Mädchenrealschule Schlehdorf:Erzdiözese wehrt sich

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Pressesprecher Kellner weist Vorwürfe zurück, das Bistum habe die Entscheidung willkürlich getroffen und die Beteiligten nicht rechtzeitig informiert. Inzwischen geht der Protest weiter - auch auf Facebook.

Suse Bucher-Pinell

Kritik, Protest und Unterschriftenlisten zur überraschend verkündete Schließung der Mädchenrealschule in Schlehdorf sind im Loisachtal und darüber hinaus in vielerlei Form allgegenwärtig. Das Erzbischöfliche Ordinariat allerdings zeigt sich davon unbeeindruckt. "Diese Entscheidung steht", sagte Pressesprecher Bernhard Kellner der SZ auf Nachfrage. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sie auch nicht aus reiner Willkür getroffen." Vielmehr sei sie eine Reaktion auf den Beschluss des Kultusministeriums, die Staatliche Knabenrealschule in Murnau von September an auch für Mädchen zu öffnen.

"Die Entscheidung steht." Das Erzbischöfliche Ordinariat bleibt bei seiner Ankündigung, die Mädchenrealschule in Schlehdorf zu schließen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Hälfte des Schlehdorfer Einzugsgebiets falle in diese Region mit der Folge, dass sich die Schülerzahl in Schlehdorf künftig halbieren werde. Zudem sei durch die demografische Entwicklung mit einem dramatischen Rückgang an Schülerinnen generell zu rechnen. Unter diesen beiden Vorzeichen könne die Schlehdorfer Schule nicht weitergeführt werden. "Wir haben davor gewarnt, dass der Fortbestand von Schlehdorf gefährdet ist, wenn Murnau für Mädchen geöffnet wird." Kellner sieht die Erzdiözese zu Unrecht am Pranger. "Wir teilen die Trauer und den Schmerz", sagte er.

Wie Kellner weiter sagt, wird eine neue Struktur mit Modellcharakter in Garmisch-Partenkirchen im Verbund mit den St. Irmengard-Schulen entstehen. Dort will die Erzdiözese zur bestehenden Realschule und dem Gymnasium eine Fachoberschule (FOS) gründen, die schon 2013/14 ihren Betrieb aufnehmen soll. Falls Bedarf bestehe, könne auch die Realschule erweitert werden, sagte Kellner.

Für die Schülerinnen aus den Gemeinden Kochel am See, Benediktbeuern und Bichl ist das allerdings ein schwacher Trost. Sie müssten künftig auf die Staatliche Realschule Penzberg ausweichen, wenn ihnen der Sachaufwandsträger, der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, die Kosten für den Schulweg erstatten soll. Andernfalls müssen die Eltern die Fahrkarten für Bus oder Bahn selbst bezahlen. Darauf hat der Stimmkreisabgeordnete Martin Bachhuber in einem Brief an Reinhard Kardinal Marx hingewiesen. Darin bittet er auch darum, die Schließung noch einmal zu überdenken und eventuell die Schlehdorfer Schule für Knaben zu öffnen. Pressesprecher Kellner hält davon nichts. "Die Schülerzahlen reichen nicht für zwei Realschulen", sagte er. "Wo sollen die Buben denn herkommen?"

Laut Kultusministerium war eine koedukative Erziehung in Schlehdorf durchaus eine Variante für die Zukunft, neben einer stärkeren Profilierung auf Werteerziehung oder einer Schließung. Pressesprecher Ludwig Unger weist darauf hin, dass die Öffnung der Murnauer Schule für Mädchen im Einvernehmen mit dem Ordinariat gefallen sei. Unger: "Wenn die Erzdiözese gesagt hätte, die Öffnung von Murnau ist der Todesstoß für Schlehdorf, hätten wir es sicher nicht getan." Es sei bedauerlich, wenn gute Bildungsarbeit aufgegeben werde.

Die Kritik, das Ordinariat habe die Beteiligten mit der Nachricht über die Schließung im Jahr 2018 überrumpelt, will Kellner nicht gelten lassen. Die Mitarbeitervertretung sowie der Orden seien "rechtzeitig vorher" informiert worden. Falls die Eltern ein Gespräch wünschten, "sind wir bereit, dem Elternbeirat die Entscheidung im Detail zu erläutern", sagte er.

Unterdessen sammeln Schülerinnen weiter Unterschriften gegen die Schließung. Auf Facebook ist die Gruppe "Rettet die Mädchenrealschule Schlehdorf" auf fast 1500 Mitglieder gewachsen. Am Mittwoch wird zur Menschenkette um das Kloster breite Medienpräsenz erwartet. Der Schlehdorfer Bürgermeister Stefan Jocher hat für Freitag, 19 Uhr, eine Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema einberufen. Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) hat die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am Montag um den Tagesordnungspunkt Mädchenrealschule erweitert.

© SZ vom 17.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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