Bad Tölz:"Unsere Gäste sind jünger geworden"

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Die stellvertretende Kurdirektorin Brita Hohenreiter über steigende Zahlen und den Wandel im Tölzer Tourismus

Suse Bucher-Pinell

Nach vielen Jahren des Rückgangs zeigen die Tölzer Tourismuszahlen inzwischen wieder nach oben: So viele Gäste wie nie zuvor haben im vergangenen Jahr die Kurstadt besucht, nämlich fast 86 000. Die stellvertretende Kurdirektorin Brita Hohenreiter hofft, dass sich der Aufwärtstrend auch in diesem Jahr fortsetzt.

Brita Hohenreiter  kann für Bad Tölz steigende Gästezahlen präsentieren, doch nicht alle Hoteliers und Vermieter profitieren davon. (Foto: Neubauer) (Foto: N/A)

SZ: Frau Hohenreiter, wie war die Reaktion der Vermieter auf das Rekordjahr? Haben Sie viele freudige Anrufe bekommen?

Hohenreiter: Wir haben von den Gastgebern sehr unterschiedliche Resonanz erhalten. Ein Vermieter meinte, das vergangene Jahr sei nicht nur gut gewesen, sondern hervorragend. Einige sagten aber auch, dass sie gar nicht verstehen, wo die tollen Ergebnisse herkommen, bei ihnen sei es schlecht gelaufen. Diese Unterschiede zeigt auch die detaillierte Statistik. Insgesamt war das vergangene Jahr aber ein sehr positives Tourismusjahr, nicht nur bei uns. Auch andere Kurorte melden Steigerungen.

SZ: Es ist von einer Renaissance des Deutschland-Tourismus die Rede, auch von einem Boom des Städtetourismus. Liegt darin das Geheimnis des Tölzer Aufschwungs?

Hohenreiter: Ich würde sagen, wir profitieren generell vom Trend zum Kurzzeiturlaub, das ist die große Richtung. Man macht heute einen längeren Urlaub und dazu mehrere kurze, oft sind das nur ein paar Tage oder ein Wochenende. Uns kommt dabei unsere günstige Lage zugute: der Alpenrand, die Nähe zu München, die wunderschöne Natur. Bei uns ist nicht der Kurpark das Natur-Highlight, sondern unsere Umgebung bietet viel, wir haben einen hohen Freizeitwert. Die meisten unserer Gäste kommen aus Bayern, für die liegen wir einfach günstig.

SZ: Die größte Gruppe sind die Tagesgäste, zwei Millionen im Jahr. Wie zählen Sie diese Besucher, die sich nirgendwo anmelden?

Hohenreiter: Wir haben keine eigenen Erhebungen, sondern verlassen uns auf Untersuchungen des Tourismusberatungs- und Marktforschungsunternehmens dwif Consulting. Das macht Befragungen und stellt entsprechende Statistiken zusammen. Demnach lassen die Tagesgäste rund 40Millionen Euro in der Stadt, die Hälfte der gesamten touristischen Umsätze.

SZ: Im Schnitt bleibt der Tölzer Gast knapp viereinhalb Tage. Wie lange bleiben die viel umworbenen Gesundheitsurlauber?

Hohenreiter: Diese Gäste, um die wir mit Pauschalangeboten und Gesundheitswochen werben, bleiben manchmal nur vier oder fünf Tage, und manchmal bleiben sie auch zwei Wochen. Manche der so genannten Selbstzahler verweilen auch nur ein verlängertes Wochenende und tun nebenbei etwas für ihre Gesundheit. Vor 30 Jahren ist ein Kurgast im Schnitt noch 16 Tage geblieben.

SZ: Welche Altersgruppe kommt nach Tölz?

Hohenreiter: Das ist heute die Gruppe "50 plus". Unsere Gäste sind jünger geworden, was mit dem Umbruch bei den Selbstzahlern und mit der Umgestaltung unseres Angebotes beispielsweise im Bereich der Prävention zusammenhängt. Für die Zukunft wollen wir die Zielgruppe noch weiter verjüngen. Dafür müssen wir noch mehr Angebote bieten, die für jüngere Leute, also für "40 plus", attraktiv sind. "Bike and Hike" - Fahrradfahren kombiniert mit Wandern - Mountainbiking, E-Bike- und Rennradwochenenden sprechen vor allem jüngeres Publikum an.

SZ: Österreich wird häufig als Vorbild für das Urlaubsland Oberbayern dargestellt. Nun sind die Österreicher die größte ausländische Gästegruppe in Bad Tölz.

Hohenreiter: Das hängt mit unserer Grenznähe zusammen. Dabei spielt nach wie vor auch der Bekanntheitsgrad durch die Fernsehserie "Der Bulle von Tölz" eine große Rolle. Das verschafft uns einen Vorteil gegenüber anderen Regionen. Und wir haben ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

SZ: Was erwarten Sie von 2011? Einen neuen Rekord?

Hohenreiter: Die Quartalszahlen der ersten Monate sind überaus positiv. Wir haben die Betriebsstatistiken ausgewertet, Gewinner sind wieder die Hotels. Einige haben Zuwächse, einige Einbußen. Insgesamt betrachtet haben die Hotels fast 31 Prozent mehr Gäste und 17 Prozent mehr Übernachtungen. Das spricht dafür, dass sich der Trend vom letzten Jahr fortsetzt. Nicht sehr zufrieden sind die Ferienwohnungsbetreiber, die haben erhebliche Einbußen.

© SZ vom 23.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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