Wohnungsnot:Sicherer Rückzug

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Allianz und Co. kaufen keine Wohngebäude mehr

Sebastian Berger

(SZ vom 31.1.2001) - Mieter bei einer Versicherungsgesellschaft zu sein, hat viele Vorteile: Es droht keine Kündigung wegen Eigenbedarfs, und die Mietpreise sind meist verhältnismäßig moderat: Ihm seien die Münchner Versicherungen zumindest "noch nicht als Spitzenreiter bei den Mieten aufgefallen", sagt Heinz Beck, Syndikus beim Münchner Mieterverein.

(Foto: SZ-Grafik)

Ein Eigentümer einer einzelnen Wohnung "rechnet ganz anders", meint Beck, er müsse viel mehr auf Gewinnmaximierung achten - oft unter dem Druck der Bank, die den Kauf finanziert hat.

Doch in den vergangenen zehn Jahren, so Becks Beobachtung, haben sich die Versicherungen aus dem Wohnungsbau in München zurückgezogen.

Auch Hans-Joachim Klein, Abteilungsleiter für Wohnungsbauförderung beim Planungsreferat, hat von Bauträgern gehört, dass ihnen Versicherungen immer seltener ihre Neubauten abnehmen. Teilweise verkaufen sie sogar ihre Bestände, sagt Klein.

Zu wenig Rendite

Seit den 90-er Jahren engagiert sich etwa die Allianz-Gruppe nicht mehr im Münchner Wohnungsbau. Bei den Grundstücks- und Baupreisen, sagt Peter Forster von der Immobilien-Abteilung der Allianz, bringen die späteren Mieteinnahmen zu wenig Rendite.

Die Allianz, die in München mehr als 3000 Wohnungen besitzt, möchte diesen Bestand in etwa halten, investiert aber in München nur noch in Gewerbeobjekte.

Auch für die Münchner Rück, Besitzerin von fast 10.000 Münchner Wohnungen, sind die Renditen aus dem Bau von Wohnanlagen mittlerweile zu gering, sagt Beate Monastiridis-Dörr, Sprecherin der "Munich Ergo Asset Management".

Auch die Rückversicherung investiere daher "nicht mehr so stark wie früher" in den Wohnungsbau in München.

3,2 Prozent in Immobilien

"Früher hatte der Immobilienbereich eine deutlich größere Bedeutung", sagt auch Ulrich Krüger, Leiter der Kapitalanlage-Abteilung beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.

Vor 20 Jahren hatten deutsche Versicherungen durchschnittlich zehn Prozent ihres Vermögens in Immobilien angelegt, heute sind es noch 3,2 Prozent.

Dazu kommen allerdings noch Beteiligungen an Immobilienfonds. Und die werden bei Versicherungen immer beliebter, denn die Verwaltung von Häusern ist personal- und kostenintensiv.

Außerdem erfüllen Immobilienfonds die Anforderungen, die eine Versicherung an eine Kapitalanlage hat, besser als ein Münchner Mietshaus: Das Risiko lässt sich breit streuen, man bleibt flexibel und die Rendite stimmt.

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