(SZ vom 30.1.2001) - Hoch über den Dächern und doch mitten in der Stadt, den Blick ins Grüne gerichtet und doch eine perfekte Verkehrserschließung - Hans H. hat ziemlich genaue Vorstellungen, in welcher Lage seine Münchner Eigentumswohnung liegen soll. Dafür wäre er auch bereit, ein paar Millionen Mark zu investieren, sagt der Hamburger Arzt für plastische Chirurgie.
Doch fündig ist der Mann aus Norddeutschland noch nicht geworden. "Es gibt nicht viele Wohnungen hier in der gehobenen Klasse", sagt der 38-Jährige, der nicht mit vollem Namen in der Zeitung stehen will.
Ernst Uhl, Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau, kann das bekräftigen. Viele Jahre lang habe es im Stadtgebiet wenig Bauland gegeben.
Durch die Ausweisung von Baurecht auf ehemaligen Kasernenflächen oder auf der alten Messe habe sich die Situation nur geringfügig geändert: "Die Nachfrage ist nach wie vor riesig - wenn Lage und Qualität stimmen", sagt er.
10.000 Mark - der Quadratmeter
Seine Firma, die zur Schörghuber-Gruppe gehört, baut derzeit eine luxuriöse Wohnanlage am Olympiaberg. Die größten Wohnungen mit fünf, sechs oder sieben Zimmern in den obersten Stockwerken mit Quadratmeterpreisen von knapp 10.000 Mark waren am schnellsten verkauft, erzählt Uhl. "Die Leute, die das Geld haben, wollen einfach große Wohnungen mit freiem Blick und schönen Dachterrassen." Die Projektentwicklungsgesellschaft Investa sieht solche hohen Kaufpreise in engem Zusammenhang mit den gestiegenen Grundstückspreisen in der Stadt.
Von hoher Rendite beim Bau von Eigentumswohnungen ist dort nicht die Rede: "Wenn Sie beispielsweise in der Innenstadt 3000 Mark pro Quadratmeter für ein Grundstück bezahlen, müssen Sie mit etwa 4000 Mark Baukosten rechnen. Wenn Sie dann 9000 Mark pro Quadratmeter oder mehr für eine gehobenere Ausstattung verlangen, ist die Rendite nicht so hoch, wie die Öffentlichkeit immer denkt."
Gestiegene Ansprüche
Die gestiegenen Ansprüche der besser verdienenden Münchner spüren die Baufirmen natürlich auch. Volker Hofmann, der Chef der Baywobau, hat in den letzten Jahren festgestellt, dass immer mehr Singles "mindestens eine 100 oder 150 Quadratmeter große Wohnung wollen, am besten mitten in der Stadt."
Auf dem Areal der alten Messe konnte die Baywobau auch aus diesem Grund Quadratmeterpreise von 11.000 Mark für die Dachterrassenwohnungen verlangen.
Wohnungen in solchen zentralen Lagen mit qualitativ hochwertiger Ausstattung gebe es nur selten in München, sagt Hofmann.
In früheren Jahren hätten vor allem Kapitalanleger Wohnungen gekauft, heute stünde mehr das Leben in den eigenen vier Luxus-Wänden im Vordergrund. Und München als Stadt gelte "nun mal als attraktiv".
Viele Firmen, gerade aus dem New-Economy-Markt, würden sich schon aus Imagegründen eher im Stadtinneren ansiedeln wollen. "Deren Mitarbeiter, die gut verdienen, wollen auch keine weiten Wege zur Arbeit in Kauf nehmen."
Lebhafte Nachfrage
Vielleicht, so vermutet Hofmann, reguliere ja der Einbruch des Neuen Marktes diese Entwicklung. Doch im Moment ist davon noch nichts zu spüren.
"Die Nachfrage ist in allen Marktsegmenten lebhaft" stellt auch der städtische Gutachterausschuss für Grundstückswerte fest. Seit Ende des letzten Jahres seien die Grundstückspreise in guten bis sehr guten Lagen deutlich gestiegen: "Tendenz aufwärts".
Selbst Grundstücke in durchschnittlichen Lagen, die bisher als Ladenhüter galten, würden jetzt wieder zu ansehnlichen Preisen verkauft.
Hans H. , der Schönheitschirurg aus Hamburg, kann es sich leisten, trotz dieser Entwicklung zu warten: "Ich will mein Penthouse, möglichst in Bogenhausen oder Nymphenburg, sowieso nur am Wochenende oder drei Tage die Woche nützen", sagt er.
Er werde sich "einfach in Ruhe" etwas Schönes suchen. Denn: "So leicht ist das in München nicht, da braucht man schon Kontakte. "