Wohnungsnot:"München wollte uns nicht"

Lesezeit: 2 min

Ein Soldat sah sich 165 Häuser an - es war kein akzeptables dabei

Norbert Joa

(SZ vom 3.2.2001) - Oberstleutnant Hans-Klaus Haacke, 52, war Militärattaché in Bangkok und kam mit seiner Frau vor genau vier Monaten nach München. Es war ihr vierzehnter Umzug innerhalb von 30 Jahren.

"München wollte uns nicht": Hans-Klaus Haake, der 165 Häuser besichtigte, und kein geeignetes fand (Foto: Foto: Klaus Brenninger)

SZ: Wo haben Sie denn seit dem zweiten Oktober gewohnt?

Hans Klaus Haacke: Drei Monate im Hotel "Max Emanuel" in Haidhausen.

SZ: Was zahlt man dort?

Haacke: 4200 Mark im Monat. Es ging nicht anders. Wir hatten keine Ahnung, wie lang es dauert, ein Haus zum Kaufen zu finden.

SZ: Wo wohnen Sie seit Neujahr?

Haacke: Meine Frau in Hamburg, zur Miete, bis unser Haus fertig ist, das wir jetzt dort gekauft haben. Ich wohne hier in der Bayernkaserne, eineinhalb Zimmer mit eigener Nasszelle.

SZ: Aber auf ihrem ursprünglichen Plan stand doch München.

Haacke: Ja. Wir wollten eigentlich ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte kaufen, nicht übermäßig groß, so 120 Quadratmeter Wohnfläche, mit Anbindung an die Stadt, vorzugsweise im Süden oder Westen. Ausgegeben hätten wir bis 950.000 Mark.

SZ: Ich nehme an, die Besichtigungen liefen generalstabsmäßig.

Haacke (lachend): Ja, wir haben 165 Objekte angeschaut. Wir haben von Bangkok aus per Fax und Internet mit sehr vielen Maklern Kontakt aufgenommen und konnten gleich nach der Landung mit der Suche beginnen. Da ich noch einen Monat Resturlaub hatte, haben wir anfangs täglich sechs bis acht Objekte inspiziert.

SZ: Und 165 Mal Fehlanzeige?

Haacke: Ja, entweder war das Haus in Ordnung, aber die Lage nicht. Oder die Lage war schön, und das Haus taugte nichts. Sehr viele Häuser schieden aus, weil sie hinter Lärmschutzwällen lagen oder die Eisenbahn durch den Vorgarten fuhr. Als wir feststellten, dass wir unter einer Million nichts finden, war meine Frau schon sehr verzweifelt. Wir sind dann weit rausgegangen, hinter die S-Bahn. Aber dann haben wir uns gefragt: Wir wollten doch eigentlich nach München, was verbindet uns mit Rosenheim? Nichts.

SZ: Und wie wär's mit mieten?

Haacke: Wir haben uns Reihenhäuser angeguckt bis 3500 Kaltmiete und sahen fast nur Sanierungsfälle, wo man 'zigtausend Mark hätte reinstecken müssen.

SZ: Pardon - muss es München sein?

Haacke: Erstens ist meine Frau aus Starnberg, zweitens haben wir uns hier kennen gelernt vor 30 Jahren. Wir haben auch sehr lange in Norddeutschland gewohnt, aber unsere Interessen liegen nicht in Dänemark oder an Nord- und Ostsee, sondern in der Toskana, in den Alpen und am Mittelmeer. München hat ein ganz anderes Flair.

SZ: Aber jetzt haben Sie ein Haus in Hamburg.

Haacke: Wir haben uns dort für 700.000 Mark ein Haus gekauft, nagelneu, 150 Quadratmeter Wohnfläche auf 500 Quadratmetern Grund in einem guten, ruhigen Viertel. Dort werden wir acht Jahre wohnen, bis ich pensioniert werde. Dann starten wir einen zweiten Versuch, nach München zu kommen.

SZ: Sie lachen dabei?

Haacke: Ja, weil's eigentlich irrsinnig ist, ein Haus zu kaufen und vor dem Einzug schon ans weiterziehen zu denken. Schon seltsam: Eigentlich wollten wir hier nach 13 Umzügen den Anker werfen. Aber München wollte uns nicht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: