Grundsteinlegung in Königsdorf:Karge Feier

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Bürgermeister besorgt die Utensilien für die Rathaus-Grundsteinlegung im Baumarkt.

Barbara Szymanski

Schon tausendmal ist es so geschehen: Bei einer Grundsteinlegung ist ein vorgefertigter Schacht vorbereitet. Dahinein wird eine sogenannte Zeitkapsel aus rostfreiem und ziemlich robustem Edelstahl gelegt mit aktuellen Unterlagen. In Bayern ist auch eine Flasche Bier obligatorisch. Das Behältnis wird sorgsam versiegelt und der Schacht danach mit Baumaterial so verschlossen, dass er die Zeiten überdauert. Bei der Grundsteinlegung für das neue Rathaus in Königsdorf läuft allerdings alles ganz anders. Sparen ist nämlich angesagt. Schließlich kostet ja schon der Bau 1,7 Millionen Euro. Deshalb hat sich Bürgermeister Anton Demmel zuvor höchst selbst in einen Baumarkt begeben und ein postgelbes Plastikköfferchen gekauft. "Eines aus Aluminium war mir zu teuer", sagt er und wurschtelt das Heimatbuch, den Gemeinderatsbeschluss über den Rathausneubau, eine Tageszeitung und Unterlagen über den Weg der Geschichte hinein. Die Flasche Bier mit seinem Konterfei darauf, die er vor fünf Jahren zu seiner Wahl als Bürgermeister geschenkt bekommen hat, muss er wieder herausnehmen. Denn Eduard Hieke vom Arbeitskreis "Weg der Geschichte" hat Bedenken, dass die Flasche platzt und das Schriftgut unleserlich macht. Das sieht Demmel ein und legt die Flasche wie das Köfferchen - auf den blanken Boden.

Hmm, was nun, überlegt sich die Festgesellschaft um den Bürgermeister, einige Gemeinderäte und Architekt Hans Eizenberger aus Bad Tölz. Das Bauarbeiterteam, das gerade mit Betonarbeiten für den Keller beschäftigt ist, hat eine Idee: um das Zeitköfferchen rundherum und obendrauf Ziegelsteine legen und mit ordentlich viel Beton verfestigen. Das Ganze sieht am Schluss aus wie eine Sandburg von Kinderhand gebaut. Ein Bauarbeiter dekoriert das kuriose Gebilde noch mit einem Tuffstein, der typisch ist für Königsdorf. Und Gemeinderat Johann Hartl feixt: "Noch rechts und links je ein Türmchen, dann sieht das aus wie unser nicht mehr existierendes Schloss."

Eine Rede gibt es nicht, aber einige Informationen: zwölf mal 25 Meter groß wird das Rathaus, der Keller nimmt nur ein Drittel ein - aus Kostengründen. Der 167 Quadratmeter große Sitzungssaal im Obergeschoss hat Platz für 70 Leute und wird auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Das funktioniert, weil es einen eigenen Eingang gibt und einen Lift. Das Rathaus wurde sechs Meter nach Süden versetzt, damit die Sedlmeierstraße endlich verbreitert werden kann. "Da hat nicht mal der Schulbus durch gepasst", merkt Gemeinderat Markus Orterer an. Der Architekt ist sich indes sicher, dass Mitte Juni das Dach und noch heuer der ganze Bau fertig wird - also lange vor dem Kommunalwahl am 16. März 2014.

Die Feier ist genauso karg wie die eigentliche Grundsteinlegung. Nur Bier und eine koffeinhaltige Limonade werden gereicht. Doch der Architekt begießt den Boden des Rathausneubaus immerhin symbolisch mit einem Schluck Bier. Das war's.

© SZ vom 25.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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