Wiesn, kurz vor Los:Kamikaze-Pit und die Rollende Metzgerei

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"Was wir uns wünschen, ist klar: Einen Wiesn-Start bei ebensolchem Wetter wie heute!" Zur Generalprobe für das morgen beginnende 170. Oktoberfest traf sich gestern Vormittag das übliche Grüppchen aus Stadträten und Journalisten, Vertretern des Fremdenverkehrsamtes und Wirten, Gastronomen und Schaustellern.

Von Claudia Wessel

(SZ-Artikel vom 19.9.2003)— Oberbürgermeister Christian Ude wünschte sich in seiner Begrüßungsrede nicht nur viel Sonne für die 16 Tage Volksfest, sondern auch Harmonie. "Es wird leider fast immer ernster, das zu erhoffen: eine friedliche Wiesn." Die entsprechenden Vorkehrungen seien jedoch getroffen. "Die Sicherheitslage ist gut."

Bevor am Ende des zweistündigen Rundgangs die Brotzeit im Ammer-Zelt auf die Delegation wartete, durften einige Neuheiten in Augenschein genommen und ausprobiert werden. Als erstes lernten die Wiesn-Fans "Kamikaze-Pit" kennen, den Mann, der im "Inferno der Motoren" mit 85 Stundenkilometern (das zumindest war sein Rekord) über das Rund einer hölzernen Steilwand rast. Die Zuschauer stehen oben am Rand, zucken vor den haarscharf vorbei zischenden Reifen des Motorrads oder des Go-Karts zurück und atmen die Abgase ein - doch keine Angst: Diese Fahrzeuge fahren nur mit Rizinusöl und Methanol, nicht mit Benzin, wie der Weltmeister an der Steilwand Pit Langer versichert.

Immer neue Horror-Abarten

Als nächstes stellten sich die Geister der Geisterbahn "Schocker" höchstpersönlich vor. Denn sechs von ihnen sind heuer Schauspielschüler, täglich frisch und schrecklich geschminkt, die die Gäste der Geisterbahn mit immer neuen Horror-Abarten überraschen. "Die Fahrt ist nie gleich, es gibt immer neue Gags", verspricht Inhaber Edmund Eckl.

Viel Gekreische ertönte aus dem "Quirl", wie Fremdenverkehrschefin Gabriele Weishäupl das Fahrgeschäft "High Energy" passend taufte. Der "Quirl" besteht aus einen Hauptarm, "der mit ungefähr acht Umdrehungen in der Minute rotiert". Daran sind sechs Gondelarme montiert, die sich wild vor und zurück bewegen und die Insassen bis zum Überschlag bringen - und zum Kreischen.

Eine kleine Gnadenfrist gabs bei der "Rollenden Metzgerei", einer Bio-Wurstbude "mit Show-Charakter". Letzterer besteht daraus, dass man den Wurstherstellern durch ein Schaufenster auf die Finger schauen kann. Nach den Bio.Kostproben erwartete direkt daneben der "Power Tower" von Schausteller Ewald Schneider die Testfahrer. Grausam langsam geht es in diesem höchsten transportablen Freifallturm der Welt hinauf, friedlich präsentiert sich der Überblick über die Wiesn, bis man plötzlich aus der Idylle gerissen wird.

Zwei Elektromotoren mit über 1200 PS reißen sie Gondel mit 32 mutigen Passagieren mit einer Geschwindigkeit von 14 Metern pro Sekunde hinunter ins Nichts, dann geht es wieder langsam nach oben. Das Fahrprogramm hat sechs Variationen: Bei "Pogo" gibt es schon während des Aufstiegs zwei Abstürze, "Hop" heißt der freie Fall in zwei Portionen und "Double Jo Jo" beinhaltet drei Abstürze hintereinander.

"Folge den Schatten nicht, schau nie in ihr Gesicht, geh einfach durch sie hindurch"...in der unheimlichen Welt von Mystery durfte man sich noch mal Bauchschmerzen holen, dann gings auf zur Brotzeit.

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