Entwicklung der Loisachstadt:Kein Sarkophag am Hatzplatz

Lesezeit: 2 min

Dem Wolfratshauser Stadtrat ist das geplante Parkhaus plötzlich zu klobig

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Am Hatzplatz ein Parkhaus zu errichten ist seit knapp zwei Jahren beschlossene Sache im Wolfratshauser Stadtrat. Das Gelände hat die Stadt inzwischen an den Tölzer Bauunternehmer Siegfried Adlwarth verpachtet, der mit seiner PaWo GmbH dort 156 Stellplätze schaffen will. Eine Entscheidung über den Bauantrag hatte der Bauausschuss des Stadtrats im Mai zurückgestellt, um vom vertraglich geregelten Mitspracherecht Gebrauch zu machen. Am Mittwoch sollte es nur noch um die Fassade gehen, bevor man einen Beschluss fällen wollte. Die Stadträte stellten das Bauvorhaben an der Loisach in seiner derzeitigen Planung jedoch grundsätzlich in Frage: Zu klobig sei das zehn Meter hohe Parkhaus in der sensiblen Lage in der Altstadt. Nun soll Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) noch einmal mit Adlwarth verhandeln, um eine möglichst verträgliche Gestaltung zu erwirken.

Gleich zu Beginn einer langen Grundsatzdiskussion kritisierte Richard Kugler (CSU-Fraktion) die Lage des geplanten Parkhauses. Er plädierte dafür, den Baukörper um circa fünf Meter nach Osten in Richtung Loisach über die Barbezieuxstraße zu verschieben. Dann hätte das Gebäude, das laut derzeitiger Planung im Westen etwa zehn und im Osten knapp neun Meter hoch werden soll, keine so hohe "Riegelwirkung" mehr für die Anwohner. Auch die Zufahrtssituation für die Feuerwehr, die die Parkhauspläne in einem Brandbrief scharf kritisiert hat, werde entschärft. "Wir sind jetzt wieder bei der Planung aus den Siebzigerjahren", sagte Kugler zu dem Bauantrag. "Es wird für mich schwierig, da zuzustimmen."

Ähnlich sahen das die anderen Stadträte: "Ich will nicht, dass wir irgendwann einen Sarkophag von Tschernobyl auf dem Hatzplatz stehen haben", sagte CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl. Das Parkhaus werde die Silhouette der Häuser in der Altstadt überragen und das Stadtbild "nachhaltig verändern". Er habe sich nach Erhalt der Unterlagen an Ort und Stelle ein Bild von dem Vorhaben gemacht, sagte Fritz Schnaller (SPD). Das habe ihn erschüttert: "Das, was der Trump an der Grenze zu Mexiko haben will, hätten wir dann hier in Wolfratshausen." Hans Schmidt (Grüne) erinnerte daran, dass der Stadtrat eine besondere Verantwortung habe in Bezug auf die städtebauliche Verträglichkeit des Vorhabens. Das Büro, das die Stadt in Städtebauförderung berate, habe das Vorhaben als nicht förderfähig eingestuft, deshalb sei das Parkhaus so abzulehnen. Sowohl Schmidt als auch BVW-Sprecher Josef Praller plädierten für eine Abstufung in der Höhenentwicklung des Gebäudes.

Bürgermeister Heilinglechner und Bauamtsleiterin Susanne Leonhard wiesen darauf hin, dass der Bebauungsplan rechtsgültig sei und das Landratsamt ein nicht erteiltes Einvernehmen ersetzen könne. Bei einer Ablehnung des Bauantrags sei die Stadt unter Umständen regresspflichtig, mahnten sie. Das soll nun durch erneute "konstruktive Verhandlungen" mit dem Bauherrn verhindert werden. Den Bauantrag lehnte der Stadtrat einstimmig ab, wegen drei Überschreitungen der Baugrenze: bei der geplanten Einfahrt und bei den Wandhöhen im Osten (um 44 Zentimeter) und im Westen (83 Zentimeter). Laut Beschluss soll Heilinglechner nun mit Adlwarth ein Gespräch führen, um einen "verträglichen Kompromiss" zu erreichen. Dabei soll es vor allem um die geforderte Höhenabstufung und eine mögliche Verschiebung der Lage gehen. Und auch - nach der Mehrheit der Stadträte - um alle vier von den Fraktionen eingebrachten Vorschläge zur Fassadengestaltung, die am Mittwoch im Ausschuss nicht mehr näher diskutiert wurden.

© SZ vom 07.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: