unfällen über mehrere Kilometer hinweg habe die Helfer organisatorisch vor eine Herausforderung gestellt. Es seien Abschnitte mit jeweiligen Einsatzleitern gebildet worden. Insgesamt wurden nach Angaben des BRK 18 Personen medizinisch behandelt. Sechs Notärzte, zwei Rettungshubschrauber und zwölf Rettungswagen waren im Einsatz; gut 50 Rettungskräfte übernahmen die medizinische Versorgung der Verunglückten.

Die Wolfratshauser Feuerwehr rückte wie andere Feuerwehren an der Autobahn aus. Kommandant Robert Woppowa war mit 26 Kollegen präsent. Doch die Unfallserie auf der A 95 war an dem Tag nicht das einzige, was ihn und seine Leute auf Trab hielt. Sechs Mal wurden sie alarmiert. Einmal hieß es, ein Baugerüst an der Bahnhofstraße sei umgestürzt, einmal ging es zu einem Unfall auf der B 11 bei Geretsried Stein und schließlich zu einem Unfall an einem Kinderspielplatz, der sich am Ende als nicht so gravierend herausstellte. Solch einen einsatzreichen Samstag mit so unterschiedlichen Vorfällen, sagt Woppowa, habe er lange nicht erlebt.

© SZ vom 10.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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