Wiesn-Wirte Bräurosl:Engel der Gastfreundschaft

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Die Bräurosl-Wirte Renate und Georg Heide laden zum Richtfest ihres neuen Zeltes. Zwei Geistliche verspritzen Weihwasser und gekommen sind alle vom Arbeiter bis zum Zeltarchitekten.

Von Claudia Wessel

Sonne fällt durch das neue, helle Dach, Weihwasser tropft auf Kalbstafelspitz mit Wurzelgemüsestreifen, Weihrauch wabert um die feschen Trachten, in die sich die Gäste zur Feier des Tages gehüllt haben.

Die heile Welt ist perfekt am Tag des Richtfestes der nagelneuen Bräurosl auf der Wiesn. "Die Bruderliebe soll bleiben", hat Pater Paul, Dominikaner aus der Theatinerkirche, gerade in seiner Predigt den Hebräerbrief zitiert. "Vergesst die Gastfreundschaft nicht, so haben einige, ohne es zu ahnen, Engel gehabt."

Gemeinsam mit Monsignore Schuster, dem ehemaligen Schaustellerpfarrer der Wiesn, hat er den Segen für das neue Zelt gesprochen. Jetzt schreiten die beiden über die nagelneuen Holzbretter, verspritzen Weihwasser und schwenken das Weihrauchfässlein.

Die Bräurosl-Wirte Renate und Georg Heide sowie der Bauherr, die Pschorr-Brauerei beziehungsweise deren Boss Peter Kreuzpaintner, haben die Gastfreundschaft nicht vergessen.

Zum Richtfest sind die Arbeiter erschienen, die das Zelt gebaut haben, "die komplette Schar der Wiesnwirte", wie Kreuzpaintner sich freut, die Zeltarchitekten Wildsfeuer und Schuch, die Zimmerei Pletschacher aus Dasing, die das Zelt errichtet hat, Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid und viele andere mehr.

Für Kreuzpaintner ist es bereits das zweite Bräurosl-Richtfest. "Ich erinnere mich noch daran, wie vor 30 Jahren Franz-Josef Pschorr hier vorne stand." Damals habe ein völliger Stilwandel stattgefunden - vom verspielten Zelt im Bauernhausstil zum schlichteren, modernen.

"Diesmal dagegen sind wir uns völlig treu geblieben. Nur ist alles ein wenig luftiger geworden." Das neue Zelt hat in den Seitenschiffen mehr Höhe, wodurch eine bessere Luftzirkulation ermöglicht wird.

Und natürlich ist jetzt alles auf dem technisch neuesten Stand, vor allem in der Küche oder auch in der makellosen Toilettenanlage - von der man kaum glauben mag, dass sie sich auf der Wiesn befindet. Da das Zelt jetzt aus Fertigteilen besteht, ist es auch wesentlich leichter und schneller auf- und abzubauen.

85 Meter lang, 60 Meter breit und 13,5 Meter hoch ist die neue Bräurosl - einst benannt nach der Tochter des Brauereibesitzers, Rosi Pschorr. Viel Naturholz ist im Inneren zu sehen - ohne jegliche Bilder oder Bemalungen.

1000 Meter Stoff mit Hopfenmuster

Bunt soll es im Zelt vor allem durch die Menschen werden. Aber auch durch 1000 Meter Stoff mit Hopfenmuster, 2000 Meter gelben Stoff, 2644 Meter Zopfgeflecht, 1000 Meter Tannengirlanden und 1500 Meter Schleifenband, mit welchen der Zelthimmel geschmückt ist.

200 Bedienungen werden die Besucher auf 6200 Plätzen im Zelt und weiteren 2200 im Garten versorgen, 50 Mitarbeiter kochen und brutzeln in der 200 Quadratmeter großen Küche. 2500 Glühbirnen und Kronleuchter mit einem Durchmesser von sieben Metern sorgen auch nächtens für Feststimmung. Die Maibäume, Wahrzeichen der Bräurosl vor dem Eingang, messen 27 Meter.

Nicht nur Segenswünsche und Ansprachen gibt es zum Richtfest, sondern auch Hoch-Rufe, verpackt in den gereimten Richtspruch von Zimmerer Peter Pletschacher. Schließlich dürfen alle Gäste auch noch einen Pschorr-Bierkrug mit Zinndeckel mit nach Hause nehmen. Ach ja, fällt so manchem Gast auf, es gibt ja noch ein neues Zelt heuer auf der Wiesn, die Schützenfesthalle...Ob da wohl auch bald gefeiert wird?

© SZ vom 2.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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