Pflegeheim:Aufnahmestopp aufgehoben

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Ein Bericht stuft die Missstände im Schwaigwaller Heim als nicht erheblich ein. Trotz Mängeln in der Pflege.

Thekla Krausseneck

Das Senioren- und Pflegeheim Gut Schwaigwall hat den Aufnahmestopp für neue Bewohner aufgehoben. Die Prüfberichte der Fachstelle für Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Qualitätsentwicklung und Aufsicht im Landratsamt (FQA) und des Medizinischen Diensts der Krankenkassen (MDK) stimmen die Betreiber optimistisch. Der MDK gab dem Heim eine durchschnittliche Gesamtnote von 2,0. Die FQA bemängelte die lückenhafte Dokumentation und hob diverse Pflegefehler hervor. Im Sinne des Gesetzes wurden keine erheblichen Mängel festgestellt.

In einem offenen Brief bemängelten Mitarbeiter Missstände im Pflege- und Altenheim Schwaigwall. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach einem offenen Brief enttäuschter Mitarbeiter an den MDK und die FQA hatte das Pflegeheim einen Aufnahmestopp für neue Bewohner verhängt. In einer Stellungnahme erklärten die Geschäftsführer Franz und Barbara Fuchs nun, man sei von der pflegerischen Qualität der Arbeit überzeugt und sehe sich in der Lage, wieder neue Bewohner aufzunehmen.

Mangelhafte Dokumentation war der Hauptkritikpunkt der FQA. Auf Medikamentenblättern fehlte teilweise das Datum, Lagerungs- und Einfuhrprotokolle für Flüssigkeiten waren lückenhaft. "Die Dokumentation in der Pflege gilt allgemein als Brennpunkt", sagt Peter Dekant von der Regierung Oberbayern. Im Zweifelsfall könne eine lückenhafte Dokumentation dazu führen, dass ein Pflegefehler als erheblich eingestuft werde. Etwa, wenn sich ein Bewohner wund liegt und der Grund nicht nachvollzogen werden kann. Ein Mangel sei generell schwer zu kategorisieren, da die Beurteilung von vielen Faktoren abhänge, sagt Dekant. Wurden schon Maßnahmen zur Verbesserung getroffen, kann er als einfacher Mangel gelten.

Die in Schwaigwall monierten Pflegefehler wurden gesetzlich nicht als erheblich eingestuft, "aber das heißt nicht, dass sie nicht tragisch wären", sagt Daniel Waidelich von der Heimaufsicht im Landratsamt Bad Tölz. Laut Prüfbericht ist eine Patientin nach einer Amputation ihres großen Zehs nicht ausreichend gepflegt worden. Der Fuß habe Schuppen, Druckstellen und einen offenen Hautdefekt aufgewiesen.

Bei einer anderen Bewohnerin sei eine nässende Entzündung unter der Brust nicht wundversorgt worden. "Solche Mängel werden nicht in jedem Heim festgestellt", sagt Waidelich. Kontrollen fänden jedoch nur stichpunktartig statt, und nicht in jedem Heim werde ein Mangel gefunden. Dennoch sei Schwaigwall "kein krasser Ausreißer". Waidelich betont, dass Pfleger oft unter Zeitdruck arbeiten müssten.

Der MDK hat die Einzelbereiche mit Noten zwischen 1,0 und 3,1 bewertet. Da aber noch keine offizielle Version des Berichts existiere, die auch eine Stellungnahme des Pflegeheims umfasse, könne über die Details noch keine Auskunft erteilt werden, sagte Franz Fuchs.

Der Bericht der FQA ist öffentlich auf der Internetseite des Landratsamts zugänglich. Positiv hebt die FQA darin die ruhige Atmosphäre und den höflichen und respektvollen Umgang der Mitarbeiter mit den Bewohnern hervor. Der Prüfbericht beinhaltet auch eine Stellungnahme des Pflegeheims, aus der hervorgeht, dass die Einrichtung die Mängel derzeit behebt. Personelle Veränderungen seien laut Fuchs vorgenommen, Führungspositionen hausintern neu besetzt und neue Fachkräfte eingestellt worden.

© SZ vom 18.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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