Geplante Windräder in den Wadlhauser Gräben:Der Rotmilan beflügelt Bürgerinitiative

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Ein Gutachten beweist die Existenz der gefährdeten Vogelart in den Wadlhauser Gräben. Das könnte den Bau von Windkraftanlagen verhindern.

Isabel Meixner

In den Wadlhauser Gräben leben mehrere der vom Aussterben bedrohten Rotmilane, die den Bau von Windrädern verhindern könnten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Artenschutzgutachten des Münchner Planungsbüros von Diplom-Biologe Axel Beutler, das der Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben hat erstellen lassen. "Rote Milane sind zigfach gesichtet worden", sagt Vereinsvorsitzende Melani Suckfüll auf SZ-Nachfrage. Das bestätige Manfred Siering, Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, der in Niederried ein Exemplar gesehen habe.

Der bedrohte Rotmilan, vom Naturschutzbund Deutschland zum Vogel des Jahres 2000 gekürt, wurde in den Wadlhauser Gräben gesichtet. (Foto: dpa)

Neben dem Rotmilan seien noch andere geschützte Vogelarten wie der Dreizehenspecht entdeckt worden. Der Berger Bürgermeister Rupert Monn reagiert gelassen auf das Gutachten: "Es war uns bewusst, dass noch eine artenschutzrechtliche Prüfung ansteht." An der ausgewiesenen Konzentrationsfläche, die den Bau von Windrädern in den Wadlhauser Gräben ermöglicht und an anderer Stelle ausschließt, ändere sich jedoch nichts.

Zahlreiche mit Datum versehene Fotos aus Bachhausen, Icking, Zell und Neufahrn beweisen dem Biologen Beutler zufolge die Existenz des Roten Milans. Wie viele in dem Waldgebiet tatsächlich lebten, kann er nicht sagen. Er habe aber eine ganze Reihe an Beobachtungen gemacht. Auf einem Bild sind laut Melani Suckfüll sogar drei Vögel zu sehen. Jungvögel, wie die Vereinsvorsitzende glaubt. Für sie ein Hinweis darauf, dass sich ein oder mehrere Horste in den Wadlhauser Gräben befinden. Das würde die Genehmigung für Windräder deutlich erschweren, wenn nicht verhindern.

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit zählt den Roten Milan in seinen "Hinweisen zur Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen" zu den kollisionsgefährdeten Vogelarten. Windräder sollen demnach einen Mindestabstand zu den Nistplätzen von 1000 Metern haben. Wird diese Marke unterschritten, dürfen die Anlagen dann nicht gebaut werden, wenn die Vögel beispielsweise bei der Nahrungssuche ein Windrad überfliegen müssten und so einem erhöhten Tötungsrisiko ausgesetzt wären. "Wir sind froh, mittels eines unabhängigen Gutachters nachweisen zu können, dass der Rote Milan vorhanden ist", sagt Suckfüll.

Dennoch würde das Vorkommen des Roten Milans dem Bau von Anlagen nicht automatisch im Weg stehen, sagt der Berger Bürgermeister Monn: Die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung erfolge erst im Baugenehmigungsverfahren, wenn ein konkreter Standort untersucht werde. Das bestätigt auch Starnbergs Kreisbaumeister Christian Kühnel und schränkt ein: "Es zählt nicht, wenn der Rotmilan irgendwann drübergeflogen ist." Im Genehmigungsfall, so Kühnel weiter, " werden wir mit Argusaugen darauf achten".

Wo sich die Horste befinden, geht aus dem Gutachten nicht hervor. Um darüber Klarheit zu erlangen, soll es eventuell noch eine Begehung mit dem beauftragten Münchner Planungsbüro geben. Die Nistplätze sollen der Öffentlichkeit aber nicht mitgeteilt werden - aus Angst, neugierige Menschen könnten die Ruhe der Vögel stören.

Der Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben präsentiert das Gutachten der Öffentlichkeit am Dienstag, 26. Juni, von 19.30 Uhr an im Jägerwirt in Neufahrn. Weiteres Thema werden Winduntersuchungen eines Privatmanns sein, dem zufolge der Wind im Bereich der Wadlhauser Gräben mit durchschnittlich 4,1 Meter pro Sekunde deutlich geringer sei als angenommen. Die von der Gemeinde Berg angestrebte Rendite von sechs bis neun Prozent sei demnach zu hoch angesetzt. Außerdem wird Martin Ruhdorfer, Sohn des Schäftlarner Bürgermeisters Matthias Ruhdorfer, über die aktuellen politischen Rahmenbedingungen referieren.

© SZ vom 19.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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