Wildmoser senior und junior:"Kein Zweifel an der Schuld"

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Wildmoser senior hatte versucht, auf Kosten des Juniors Präsident des TSV 1860 zu bleiben. Wie der Vater seinem Sohn in den Rücken fiel und am Ende dennoch scheiterte.

Am Anfang dachte Karl-Heinz Wildmoser senior noch, es handele sich um einen Scherz, als vor knapp einem dreiviertel Jahr die Polizei plötzlich bei ihm zu Hause auftauchte und ihn festnehmen wollte.

Vater und Sohn: Die Wildmosers auf dem Oktoberfest. Foto: dpa (Foto: N/A)

Der damalige Präsident des TSV 1860 München suchte nach einer versteckten Kamera, mit der das Geschehen heimlich aufgenommen würde, für eine TV-Sendung wie "Verstehen Sie Spaß?"

Doch die Beamten meinten es ernst, wegen Korruptionsvorwürfen musste der Senior am 9. März 2004 ins Gefängnis, ebenso sein Sohn Karl-Heinz Wildmoser junior. Es folgte der tiefe Fall einer Familie, die für Jahrzehnte über die Sechziger herrschen wollte.

Der Junior steht wegen Bestechungsverdachts beim Bau der neuen Fußball-Arena vor Gericht. Er verlor seine laut Anklageschrift mit jeweils 200.000 Euro pro Jahr dotierten Jobs als Geschäftsführer der Sechziger und bei der gemeinsamen Stadion-Gesellschaft des TSV 1860 mit dem FC Bayern.

Bis heute sitzt er wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Der alte Wildmoser kam zwar nach drei Tagen wieder frei, aber weitere drei Tage später war er sein Amt als Präsident der Löwen los.

Bislang unbekannt ist, dass und wie der Senior versucht hatte, auf Kosten des Juniors Präsident der Sechziger zu bleiben.

Fehler hat er gemacht

Kaum aus dem Gefängnis entlassen, nahm der Vater den Sohn erst einmal öffentlich in Schutz. Der junge Wildmoser habe bei dem Millionen-Geschäft mit dem Baukonzern Alpine, der das Stadion errichtet, sicher einen Fehler gemacht. "Aber der Heinz ist kein Krimineller, dagegen verwahre ich mich. Ich stehe zu meinem Sohn."

Drei Tage später, in einer Erklärung des Anwaltes von Wildmoser senior für den Aufsichtsrat des TSV 1860, las sich das ganz anders: Es gebe "keinen Zweifel", dass der Junior von Alpine Provisionen kassiert habe und "sich damit auch strafrechtlich schuldig gemacht hat".

Selbstverständlich lege der Sohn "alle seine Vereinsämter mit sofortiger Wirkung nieder", weil ihm der TSV immer noch am Herzen liege und er diesem nicht weiter schaden wolle.

Bei anderer Gelegenheit empörte sich der alte Wildmoser über die "Vorverurteilung" seiner Person durch die Staatsanwaltschaft, beim eigenen Sohn hingegen praktizierte er die Vorverurteilung selbst.

Ein Patriarch durch und durch

Doch die Aufsichtsrats-Erklärung, die nur für den internen Gebrauch bei den Löwen bestimmt war und dort bis heute in den Akten schlummert, half dem Senior auch nicht mehr. Er musste zurücktreten, weil er für die fragwürdigen Geschäfte des Juniors moralisch mitverantwortlich gemacht wurde.

Der alte Wildmoser, ein Patriarch durch und durch, hatte den Sohn bei 1860 und der Stadion-Gesellschaft als Geschäftsführer durchgesetzt. Und das, obwohl "Heinzi", wie er genannt wurde, überfordert schien.

In der Stadion-Gesellschaft galt er gar als der "Kleine", weil er sich von den Kollegen ständig Tipps habe geben lassen. Doch das scherte den Vater offenbar wenig. Der König der Löwen wollte offenbar eine Dynastie schaffen - nach bayerischem Brauch als Familienreich mit direkter Erbfolge.

Der Senior, der es vom Metzger-Lehrling zum Millionär und Duz-Freund der Prominenz geschafft hatte, führte den Junior auch in die Gesellschaft ein. Als der junge Wildmoser heiratete, nahm Oberbürgermeister Christian Ude als Standesbeamter persönlich die Trauung vor. Der Staatsanwaltschaft erzählte Ude hinterher, er würde sich aber "nicht als privaten Freund" der Wildmosers bezeichnen, sondern eher als "guten Bekannten im Rahmen von 1860".

Zum Prozess gegen den Sohn mag der Vater nicht kommen. Lieber schimpft er, wie im Sommer bei Fliege in der ARD: "Ich habe ihn Jahrzehnte auf Rosen gebettet." Wildmoser jun. hat derweil fast alles verloren, auch sein Hobby. Das war, steht in einem von ihm verfassten Lebenslauf, der "TSV München von 1860".

© SZ vom 30.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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