Gesundheitsamtchef Hartmann:"Es riecht nach Schwimmbad"

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Franz Hartmann erklärt, warum es zwingend notwendig war, das Wasser im Landkreis für eine Weile zu chloren.

Lisa-Marie Rau

Aufgrund der starken Regenfälle in diesem Jahr mussten einige Kommunen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ihr Trinkwasser chloren - die Stadt Wolfratshausen etwa bis zum vergangenen Donnerstag. Franz Hartmann ist als Leiter der Abteilung Humanmedizin im Tölzer Landratsamt auch für Trinkwassersicherheit zuständig.

Das Chloren von Trinkwasser gehört für ihn zum normalen Geschäft: Franz Hartmann. (Foto: Manfred Neubauer)

SZ: Welche Gemeinden im Landkreis haben ihr Trinkwasser schon gechlort?

Franz Hartmann: Das sind verschiedene, einmal muss diese Gemeinde chloren, einmal eine andere. Es trifft fast alle irgendwann. Das gehört zum normalen Geschäft von Betreibern von Wasserversorgungsanlagen.

SZ: Warum musste gechlort werden?

Hartmann: Wegen der extremen Witterungsbedingungen in diesem Jahr sind Verunreinigungen ins Wasser gekommen, entweder durch einen Anstieg des Grundwassers, oder weil von der Oberfläche etwas hineingesickert ist. Dabei handelt es sich in erster Linie um Fäkalkeime, die von Tieren ausgeschieden wurden.

SZ: Auf welcher Grundlage wird entschieden, ob gechlort werden muss?

Hartmann: Wir untersuchen das Wasser nur auf sogenannte Indikatorkeime. Das sind coliforme Keime und E.coli, die über den Darm von Tieren und Menschen ausgeschieden werden. Die sind in der Regel nicht gefährlich, aber Unterarten, wie zum Beispiel Enterohämorrhagische E.coli schon. Stellen wir Indikatorkeime im Wasser fest, besteht die Möglichkeit, dass auch andere, gefährliche Krankheitserreger, die über den Darm ausgeschieden werden - wie Hepatitis-A-Viren - ins Trinkwasser gelangen können. Darum ist es zwingend notwendig, das Wasser für eine Weile zu chloren.

SZ: Wie macht sich die Chlorierung für Anwohner bemerkbar?

Hartmann: Beim Duschen im Bad riecht es nach Schwimmbad. Im Kaffee merkt man es aber nicht. Nur wenn man das Wasser direkt aus der Leitung trinkt, schmeckt man das Chlor.

SZ: Kann das Chlor für Menschen gefährlich werden?

Hartmann: Nein, nicht wenn die vorgegebene Konzentration eingehalten wird. Das wurde schon millionenfach ausprobiert. Bei der vorgegebenen Menge ist es für Bakterien tödlich, aber für Menschen ungefährlich. Nur bei Aquariumfischen muss man aufpassen. Die gehen bei Chlorwasser ein.

SZ: Wann kann man die Chlorierung einstellen?

Hartmann: Nach einer Woche kann die Chlorierung in der Regel beendet werden. Einige Tage später wird das Wasser untersucht. Wenn dann keine Verunreinigung mehr festzustellen ist, ist es für dieses Mal überstanden. Dann ist das Chlor noch ein paar Tage im Ortsnetz, bis es endgültig verschwunden ist.

© SZ vom 21.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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