Flößerei: Unfall am Georgenstein:"Für uns Flößer eine Bagatelle"

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Die Strömung war schuld am Unfall am berüchtigten Georgenstein. Flößer Josef Seitner über den Zwischenfall und die Besonderheit der "Loreley auf der Isar".

Wolfgang Schäl

Am Samstag ist ein Floß des Wolfratshauser Unternehmers Josef Seitner mit rund 50 Leuten gegen den Georgenstein gestoßen. Solche Unfälle hat es früher nicht selten gegeben, in den vergangenen Jahren hat man kaum davon gehört.

Flößer Josef Seitner touchierte auch einmal den Georgenstein. "Dann haben die Leute gesagt: Sepp, ist nicht so tragisch." (Foto: Hartmut Pöstges)

SZ: Ein Floß rammt den Georgenstein - ist das bei Ihrem Unternehmen schon mal passiert?

Josef Seitner: Gerammt ist übertrieben, gestreift hat es ihn. Ansonsten müsste es ja das ganze Floß zerlegen. Es ist aber nur ein Stamm weggegangen. Einer von 18. Das passiert ständig. Wenn wir keine Feuerwehr rufen würden, wüsste es niemand. Für uns Flößer ist das eine Bagatelle.

SZ: Wie ist es dazu gekommen?

Seitner: Es ist einfach passiert. Ich war selber nicht dabei, am Ruder war ein zuverlässiger Mann, der schon seit Jahrzehnten seine Arbeit macht. Die Strömung war an dem Tag stärker als normal, so dass es ihn unweigerlich an den Felsen hingetrieben hat. Die Leute am Floß waren Südtiroler, die haben einen Riesenspaß gehabt, für die war das Action und Gaudi.

SZ: Waren die Fahrgäste gefährdet?

Seitner: In keinster Weise. Das ist wie bei einem Lkw, wenn es einen Reifen zerreißt, dann fährt er mit seinen fünf anderen Reifen sicher weiter. Den Flößer selber hat's natürlich ein bissl gegrimmt, das ist eine Sache der Ehre. Aber passieren kann es jedem. Ich bin auch schon an den Felsen hingestreift, aber dann haben die Leute gesagt: Sepp, ist nicht so tragisch. Wenn die Strömung voll an den Stein fällt, dann hat der Flößer alle Hände voll zu tun. Es ist immer eine Sache der Einschätzung, wie das Wasser in dieser Sekunde grad läuft. Man muss sich das so vorstellen, wie wenn ein Flugzeug in ein Luftloch gerät. Da weiß der Pilot dann auch nicht, wie weit er runter fällt.

SZ: Immer wieder mal ist die Forderung erhoben worden, der Georgenstein müsse weg. Finden Sie das auch?

Seitner: Nein. Der Georgenstein ist ein markanter Punkt, auch wenn es immer wieder zu einem Streifschuss kommt. Das beweist nur, dass er härter ist als das Floß. Er ist uns wichtig, deswegen haben wir Flößer ja den heiligen Georg oben drauf gesetzt. Er ist die Loreley auf der Isar, ein schöner Punkt, der viel fotografiert wird. Ihn wegzumachen, das wäre für uns ganz schlecht. Er ist auch für die Flößerei selbst positiv, weil er uns aus der Strömung wieder rausnimmt. Reizvoll ist er nicht zuletzt historisch gesehen. Er stammt aus der Eiszeit, und die Römer haben an der Stelle früher eine Brücke gehabt und Zoll verlangt.

© SZ vom 31.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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