Königsdorf:Historisches Fundament entdeckt

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Eigentlich wollte Oliver Knoth nur einen Drainagegraben um sein 200 Jahre altes Haus in Königsdorf ziehen. Doch dann traf er auf eine offenbar Jahrhunderte alte Mauer. Ausgehoben hat er am Ende ein Stück Ortsgeschichte.

Thekla Kraußeneck

Zunächst traf Oliver Knoth nur auf eine grün lasierte Scherbe mit Rittermotiv, ein Stück tiefer stieß er dann auf ein Fundament aus uraltem Tuffstein. Die Historie gibt Aufschluss darüber, dass es offenbar zu dem Schlossbau einer adligen Familie aus dem 15. Jahrhundert gehörte.

Der Königsdorfer Oliver Knoth ist an der Beuerberger Straße offenbar auf Grundmauern des Schlosses gestoßen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein "Kernpunkt der Königsdorfer Geschichte" werde damit wiederbelebt, sagte Altbürgermeister Alfred Stangler jetzt bei einer Besichtigung der Ausgrabung. 100 Meter neben dem an der Kirche stehenden Haus habe sich schon im 11. Jahrundert eine Tuffsteingrube befunden, aus der Steine für einen Schlossbau gefördert wurden.

Die Grube, im Dialekt "Griam", sei von den "Griamla" bewohnt worden, deren Häuser zum Schloss gehörten. Unter ihnen habe sich eine bunte Schar von Berufsgruppen befunden, wodurch das Schloss dazu beigetragen habe, dass Königsdorf zu einem lebendigen Gemeinwesen gediehen sei. Den Vorläufer des hinter den den Fundamenten vermuteten Prunkhauses habe im 11. Jahrhundert eine adlige Familie namens Nobiles de Chumiztorff aus Tuffstein gebaut, erläuterte Arthur Zimprich vom Arbeitskreis Geschichte.

Im 14. Jahrhundert sei das Schloss von den adligen Höhenkirchnern übernommen worden, die es 1493 nach einem Brand wieder aufbauten. Auf diesen Neubau gehe das Fundament zurück und beziehe sich ein im Pfarrarchiv gefundener so genannter "Ötschmann-Grundriss" aus dem Jahr 1719. Fünf Jahre vor der Erstellung dieses Plans sei das Schloss durch das Kloster Schäftlarn jedoch vollständig abgetragen worden.

Interesse hat das alte Königsdorfer Schloss bereits 1978 geweckt, als die Freiwillige Feuerwehr im Rahmen der 1200-Jahr-Feier nach dem Ötschmann-Plan ein Modell baute, das dem Aussehen des Schlosses entsprochen haben könnte. Nach diesem Modell zeichnete Stangler jetzt einen neueren Plan, durch den das Schloss nun möglicherweise genauer lokalisiert werden konnte.

Demnach habe das rund 20 mal 25 Meter messende Gebäude vier etwa 18 Meter hohe Türme besessen, die sich an der Schulgasse und am Kindergarten befunden haben sollen. Der Durchmesser eines solchen Turms habe etwa 4,60 Meter betragen. Das gefundene Fundament hat allerdings eine geschätzten Gesamtdurchmesser von neun Metern, was nach Ansicht Stanglers jedoch keine Rückschlüsse auf die wahre Breite des Turms zulasse. Denn Fundamente seien immer breiter als das darauf stehende Gebäude.

Ferner verlaufe das Fundament in einem 15-Grad-Winkel, was genau der achteckigen Form des Ötschmann-Plans entspreche. Wie groß das Fundament nun aber tatsächlich ist, müsse ein Ausgrabungsteam feststellen, sagte Knoth, er selbst werde erst einmal nicht mehr weitergraben. Das Denkmalamt habe den Fund dokumentiert, sich aber um weitere Schritte bislang nicht bemüht.

Der teilweise unbewohnte Gebäudekomplex aus vier Anwesen steht derzeit nicht unter Denkmalschutz. Zu den Funden zählen Bruchstücke von teilweise grün lasierten Gefäßen, handgefertigte Dachplatten und der skelettierte Unterkiefer eines Hundes oder eines Wolfs. Der Gemeinderat hat dem Vorschlag des Arbeitskreises, die unter dem ehemaligen Schloss befindliche Quelle und den dazugehörigen Bach "Schlossquelle" und "Schlossbach" zu taufen, zugestimmt. In zwei Wochen soll ein Schild aufgestellt und in diesem Rahmen ein "Griamlafest" gefeiert werden.

© SZ vom 08.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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