Bad Tölz:Schöner Wohnen

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"Sie müssen sich erbrechen, so schaut's dort aus": Die Bürgerversammlung prägt der Ärger über den den Bahnhof, den Winterdienst und die hohen Immobilienpreise.

Suse Bucher-Pinell

Bad Tölz ist zu teuer, jedenfalls wenn es ums Wohnen geht. Inge Trischberger beklagte das bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend im Kurhaus und wünschte sich, dass die Stadt mit einem Einheimischenmodell oder anderen Hilfen reagiere. Trischberger sucht wie viele junge Familien ein bezahlbares Eigenheim. "Das ist aber ein Ding der Unmöglichkeit", berichtete sie. Einige ihrer Bekannten seien deshalb schon nach Penzberg oder Bichl ausgewichen und hätten dort gebaut. Während in Penzberg eine Doppelhaushälfte für 350 000 Euro zu bekommen sei, müsse man in Bad Tölz mehr als 400 000 Euro dafür bezahlen.

Rund 100 Gäste hörten auf der Bürgerversammlung im Kurhaus den Bericht von Bürgermeister Josef Janker, der den Beginn der Bauarbeiten für die Krippe im April ankündigte. (Foto: Manfred Neubauer)

Bürgermeister Josef Janker (CSU) konnte ihr dennoch keine Hoffnungen machen. Einheimischenmodelle habe es in der Vergangenheit zwar schon gegeben. Für neue allerdings "hat die Stadt keine eigenen Flächen", sie müsste erst Grund kaufen, um ihn entsprechend überplanen zu können. "Der Immobilienmarkt ist ausgelutscht."

Zunächst hatte Janker in einem einstündigen Streifzug die wichtigsten Themen angerissen. Vom Bau der neuen Kinderkrippe am Lettenholz, mit dem voraussichtlich Mitte April begonnen wird, über den Plan, die Stadt barrierefrei zu machen, den Schwierigkeiten bei der Suche nach einem von allen akzeptieren Standort für den digitalen Behördenfunk bis zum neu konzipierten Stadtmarketing. Dafür wurde das Tourismus-Marketing mit dem bisher nach seinen Worten unterrepräsentierten Innenstadtmarketing verschmolzen, um die ganze Stadt als Wirtschaftseinheit zu vermarkten.

Sein Augenmerk legte Janker auf die Profilierung der Kurstadt als "Gesund" und die "Neue Tölzer Hotelkultur und Renaissance des Bäderviertels". "Wenn die zwei Hauptwirtschaftszweige Gesundheit und Tourismus eine maßgebliche Rolle spielen sollen, dann müssen wir uns dazu bekennen und die Entwicklung in die Hand nehmen", sagte er. Von den örtlichen Protagonisten wünschte er sich Begeisterung, statt in Lethargie zu verharren und "Kräfte in diversen Kleinkriegen zu verschwenden". Unterstützung bekam er von Karl Hirsch, dem Vorsitzenden des Tourismusvereins "Gesundes Bad Tölz", der sich hinter das Projekt stellte. "Es ist dringend notwendig. Wenn wir touristisch weiterleben wollen, muss viel passieren", sagte er. Schon jetzt stünden in der Stadt zu wenig Betten zur Verfügung. Nicht alle unter den rund 100 Besuchern der Bürgerversammlung teilten diese Ansicht. Wilhelm Wesselmann hält die drei Säulen Gesundheit, Tagung und Wellness für zweifelhaft und kritisierte die Standorte samt angedachter Bauweise der neuen Hotels.

Noch immer beschäftigt einige Tölzer der eingeschränkte Winterdienst. Vor allem die zu späte Räumung von Parkplätzen und Wegen verärgerte sowohl Erika Emonts-Gast als auch Gerhard Füß. Im Mai will Janker mit der Verwaltung entscheiden, was im nächsten Jahr geändert wird. Er zeigte sich enttäuscht darüber, dass es keinen "gejuckt" habe, dass der Haushalt mit 200 000 Euro Lohnkosten ausgekommen sei, gleichzeitig aber mehr Schnee an ein paar Tagen zur "Riesenkatastrophe" wurde.

Zum Dauerbrenner sind Zustand und Sauberkeit des Tölzer Bahnhofs geworden. "Sie müssen sich erbrechen, so schaut's dort aus", regte sich Erika Emonts-Gast auf. So könne man keinen Gast herlocken, fuhr sie in Anspielung auf die hohen Ziele der neuen Tölzer Hotelkultur fort. Janker lobte die Arbeit der Bahnhofspaten, welche die Sauberkeit täglich überprüften und wiederholte, dass die Stadt das Eigentum eines Privatmannes nicht säubern dürfe.

An Privateigentum scheitert laut Janker auch der Vorschlag von Anton Mayer, an der alten Linde beim Oberhof einen Fußweg zur Röcklkapelle anzulegen, damit die Spaziergänger das kurze Stück nicht auf der Straße gehen müssen.

© SZ vom 24.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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