Wiesheu:Transrapid noch nicht auf dem Abstellgleis

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Bayerns Wirtschaftsminister Wiesheu sieht trotz "unfairer Kostenaufteilung" immer noch Chancen für die Schwebebahn.

Ekkehard Müller-Jentsch

(SZ vom 25.2.2002) "München braucht nicht aufzugeben!" Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, CSU, gab sich gestern im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung kämpferisch. Er sei felsenfest davon überzeugt, "dass die Diskussion um den Transrapid jetzt erst richtig losgehen wird".

Bayern wolle sich keinesfalls mit den von Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, SPD, am Samstag in Berlin in Aussicht gestellten 550 Millionen Euro für den geplanten Bau des Transrapid vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen abfinden.

Wiesheu betonte, dass er vielmehr auf 767 Millionen Euro beharren werde - das ist ein Drittel der für die beiden deutschen Hochgeschwindigkeitprojekte zur Verfügung stehenden Gesamtsumme.

Bayerns Wirtschafts- und Verkehrsminister nannte die von Bodewig verkündete Aufteilung unfair. Es sei nun dringend notwendig, dass unabhängige Gutachter die Finanzpläne der Transrapid-Projekte durchleuchten: "Das kann die Bahn AG sein, ein bisher mit dem Thema nicht befasstes Sachverständigen-Gremium, vielleicht auch beide zusammen - oder der Bundesrechnungshof."

Erst danach dürfe der Bundestag seine Beschlüsse fassen - "alles andere wäre eine politisch manipulierte Entscheidung". Bisher hätten parteipolitische und nicht sachliche Argumente den Ausschlag gegeben. "Das ist alles unhaltbar - die Entscheidung Bodewigs wird daher keinen Bestand haben."

Stadtrat-Nein nicht das letzte Wort

Wiesheu vertritt nach wie vor die Überzeugung: "Das ist noch lange nicht gelaufen!"

Auch die negative Haltung des Münchner Stadtrats zum Flughafen-Transrapid stellt nach seiner Meinung noch nicht das letzte Wort in dieser Sache dar. Die Landeshauptstadt habe im Rahmen des Raumordnungsverfahrens mit Argumenten Stellung genommen, die mit den gestellten Fragen nichts zu tun hätten. "Das war keine sachliche Einlassung - da ist der Wahlkampf zum Ausdruck gekommen", sagte Wiesheu im SZ-Gespräch.

Bei sachlicher Würdigung spreche alles für den Transrapid. "Schon wer allein die Lärmentwicklung zwischen einer Express-S-Bahn und dem Magnetschwebezug vergleicht, wird ganz schnell beim Transrapid landen."

Marian Offman sagte gestern für die Münchner CSU: Rot-Grün in Berlin und München versuchten eine neue Technologie für die Landeshauptstadt gemeinsam zu Fall zu bringen. "Damit wollen sie auf 5000 zusätzliche Arbeitsplätze und Investitionen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro in München und Umgebung verzichten." Er fordert OB Ude und Rot-Grün auf, den Anti-Transrapid-Beschluss zurückzunehmen.

Für die Landtags-SPD sprach dagegen der Fraktionsvorsitzende Franz Maget von einer "gerechten Aufteilung der Mittel". Nach dem Nein im Stadtrat gebe es jetzt nur dann noch eine Chance, wenn Minister Wiesheu endlich einen Finanzierungsplan unter Einschluss privater Industriemittel vorlege.

"Diese Finanzierung muss vor allem die Bedenken ausräumen, dass die Realisierung des Transrapid auf Kosten des dringend notwendigen Ausbaus der Münchner S-Bahn gehen könnte." Die Chance zur Verwirklichung, sagt Maget, "steht bestenfalls 50:50".

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