Penzberg:Faschingsumzug fällt aus

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Das Landratsamt verbietet, dass Bonbons geworfen werden, und stellt strenge Anforderungen an die Wagen. Die Organisatoren kritisieren die Auflagen, auch Bürgermeister Hans Mummert gehen sie zu weit.

Von Chiara Ettl

Die fünfte Jahreszeit endet in Penzberg heuer ohne einen Faschingsumzug. Das teilt der Vorsitzende des Organisationskomitees Holger Fey mit: "Es hat Herzblut gekostet, ihn abzusagen." Als Grund nannte er die Auflagen des Landratsamts Weilheim, die beispielsweise für die Zulassung der Wagen gilt. In Benediktbeuern und Bichl dagegen finden Umzüge statt, mit zahlreichen Motivwagen, die lokale oder überörtliche Ereignisse aufs Korn nehmen.

Der Penzberger Umzug findet seit 40 Jahren am Faschingssonntag statt - nur eben dieses Jahr nicht. Immer schwieriger zu erfüllen seien die Auflagen des Landratsamts Weilheim, so dass der Spaß am Bau der Wägen und dem Umzug verloren gehe. Michael Sonner, Vorsitzender der Penzberger Faschingsgesellschaft "Jungritter", findet die vielen Forderungen nicht gerechtfertigt und teilweise schwer nachvollziehbar. Probleme macht den Teilnehmern etwa, dass Fahrzeuge mit grünen Nummernschildern nicht als Zugmaschinen eingesetzt werden dürfen. Das betrifft alle Traktoren, die bisher hauptsächlich verwendet wurden, um die Anhänger zu ziehen. Auch Breite, Länge und Höhe der Wagen sind streng reglementiert. Maximal 2,55 Meter breit darf ein umgebauter Traktor sein. Früher seien immer Tiere dabei gewesen, doch seit 2010 sind sie verboten, bedauert Sonner.

Aus Gründen der Sicherheit dürfen von den Fahrzeugen keine Gegenstände geworfen werden - also auch keine Bonbons. Anlass für die verschärften Vorgaben seien Unfälle in Penzberg und in anderen Gemeinden gewesen, sagt Hans Rehbehn, Pressesprecher des Landratamtes Weilheim. Er berichtet von einem Umzug in Penzberg, bei dem Sägemehl mit Holzstücken aus einer Kanone geschossen worden sei. Es habe zwei Verletzte mit blutenden Wunden gegeben. Bonbons, die in die Menge geworfen würden, stellten auch eine Gefahr dar. Kinder könnten auf die Straße laufen, um eines zu erhaschen, und unter die Räder der Wägen kommen. Oder sie könnten den Zuschauern ins Auge fliegen.

Seit das Magazin "Quer" des bayerischen Fernsehens einen Beitrag über die Vorschriften und die Auswirkungen auf den Penzberger Fasching sendete, fühlt sich Rehnbehn falsch verstanden. "Wir werden an den Pranger gestellt und gelten als Spaßbremsen", sagt er. Dabei wolle das Landratsamt lediglich Sicherheit gewährleisten.

Der Bürgermeister der Stadt, Hans Mummert, bedauert, dass der Faschingsumzug abgesagt wurde. Er äußerte sein Verständnis für die Behörde, denn im Falle eines Unfalls sei sie in der Verantwortung. Dennoch würge der Bescheid den Faschingszug leider ab. "Ein Restrisiko bleibt bei einer Veranstaltung immer", sagt Mummert. "Etwas mehr Eigenverantwortung wäre angebracht." Die Zuschauer seien sich schließlich vorher im Klaren, dass auf einem Faschingszug Bonbons geworfen würden.

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind die Auflagen nicht so streng. Man fordere eine TÜV-Prüfung der Wägen, sagt Georg Fischhaber, Leiter der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises. Durch die vorherige Abnahme der Fahrzeuge durch einen sachverständigen Prüfer seien die Veranstalter im Falle eines Unfalls auch geschützt. Weitere Auflagen gebe es nicht. Christian Schmid, der Organisator des Faschings in Benediktbeuern, sieht die Prüfung ebenfalls als Unterstützung. Er sei froh, dass sonst nichts vorgeschrieben werde, doch nach und nach komme auch in Benediktbeuern mehr "Schreibkram" dazu: Von jedem Teilnehmer verlange das Landratsamt verschiedene Unterschriften, um sich abzusichern. "Ich finde es schade, dass die Behörden Kultur und Brauchtum behindern", sagt Schmid. "Ein Jahr ohne den Faschingszug ist ein totes Jahr." Er hofft, dass der Benediktbeurer Faschingszug, der am Faschingsdienstag stattfindet, erhalten bleiben kann.

Die Penzberger haben für dieses Jahr einen Ausweg gefunden: Beim Faschingstreiben werden sechs Fahrzeuge an der oberen Bahnhofstraße aufgestellt, bei der Christkönigkirche. Bewegt werden sie nicht. Der Aufwand wäre zu groß, wenn wirklich alle Vorschriften eingehalten werden sollten, erklärt Holger Fey. Im Sommer wolle sich das Penzberger Faschingskomitee mit der Feuerwehr, der Polizei und den Teilnehmern zusammensetzen, um einen Weg zu finden, wie der Faschingszug im nächsten Jahr wieder stattfinden kann. Dann könnte es allerdings schwierig werden, Vereine zu finden, die sich die Mühe machen, einen Wagen zu gestalten. Schon in den vergangenen Jahren habe es wegen der strengen Auflagen weniger Teilnehmer gegeben, sagt Jungritter Sonner.

© SZ vom 21.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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