Pädagogik:Vom Klassenzimmer auf die Bühne

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Referate müssen nicht langweilig sein. Neuntklässler der Geretsrieder Realschule zeigen, wie es geht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bei der "Best-of-Projektpräsentation" stellen Neuntklässler der Geretsrieder Realschule ihrem Publikum besonders gelungene Referate vor. Das Thema: Veränderung und Wandel.

Von Jana Daur, Geretsried

Ungewöhnlich viele Menschen tummeln sich an diesem Abend in der Geretsrieder Realschule. Die Aula ist gut gefüllt. Schüler, Eltern und Großeltern sitzen im Publikum und warten gespannt auf das Programm, das die Neuntklässler vorbereitet haben. "Best-Of-Projektpräsentation" lautet der Titel der Veranstaltung, bei der die Jugendlichen Teile von Referaten, die sie im Unterricht vorgetragen haben, vor einem Publikum halten.

Großer Andrang in der Aula: Die Projektpräsentation der 9. Klassen hat in Geretsried Tradition. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Schon seit mehreren Jahren gibt es dieses Programm an der Geretsrieder Realschule. Während der Corona-Pandemie musste zwangspausiert werden, nun dürfen die Schüler endlich wieder auf die Bühne. Dass die Projektpräsentationen einem öffentlichen Publikum zugänglich gemacht werden sollen, ist eine Vorgabe des Kultusministeriums. Doch nach Unterricht fühlen sich diese Stunden in der Aula nicht an, vielmehr merkt man den Jugendlichen ihre Freude am Vortragen an. Neun Gruppen stellen ihre Referate vor. Die Themen reichen von "szenischen Anspielen" über den "American Dream" bis hin zum Wandel von Zahlungsmitteln im Laufe der Zeit.

Zum Auftakt spricht Schulleiterin Christine Venus-Michel lobende Worte. "Ihr Schüler seid hier die Experten", sagt sie. Dann betreten vier Jugendliche die Bühne, um in das Programm einzuleiten. Der Abend steht unter dem Motto "Veränderung und Wandel". Auf der Leinwand hinter den Schülern ist ein Zitat von Albert Einstein zu lesen: "Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will."

Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung sind Stichworte, die junge Menschen umtreiben. In verschiedenen Unterrichtsfächern setzten sie sich als Kleingruppen über fünf Wochen mit diesen Themen auseinander und bereiteten 40-minütige Präsentationen vor. Die Besten von ihnen gestalten nun die Abendveranstaltung - und zwar in Eigenregie.

Felix, Lorenz, Andreas und Hannes haben ein Thema aus der Automobilindustrie gewählt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Neuntklässler präsentieren Ausschnitte ihrer Vorträge, bauen die Bühne um und moderieren die Veranstaltung. Eine Technik-AG kümmert sich außerdem um das Abspielen von Videos, Musik sowie Power-Point-Folien. Dabei werden sie von einigen Schwierigkeiten herausgefordert. Zunächst fällt ein Beamer aus, dann wollen nicht alle Mikrofone funktionieren. Auch die Lautsprecher machen zwischenzeitlich Probleme. Davon lassen sich die jungen Leute nicht beirren, sondern helfen sich mit Improvisationen weiter. Ein Video ohne Ton wird auf der Bühne kurzerhand nachsynchronisiert.

Gabriele Rau ist begeistert, wie souverän die Jugendlichen das Programm umsetzen. Sie gehört zur erweiterten Schulleitung an der Geretsrieder Realschule und hat geholfen, den Abend vorzubereiten. "Uns ist es wichtig, dass die Schüler die Erfahrung machen, öffentlich zu präsentieren", sagt Rau. Das Vortragen sei heutzutage im Arbeitsalltag eine wichtige Kompetenz. Außerdem lernten die Neuntklässler, im Team zu arbeiten.

Während der Vorbereitungszeit durften sie sich zweimal von ihren Lehrern ein Zwischenfeedback einholen. Außerdem gab es zum Auftakt der Projektvorbereitung ein eintägiges Methodentraining. Dort lernten die Jugendlichen, wie man Vorträge kreativer gestalten kann, welche Medien eingesetzt werden können und wie man Inhalte spannend verpackt.

"Wichtig ist ein cooler Einstieg"

Anschließend hielten die Gruppen ihre Referate vor der eigenen Klasse sowie vor den Schülern der achten Klassen. Benotet wurden die Präsentationen dann im Deutschunterricht sowie im jeweiligen Fach, aus dem das Referatsthema kam. Dabei wurde das Augenmerk nicht nur auf die inhaltliche Aufbereitung gelegt, sondern auch auf eine möglichst kreative Umsetzung. Viele Gruppen entschieden sich, mit selbstgedrehten Videos, kleinen Anspielen oder - wie im Fach Physik - mit selbstgebauten Modellen in ihre Vorträge einzuleiten.

"Wichtig ist ein cooler Einstieg", findet auch Raphaela Fadinger. Gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen Charleen Hofstetter, Ela Ücgül und Vanessa Elek referiert die 14-Jährige über nachhaltigen Tourismus in Bordeaux - auf Deutsch und Französisch. Die Gruppe beginnt ihren Vortrag mit einem kurzen lustigen Schauspiel, das von der Barriere zwischen den beiden Sprachen handelt und für einige Lacher im Publikum sorgt. Danach stellen sie ein Plakat vor, auf dem Sehenswürdigkeiten aus der Urlaubsregion in Gironde zu sehen sind. Es gibt viel Applaus.

Ela erklärt: "Wir haben uns zweimal getroffen und ansonsten das Meiste in der Schule vorbereitet." Trotzdem, ergänzt Charleen, sei es wichtig, dass alle auch von zuhause aus an ihren Vorträgen arbeiteten. Raphaela betont, dass es hilfreich sei, das Referat mehrfach zu üben. Dann müsse man sich auch keine Sorgen um Lampenfieber machen: "Bevor man auf die Bühne geht, ist man aufgeregt, aber oben ist das schnell vergessen."

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