Einsätze:Gefährliche Freizeit

Lesezeit: 2 min

Unfälle beim Radfahren, Tauchen und Bergsteigen beschäftigen Polizei und Hilfsorganisationen im Landkreis

Benjamin Engel

Zwei Tote, zwei Schwerverletzte und mehrere Leichtverletzte: Das ist die traurige Bilanz der vergangenen Tage. Am Freitagabend ist ein Radfahrer bei der Einfahrt von Lenggries auf die B472 nach BadTölz von einem Autofahrer erfasst und schwer verletzt worden. Mittlerweile ist der 45-jährige Freiburger im Krankenhaus München-Schwabing seinen Verletzungen erlegen.

Ein Tauchunfall an der sogenannten "Allmannshauser Steilwand" am Starnberger See forderte ebenfalls ein Todesopfer. Am Samstagabend hatte eine 29-jährige Taucherin kurz nach dem Auftauchen das Bewusstsein verloren. Sie ist am gestrigen Montag im Klinikum Großhadern gestorben.

Ein 43-jähriger Radfahrer aus Karlsruhe, der ohne Helm unterwegs war, zog sich in Bad Tölz nach einem Sturz schwere Kopfverletzungen zu. Eine 46-jährige Wanderin stürzte am Schürpfeneck bei Vorderriß ab und erlitt schwere Bein- und Armverletzungen. Dazu kommen fünf leicht verletzte junge Leute, die mit ihrem Wagen am frühen Sonntagmorgen bei Kirchbichl/Schnaitt von der Ortsverbindungsstraße abkamen, und ein ebenfalls leicht verletzter Motorradfahrer auf der Kesselbergstrecke am Freitag: ein ganz normales Wochenende?

Dass die Unfälle in der Freizeit, also beim Wandern, Radfahren, nach dem Discobesuch oder auf dem Wasser, im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen signifikant zugenommen haben, lässt sich aus den Vorfällen der vergangenen Tage nicht ableiten. Auf der Isar jedoch hätten sich die Einsätze bei Unfällen mit Kanu- und Schlauchbootfahrern über die vergangenen fünf Jahre betrachtet verdreifacht, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Tölzer Kreiswasserwacht, Christian Winklmeier.

Erst vor Kurzem sei ein Mann beinahe ertrunken. Er habe sich den Fuß so unglücklich unter einem Stein eingeklemmt, dass er mit dem Kopf unter Wasser gedrückt worden sei. Die Wassersportler gingen auf der Isar immer größere Risiken ein. Selbst widrigste Umstände wie Hochwasser oder schlechtes Wetter schreckten sie nicht ab. Ansonsten gebe es an den Seen und Flüssen im Landkreis heuer nicht mehr Unfälle als in früheren Jahren.

In den vergangenen Wochen waren zwar vermehrt Radfahrer in schwere Unfälle verwickelt, bestätigt Polizeihauptkommissar Christian Neubert von der Polizei in Wolfratshausen. Das liege aber vor allem daran, dass bei schönem Wetter viele Fahrradfahrer unterwegs seien. Da passierten mehr Unfälle. Häufiger als im vergangenen Jahr seien diese aber nicht. Ähnlich beurteilt dies Johannes Kufner von der Polizei Bad Tölz. Schwere Unfälle mit Radfahrern wie am vergangenen Wochenende seien die absolute Ausnahme. Auch Discounfälle gebe es im Tölzer Polizeirevier selten. Hier sei es seit geraumer Zeit eher ruhig.

Ein Ansteigen der Unfallzahlen in seinem Einsatzgebiet kann Sepp Bergmayr, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Lenggries, nicht bestätigen. "Die absoluten Einsatz- und Unfallzahlen sind in den vergangenen zehn Jahren gleich geblieben, obwohl deutlich mehr Leute im Gebirge unterwegs sind", sagt Bergmayr. Insgesamt nimmt die Risikobereitschaft der Menschen, die in den Bergen ihre Freizeit verbringen, seiner Ansicht nach nicht zu.

Auffällig sei aber doch, dass die Bergwacht mehr Wanderer als früher wegen Kreislaufbeschwerden behandeln müsse. So mancher bewege sich einfach zu wenig an der freien Natur. Ohne regelmäßiges Training überschätzten viele und gerade auch junge Leute ihre Leistungsfähigkeit. Außerdem fahren nach Angaben von Bergmayr wesentlich mehr jugendliche Skifahrer und Snowboarder im freien Gelände. Zu Einsätzen würde die Bergwacht hier aber kaum gerufen.

© SZ vom 07.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: