Wiesn-Historie:Wie alles begann auf "Theresens Wiese"

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Eine Hochzeit, ein Pferderennen - das waren die Anfänge des größten Volksfestes der Welt.

Von Birgit Lutz-Temsch

Volksnähe und Dankbarkeit wollten die Wittelsbacher 1810 ihren arg gebeutelten Untertanen demonstrieren, die durch die Anbindung an Frankreich und die damit verbundenen Kriege schwere Zeiten hinter sich hatten.

Das Pferderennen, auf einer Lithographie von 1825. (Foto: archiv)

Deshalb wurde die Hochzeit des Kronprinzen Ludwig, des späteren König Ludwig I., mit Prinzessin Therese von Sachsen Hildburghausen am 12. Oktober ein riesiges Volksfest, das fünf Tage lang dauerte. Die ganze Innenstadt war damals von dem Festtreiben erfüllt.

Den Schlusspunkt der Feierlichkeiten, die zu dieser Zeit bereits als "Volksfest" bezeichnet wurden, setzte ein Pferderennen. Organisiert wurde es von den gehobeneren Bürgern Münchens, veranstaltet wurde es auf einer Wiese, die damals noch vor den Toren der Stadt lag.

Zu Ehren der Braut wurde die Festwiese "Theresens Wiese" getauft - wie der Festplatz noch heute heißt - und der Münchner geht noch immer nicht auf das Oktoberfest, sondern schlicht "auf die Wiesn".

Das Fest kam an beim Volk, und so wurde das Pferderennen im folgenden Jahr zur gleichen Zeit wiederholt - die Tradition der "Oktober-Feste" war geboren.

1811 kam zum Pferderennen das erste Landwirtschaftsfest als Fachausstellung zur Förderung der bayerischen Agrarwirtschaft hinzu.

Während des Rennens versorgten sich die Besucher in kleinen Buden mit Bier. Diese Buden wurden im Lauf der Zeit immer größer und zahlreicher. 1896 stellten Brauereien zusammen mit Wirten zum ersten Mal große Bierzelte auf. Bis heute haben die Münchner Brauereien das Monopol für den Bierausschank auf dem Oktoberfest - keine ortsfremden werden zugelassen.

Und weil man zu so viel Bier auch ab und zu etwas essen muss, wurden bald zünftige Brotzeiten und deftige Münchner Schmankerl angeboten - und die Wirtsbudenstraße entstand.

Das erste Karussell drehte sich 1818 auf der Wiesn, außer ihr gabe es noch zwei Schaustellerbetriebe: Schaukeln. Auch diese wurden natürlich immer mehr, und mit der Blüte des deutschen Schaustellergewerbes und der Karussellindustrie in den 1880er-Jahren nahm die Wiesn, wie wir sie heute kennen, ihren Anfang: Es entstand ein breites Angebot von Fahrgeschäften und Schaubuden.

Das Pferderennen verschwand als ältester Veranstaltungsteil nach 1938 von der Wiesn. Das "Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest" (ZLF) findet noch heute im Turnus von vier Jahren im Südteil des Areals während des Oktoberfestes statt.

In diesen Jahren heißt das Oktoberfest dann "Kleine Wiesn", weil das Fest von seinem Areal etwas abzwacken muss. Doch auch in den "kleinen" Jahren ist das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt. Mehr als sechs Millionen Besucher kommen jährlich in den beiden Wochen zur Theresienwiese.

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