Wiesn:"Es darf keine Lex Käfer geben"

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Michael Käfer über die Solidarität seiner Kollegen und seinen Willen zu spenden.

(SZ-Interview vom 19.9.2003) SZ: Herr Käfer, wie konnte es zu der doppelten Buchung kommen? Käfer: Wir haben seit vergangenem Jahr eine neue Buchungssoftware, die auch von anderen Wiesnwirten verwendet wird. 2002 hat das System wunderbar funktioniert. In diesem Jahr haben wir wegen einer Computerpanne aus Versehen jeden Platz im Käfer-Zelt doppelt gebucht - das hört sich unglaublich an, lag aber an unserer Unerfahrenheit mit dem Programm, das die Erstbuchungen nicht klar angezeigt hat. Hinzu kam, dass unsere Spezialistin für die Reservierungen krank wurde und wir eine neue Kraft anlernen mussten.

Michael Käfer (Foto: Foto: AP)

SZ: Wann haben Sie den Fehler bemerkt? Käfer: Am Sonntag. Wir sind noch einmal die Buchungen für die ersten Tage durchgegangen, um die Gästereservierungen abzustimmen - erst da sind die Doppelbuchungen aufgefallen. Es war ein Wahnsinnsschock, ich konnte es erst nicht fassen und war schon innerlich bereit, sofort auszuwandern. In München hätt' ich mich nicht mehr sehen lassen können! Stellen Sie sich nur mal vor: Da kommen Gäste von überall her, Geschäftsleute aus den USA oder Australien, um bei uns einen Abend zu verbringen, die haben Geld dafür bezahlt, und ich hätte sie alle wegschicken müssen. . .

SZ: Es gab ja dann doch eine Lösung für das Problem. Käfer: In meiner Verzweiflung habe ich Sonntagnacht erst mal sämtliche Wiesnwirte angerufen und gefleht: Könnt' Ihr einen Teil meiner Gäste aufnehmen? Fehlanzeige, die sind natürlich selber restlos ausgebucht. Also habe ich versucht, eine schnelle, unbürokratische Lösung mit der Stadt zu erreichen.

SZ: Hatten Sie die Handynummer von Oberbürgermeister Christian Ude? Käfer: Nein, ich habe einen mir gut bekannten SPD-Landtagsabgeordneten, den Herrn Memmel, angerufen und ihn gebeten, die heikle Angelegenheit sofort dem OB mitzuteilen. In der Nacht zum Mittwoch hat mich Herr Ude um ein Uhr angerufen und spontan versprochen, eine schnelle Lösung zu finden.

SZ: Sie dürfen jetzt im Garten ein Notzelt aufstellen. Dort finden 900 Gäste am Tag Platz. Reicht das aus? Käfer: Die meisten Gäste, die eine Reservierung bei uns haben, kriegen auch ihren Platz im erweiterten Zelt, außerdem gibt es ja immer auch einige Stornierungen.

SZ: Gab es Ärger mit anderen Wirten? Die könnten sich ja jetzt benachteiligt fühlen. Käfer: Im Gegenteil, die Wirte haben sich total solidarisch verhalten und die Vereinbarung mit dem KVR sofort unterschrieben. Wichtig ist: Es darf keine Lex Käfer geben. Die Überdachung des Gartens ist eine Notlösung, eine zeitlich begrenzte Ausnahme. Und sollten wir dadurch Mehreinnahmen haben, werde ich das Geld für einen guten Zweck spenden.

© Interview: Christian Mayer - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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