Wohnungsnot:"Vor die Tür setzen wir niemanden"

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Für Studenten ist es weiterhin schwer, eine Wohnung zu finden, sagt Matthias Nebel vom Studentenwerk München. Sieben Quadratmeter kleine Wohnwürfel sollen nun die Situation verbessern.

Von Lisa Sonnabend

8000 Erstsemestler haben zu Beginn des Wintersemesters eine Wohnung gesucht - doch nur 100 Wohnheimplätze standen zur Verfügung. Studenten müssen bis zu vier Semester warten, bis es heißt: "Zimmer frei im Wohnheim!" In einer Serie werden in den nächsten Tagen verschiedene Formen vorgestellt, wie Münchens Studenten hausen: ob im Container, in einer alten Kaserne oder zur Untermiete bei fremden Menschen.

Das Schwarze Brett an der LMU quillt über vor Wohnungsgesuchen. (Foto: Foto: AP)

sueddeutsche.de: Das Semester hat begonnen - wie viele Studenten stehen noch auf der Straße?

Nebel: Alle Zimmersuchenden konnten untergebracht werden. Die Lage im Wintersemester ist vergleichsweise ruhig. Protestaktionen - wie Campieren vor dem Unigebäude - gab es diesmal nicht.

sueddeutsche.de: Das Wohnungsproblem ist also gelöst?

Nebel: Nein. Die Studenten haben sich wohl mit dem Wohnungsmangel abgefunden. Die ehemalige Stetten-Kaserne dient als Notunterkunft für Studenten, die Schwierigkeiten bei der Zimmersuche haben.

Der Komfort dort ist nicht gut, im Dezember muss mit der Sanierung begonnen werden. Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass bis dahin die meisten Studenten ein Zimmer gefunden haben oder bei Freunden unterschlüpfen konnten. Vor die Tür setzen wir niemanden. In einer Übergangszeit können die Studenten Mietverträge für eine Nacht abschließen, damit sie nicht gebunden sind, wenn sie endlich eine Bleibe gefunden haben.

sueddeutsche.de: In München bekommt man kaum ein privates Zimmer unter 300 Euro. Ohne Nebenverdienst lässt sich das für Studenten nicht bewältigen.

Nebel: Das stimmt. Die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten schrecken viele davon ab, in München zu studieren. Das ist schade, da begabte junge Menschen der Uni deswegen durch die Lappen gehen.

sueddeutsche.de: Legt die Stadt keinen Wert auf Studenten?

Nebel: Die Grundstücke in der Stadt sind einfach sehr, sehr teuer. Mit dem Bau eines Wohnheimes kann erst begonnen werden, wenn die Finanzierung gesichert ist. Und die Zuschüsse sind nun mal begrenzt. Da die Wohnheime inzwischen meist über dreißig Jahre alt sind, müssen wir viel Geld in die Sanierung stecken.

sueddeutsche.de: Fühlen Sie sich von den zuständigen Behörden allein gelassen?

Nebel: Die Zusammenarbeit mit der Stadt München und der Bayerischen Baubehörde ist sehr gut. Sie unterstützen uns, wo sie können. Aber natürlich sind ihre Mittel auch begrenzt. Gelegentlich finden wir auch Sponsoren, die uns beim Bau unterstützen. Die Studentenstadt in Freimann wäre ohne die Spende eines reichen Amerikaners nicht entstanden. Laut Wissenschaftsminister Thomas Goppel entsteht jedes zweite Wohnheim, das in Deutschland gebaut wird, in Bayern.

sueddeutsche.de: Die Münchner Studenten können sich also auf billige Bleiben freuen?

Nebel: Das Studentenwerk arbeitet daran, mehr Wohnheimplätze zu schaffen. Bis zum Februar sollen 550 neue Zimmer in einem Wohnheim auf der Panzerwiese entstehen. Im Frühsommer soll dann endlich das Wohnheim in Garching in der Nähe der TU-Fakultäten eröffnet werden. Und in zwei Jahren kommt ein Wohnheim am Stiftsbogen im Münchner Westen mit 600 Plätzen hinzu.

Auch ein neues Konzept haben wir: das "Micro-Compact-Home", eine Art Wohnwürfel. Nur sieben Quadratmeter ist er klein. Das Bett kann hochgefahren, eine Ecke zur Dusche umgebaut werden. Bis zum Frühjahr soll ein Prototyp erstellt werden und wir hoffen, anschließend eine erste Siedlung in der Studentenstadt errichten zu können.

sueddeutsche.de: Würden Sie sich in einem Wohnwürfel wohl fühlen?

Nebel: Es wäre sicherlich interessant, temporär dort einzuziehen. Professor Richard Horden, der das Wohnwürfel-Projekt betreut hat, will eine Zeit lang darin wohnen. Zu Testzwecken.

Haben Sie ein Zimmer oder eine Wohnung an Studierende zu vermieten? Das Studentenwerk hat dafür eine private Zimmervermittlung eingerichtet. Tel.: 089/38196213, Fax: 089/38196117.

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