Wiener Vorbild?:Der große Münchner Gesellschaftstanz

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Smoking, Abendkleid und viel Prominenz: Am Freitagabend lässt die Staatsoper eine alte Tradition wieder aufleben - und lädt zum "Ball der Künste"

Von Christian Mayer

Als Kent Nagano, der weltgewandte Intendant der Bayerischen Staatsoper, im Herbst 2006 sein neues Büro am Max-Joseph-Platz bezog, wollte er einiges wissen über seinen Arbeitsplatz. Eine Frage schien zwar nicht entscheidend, aber sie bewirkte einiges: Warum gibt es in der Musikstadt München eigentlich keinen Opernball, wenn sogar das kleine Graz einen hat?

Der Wiener Opernball hat voriges Jahr Paris Hilton angelockt. Das wird in München wohl noch etwas dauern. (Foto: Foto: dpa)

Schon länger hatte es Überlegungen für eine festliche Gala gegeben, doch sie waren stets gescheitert - an den hohen Kosten, am mangelnden Interesse des Staatsintendanten Sir Peter Jonas, an der Architektur des Nationaltheaters, das keine Überbauung des Zuschauerraumes für einen Tanzabend zulässt und an einer Unwägbarkeit: Werden die Münchner überhaupt erscheinen, wenn man sie zum Tanz bittet?

Sie werden. Am Freitag findet erstmals der "Ball der Künste" statt - und bis auf einige Restkarten ist die Veranstaltung im Haus der Kunst bereits ausverkauft. "Wir wollen ein Zeichen setzen für München", sagt Direktoriumsmitglied Ulrike Hessler.

Bisher gebe es in der Stadt zwar viele gesellschaftliche Termine, aber nur wenige wahrhaft hochkarätige Abende. Auch deshalb startet die Staatsoper den Versuch, eine alte Tradition wiederzubeleben. "Wir knüpfen bewusst an die großen Künstlerfeste an, die es seit der Prinzregentenzeit bis in die sechziger Jahre gab", sagt Hessler.

Und künstlerisch sollen die Gäste, die immerhin zwischen 198 bis 998 Euro für eine Karte bezahlen, etwas geboten bekommen: Der englische Popsänger Bryan Ferry, die bulgarische Mezzosopranistin Vesselina Kasarova, der mexikanische Tenor Ramón Vargas und Jazzmusiker Coco Schumann sollen die Gäste unterhalten.

Caterer Michael Käfer serviert ein Drei-Gänge-Menü und ist von der Idee begeistert: "Ich finde, damit knüpfen wir an die Zeiten von August Everding an, als noch richtig gefeiert wurde."

Der Opernball im Haus der Kunst, einst Schauplatz von legendären Faschingsfesten, passt gut in den Zeitplan des Museums: Gerade erst ist die vielbesuchte Andreas-Gursky-Schau zu Ende gegangen, Anfang Juni wird wieder aufgebaut für eine Ausstellung des Künstlerduos Gilbert & George.

Zwischen beiden Großausstellungen präsentiert sich Museumsdirektor Chris Dercon also als Impresario für die Münchner Gesellschaft - eine Rolle, die dem umtriebigen Belgier nicht allzu schwer fallen dürfte. Gefeiert wird im gesamten Erdgeschoss, also im großen Saal, der Halle und den Nebenräumen - mit Terrassenblick auf den Englischen Garten.

"Es war ja gar nicht so einfach, in München einen geeigneten Ort für diesen Ball zu finden", sagt Ulrike Hessler, die ihre Mitarbeiter an der Oper auf den Abend vorbereitet hat: "Wir haben unsere Leute in die Tanzschule geschickt." Auch Staatsintendant Nagano hat die richtigen Schritte einstudiert, zu Hause mit seiner Frau - er will als Initiator eine gute Figur machen.

Ob aus dem "Ball der Künste" eine feste Tradition wird und die Münchner dann mit dem Dresdner Opernball konkurrieren können (vom Giga-Event in Wien mal abgesehen), hängt von der Premiere am Freitag ab. Und der Stimmung im Saal.

Ein Ballkomitee kümmert sich daher um die Gästemischung: Prinzessin Ursula von Bayern, Barbara Bernheimer oder Inge von Wrede-Lanz haben kräftig für die Veranstaltung geworben - genauso wie die Sponsoren Audi, UBS und die Süddeutsche Zeitung. "Ich war noch nie auf einem Opernball", sagt Ursula von Bayern, "deshalb finde ich es schön, dass wir in München etwas Neues wagen."

Restkarten bei SZ-Ticket, Sendlinger Straße 8, 0180-1100-1200.

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