Wiesn, verrückt:Wonderbra für Männer

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Herbert Lipah, 55, betreibt ein Second-Hand-Geschäft namens "Lederhosenwahnsinn". Neu unter den rund 4000 Gebraucht-Utensilien für Wiesn-Fans: ein Wonderbra. Für Männer. Für Männer mit zu kleinen...

Von Rudolf Neumaier

(SZ vom 9.9.2003) Haarausfall, Pockennarben, Borstenpelz am Rücken, Schmerbauch, Warzen, Schuppen, Abszesse, braune Reststumpen von Schneidezähnen oder Lücken im Gebiss. Die Liste männlicher Verunzierungen ist lang und ekelhaft, doch es kommt noch schlimmer: Zweifellos am erbärmlichsten unter allen physischen Unzulänglichkeiten beim Manne sind kümmerliche Unterschenkel, vulgo Steckerlhaxn, Jammerwadln.

1.Königlich-Bayerisches Wadl-Implantat

Häufig treten sie zu Anlässen wie dem Oktoberfest in Erscheinung. Wer mit dem Makel behaftet ist, darf sich freuen. Ein Münchner hat das "1.Königlich-Bayerische Wadl-Implantat" erfunden. Rechtzeitig zur Wiesn wird es in Serie produziert.

Herbert Lipah, 55, betreibt neben seinem Antiquitätenladen ein Second-Hand-Geschäft für Lederhosen in der Borstei, es heißt "Lederhosenwahnsinn". Rund 4000 gebrauchte Exemplare hängen auf seinen Kleiderstangen, eins kracherter als das andere, die ältesten aus der Zeit der Urururgroßväter.

Eines Tages klagte ein leptosom veranlagter Kunde bitter darüber, dass er, ach, niemals eine Lederhose werde tragen können: "Wissen S', bei meinen dünnen Wadln. Da blamiere ich mich ja nur."

Der arme Mann ging Lipah nicht aus dem Kopf. Der Lederhosen-Händler überlegte und überlegte, und eines Tages kamen ihm Frauen in den Sinn, für die derWonderbra erfunden wurde und die ihre Brüste mit Silikon füllen, und er teilte seine Gedanken einem Bekannten, Privatdozent für Plastische Chirurgie, mit. Der Doktor rückte mit einem länglichen Stück Silikon an.

Etwas angeberisch

Funkelnden Auges berichtet Lipah von seinem Heureka-Erlebnis: "Ich hab' mit einem Stofffetzen eine Tasche in einen Kniestrumpf genäht und das Silikon hineingesteckt, und es hat gepasst, schaun S' her." Ehrlicherweise muss man sagen, dass das Wadl mit Aufsatz bei seiner ausgeprägten Unterschenkelmuskulatur etwas angeberisch wirkt.

Für die künstliche Wadlvergrößerung wird Herbert Lipah beim Patentamt Gebrauchsmusterschutz beantragen. In Serie geht der magische Strumpf mit einem Schaumgummi-Einsatz - in allen Größen. 25 Euro will Lipah verlangen. Das ist nicht viel für eine bedeutende Erfindung wie diese. "Aber um Geld geht's mir ja nicht", sagt er.

Im Patentamt muss der Geschäftsmann schon längst bekannt sein. Auf seine Wiesn-Zahnbürste und seinen Trachten-Schuhlöffel hat er bereits Gebrauchsmusterschutz: Diese Utensilien sind mit Hirschgeweihgriffen versehen und eignen sich für Oktoberfest-Übernachtungsgäste vorzüglich als Stilettl-Substitut. Preis: 35 Euro für den Schuhlöffel, 15 Euro für die Zahnbürste.

Lipahs nächstes Projekt ist die Straußenlederhose: "Mit weißem Hemd, weißen Lackschuhen und Versace-Krawatte schaut das erstklassig aus." Der Lederhosen-Sammler hat einen äußerst extravaganten Geschmack, die Hose mit ihrem roten Leder könnte man durchaus für die Tracht eines Marsmännchens halten. Die Nachfrage nach dem Wonderbra für Wadln wird größer sein.

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