Weltmeisterschaft:Freiwilligen-Projekt für WM steht auf der Kippe

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Das Sozialreferat sucht wegen drohender Pleite dringend Sponsoren - "Das wird eine Blamage für München".

Christian Rost

"Die Welt zu Gast bei Freunden" - das Motto zur Fußballweltmeisterschaft im Sommer droht in München zum Projekt "Die Welt zu Gast, aber ohne Freunde" zu werden.

In Berlin sehen die mit den Landesfarben der Gastländer geschminkten Freiwilligen der Weltmeisterschaft freudig entgegen - in München sehen sie möglicherweise in die Röhre. (Foto: Foto: rtr)

Sollten sich in den nächsten zwei Wochen keine Sponsoren für das Freiwilligen-Programm der Stadt finden, wird es abgesagt. Die so genannten Volunteers, die sich bereits ehrenamtlich als Gästebetreuer für München zur Verfügung gestellt haben, müssten dann wieder nach Hause geschickt werden.

Nach der Absage der Fifa-Gala zum WM-Auftakt in Berlin und dem gescheiterten Musical-Projekt des bayerischen Kultusministeriums, das nach Ansicht der Landtags-Grünen katastrophal geplant war, steht nun auch die Freiwilligen-Kampagne der Stadt München auf der Kippe.

Unter dem Motto "Freunde fragen Freunde - Freunde helfen Freunden" sollten 400 Ehrenamtliche als Ansprechpartner für die Fans aus aller Welt im Stadtgebiet zur Verfügung stehen. 390 Schüler, Studenten und Rentner haben sich schon als Helfer angemeldet.

Der Stadtrat jedoch genehmigte dafür nur 20000 Euro aus dem WM-Budget, während alleine der zweiminütige Image-Film "Munich loves You" 130000 Euro gekostet hat. Das Sozialreferat, das die Freiwilligen-Aktion koordinieren und bezahlen soll, konnte aus eigenen Mitteln zusätzlich noch 40000 Euro aufbringen.

Angesichts einer Sparvorgabe von zwölf Millionen Euro in diesem Jahr zur Konsolidierung des Haushalts ist das Referat nach den Angaben von Geschäftsleiter Werner Weins nicht in der Lage, weiteres zu leisten. "Das Projekt war von vornherein unterfinanziert", sagt Weins.

Denn jetzt, ehe der erste Freiwillige für seinen Dienst am Gast überhaupt geschult oder mit spezieller Kleidung (die in einem Sozialprojekt kostengünstig entworfen wurde) ausgestattet ist, sind die insgesamt 60000 Euro für Büro und Organisation verbraucht.

Benötigt werden aber dringend 60000 Euro für die Jacken und Kappen der Volunteers, mit der sie für die Gäste als Ansprechpartner erkennbar sein sollen. 30000 Euro kostet die weitere Organisation - und 10000 Euro die Schulungen der Freiwilligen im Umgang mit den internationalen Gästen.

Zwar bietet die Fifa Service-Schulungen in München an, die Freiwilligen dürfen daran allerdings nicht teilnehmen. Denn es handelt sich um ein aus EU-Mitteln gefördertes Programm, für das die Teilnehmer - wie Bedienungen oder Taxifahrer - eine Lohnausfallbescheinigung vorlegen müssen.

Studenten und Rentner, die ehrenamtlich tätig sein wollen, haben keinen Verdienstausfall und entsprechend auch keine Bescheinigung. Der Zutritt bleibt ihnen somit verwehrt.

Was die Bekleidung betrifft, so können sich die Volunteers auch nicht einfach Fußball-Trikots überstreifen: Zum einen würde man sie von den Fans nicht unterscheiden können. Zum anderen müsste die Stadt Ärger mit der Fifa befürchten, weil deren WM-Logo, das auf den Trikots prangt, nur Sponsoren zu Werbezwecken vorbehalten ist.

Werner Weins vom Sozialreferat sagt: "Es ist wichtig, gesellschaftliches Engagement zu fördern." Angesichts der Zwänge, die die Weltmeisterschaft mit sich bringt, spricht er aber auch offen aus: "Ich bin froh, wenn die WM vorbei ist."

Nachdem am vergangenen Freitag ein Sponsor - ein großes Münchner Kaufhaus -seine Zusage zurückgezogen hat, bleiben nur noch McDonald's und der MVV übrig. Sie wollen immerhin die Volunteers kostenlos verköstigen und befördern.

In einer nächsten Krisensitzung Anfang März rechnet das Sozialreferat ein letztes Mal nach. Falls dann nicht genügend Unterstützer gefunden sind - die sich bei Michael Weigel unter Telefon 23349590 melden können - ist das Projekt endgültig gestorben. "Das wird eine Blamage für München", sagt Weins.

© SZ vom 21.2.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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