Mehr Leben:Wolfratshauser befürchten die Verödung ihrer Stadt

Lesezeit: 2 min

Hans-Werner Kuhlmann, Dietlind Diepen, Ernst Gröbmair, Klaus Peter Scharf und Ingrid Schnaller (v.li.) präsentieren die Unterschriften. (Foto: Hartmut Pöstges)

1362 Bürger unterstützen die Aktion der Vereine "Lebendige Altstadt Wolfratshausen" und "Werbekreis Einkaufsstadt Wolfratshausen" mit ihrer Unterschrift

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Mit einer Plakataktion haben die Vereine "Lebendige Altstadt Wolfratshausen" (LAW) und "Werbekreis Einkaufsstadt Wolfratshausen" im August großes Aufsehen erregt. Im gesamten Stadtgebiet riefen sie auf Plakaten den Stadtrat auf, endlich zu handeln und bestehende Beschlüsse zur Umgestaltung der Altstadt umzusetzen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, sammelten sie zudem in etwa 60 Geschäften Unterschriften - auch nachdem die Plakate Anfang September abgehängt wurden. Nun ist die Aktion abgeschlossen. LAW-Sprecher Ernst Gröbmair hat am Dienstag bei einem Pressetermin 1362 gesammelte Unterschriften präsentiert. "Wir haben eine ganz breite Unterstützung aus der Bevölkerung bekommen", bilanzierte er.

Zufrieden sind die Initiatoren zwar mit der Reaktion aus der Bürgerschaft, die wie Gröbmair und die Vorsitzenden von LAW und Werbekreis, Hans Werner Kuhlmann und Ingrid Schnaller betonten, durchweg positiv gewesen seien. Nicht jedoch mit dem Effekt ihrer Aktion im Stadtrat. Denn der hat seine Entscheidung zu den vier städtischen Immobilien Untermarkt 10, Pumpenhäuschen, Happ'sche Apotheke und dem sogenannten Boodevaar-Turm erneut zurückgestellt. Im September hatten CSU, SPD und Grüne ihren Antrag dazu - der unter anderem vorsah, den Untermarkt 10 von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (Stäwo) sanieren zu lassen - zurückgezogen; die Fraktionssprecher wollten einen Konsens finden und in der Oktobersitzung einen Beschluss mit breiter Mehrheit fassen. Auf der Tagesordnung für die Stadtratssitzung am Dienstag fehlte dieser Punkt jedoch. Laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wurde der Beschluss in Absprache mit allen Fraktionen vertagt, weil noch einige schriftliche Stellungnahmen fehlen.

"Es ist sehr enttäuschend, dass da wieder nichts passiert", sagte Gröbmair am Dienstag. Die erneute Vertagung sei wohl dem "politischen Geplänkel" geschuldet, das LAW und Werbekreis mit ihrer Aktion kritisiert hätten. Die Fraktionssprecher hätten sich doch angeblich schon geeinigt, sagte der LAW-Vorsitzende Kuhlmann.

"Die Frage ist: Was ist da schon wieder los?" Der Stadtrat falle wieder "in das alte Muster des zwar Diskutierens aber Nichtentscheidens", befürchtete Dietlind Diepen vom LAW-Vorstand. "Es ist deprimierend." Zum Untermarkt 10 sagte sie: "Die Stadt hat die Verantwortung, diese Immobilie in eigener Regie einer vernünftigen Nutzung zuzuführen." Das Haus an einen Investor in Erbpacht zu vergeben, lehnen LAW und Werbekreis ab.

Die gesammelten Unterschriften behalten die Initiatoren. Eine Übergabe an den Bürgermeister, sagte die Werbekreis-Vorsitzende Schnaller, sei nicht vorgesehen gewesen. "Wir wollten ein Stimmungsbild übergeben", ergänzte Diepen. Und das, da waren sich am Dienstag alle einig, sei gelungen. "Das Feedback bestärkt uns, dass wir weiter sehr kritisch an dem Thema dranbleiben", sagte Gröbmair. Einige Unterzeichner seien auch skeptisch gewesen, ob die Aktion überhaupt etwas bringe, berichtete Diepen. Nun gelte es, dieser Resignation entgegenzuwirken. Für die Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Marktstraße, die am 22. November beginnen soll, sind LAW und Werbekreis optimistisch - "wenn dann auch etwas umgesetzt wird", wie Schnaller betonte. Man werde sich auf jeden Fall aktiv einbringen, sagte Gröbmair. Und fügte hinzu: "Es wäre ein gutes Signal, wenn der Stadtrat vor der Bürgerbeteiligung eine Entscheidung zum Untermarkt 10 fällt."

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: