Geretsried:Fan-Krawalle am Isaraustadion

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Wie aus dem Nichts sind am Samstag 40 Vermummte aufgetaucht. Sie lieferten sich am Rande eines Testspiels mit Anhängern des 1. FC Nürnberg eine Straßenschlacht. Die Polizei sperrte daraufhin Straßen und hielt auf der B11 Autos auf. Alles deutet daraufhin, dass es Ultra-Fans des FC Bayern die Randale angezettelt haben.

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Anhänger des FC Bayern München und des 1. FC Nürnberg haben sich am Samstag in Geretsried eine Straßenschlacht geliefert. Zu den Fan-Krawallen kam es am Rande eines Vorbereitungsspiels der Nürnberger gegen den spanischen Erstligisten Real Santander. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit tauchten laut Polizei an die 40 vermummte Bayern-Ultras vor dem Isaraustadion auf, woraufhin 50 bis 70 Nürnberg-Fans nach draußen stürmten. Es flogen Gegenstände, mehrere Personen wurden leicht verletzt. Bevor die Polizei eingreifen konnte, waren die Vermummten verschwunden. Die Polizei sperrte Straßen ab und leitete eine Ringfahndung ein. Auf der B11 gab es Fahrzeugkontrollen. Es war ein blitzartiger und heftiger Auftritt der Hooligans. Edi Engelhardt, Technischer Leiter der Fußballabteilung des TuS Geretsried, erlebte alles hautnah mit. Er wollte gegen 16 Uhr am Eingang zum Stadion gerade seine Kasse schließen, als er aus der Alpenstraße gegenüber die Bayern-Anhänger kommen sah. In dem Moment seien schon die Nürnberger an ihm vorbei gestürmt, einige hätten gerufen, das seien die Bayern vom "Schickeria"-Fanclub. Die mache man jetzt platt. Jemand warf ein abgestelltes Fahrrad über den Stadionzaun, ein Abfalleimer und ein Stuhl flogen. Eine Scheibe am Kassenhäuschen ging zu Bruch. Nur kurz seien die Fangruppen aufeinander gestoßen, sagte Engelhardt. Nach seinem Eindruck zogen sich die Bayern-Hooligans schon nach einer Minute wieder zurück. Immer wieder sind Mannschaften mit großem Namen in Geretsried zu Gast. Olympiakos Piräus war schon da, und auch der türkische Hauptstadtclub Ankaragücü. Außergewöhnliche Vorfälle gab es nie. Die TuS-Verantwortlichen hatten sich trotzdem informiert, ob zuletzt bei Testspielen der Nürnberger gewaltbereite Fans aufgetreten sind. Reiner Berchtold, Leiter der TuS-Fußballabteilung und selbst Polizeibeamter, sagte, noch kurz vor Anpfiff habe ein Fanbetreuer der Nürnberger erklärt, es sei alles bestens. Nach dem Gewaltausbruch spekulierten freilich auch Nürnberger Verantwortliche, ob es übers Internet nicht eine Verabredung gab. Die Bayern-Ultras hat wohl auch angelockt, dass in Anschluss an das Spiel Nürnberg gegen Santander (1:0) die A-Junioren des TuS gegen den Bayern-Nachwuchs antraten. Zehn Ordner waren im Stadion und einige Polizeibeamte, als es zu den Krawallen kam, die im Stadion kaum jemand bemerkte. Verstärkung war nach Aussage von Beobachtern dann schnell aus Wolfratshausen, Penzberg, Bad Tölz da. Ein Zug der Einsatzbereitschaft München half. Straßen wurden abgesperrt, damit die Zuschauer sicher das Stadion verlassen konnten. Es lief eine Fahndung an, ein Hubschrauber kreiste. Auf der B11 und an der Tattenkofener Brücke gab es bis in den Abend hinein Fahrzeugkontrollen. Berchtold sagte, die Polizei habe in Mülltonnen T-Shirts gefunden, die sich die Ultras übergezogen hatten, um unerkannt zu bleiben. Welche Fan-Gruppe hinter der Aktion steckte, war bis Sonntag aber nicht letztgültig geklärt. Der FC Bayern München lehnte mit Verweis auf die Ermittlungen eine Stellungnahme ab. Berchtold, der auch für die SPD im Kreistag sitzt, forderte derweil die Politik zum Handeln auf. Die Polizeiinspektionen auf dem Land seien personell ausgedünnt. Das sei bei denen, die Gewaltaktionen planten, bekannt.

© SZ vom 25.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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