Weißwurst-Knigge:Zuzeln auf Japanisch

Stäbchenkost? Hohe Schule des Kreuzschnitts? Banana-Style?

Doris Näger

Japaner mögen offenbar Weißwürste. Wie sonst ließe sich erklären, dass ein schwäbischer Metzgermeister den Weißwurst-Knigge von Werner Siegert übersetzte und in Japan mit seinen "Weißwürsten nach Münchner Art" serviert?

Es gibt dort drüben sogar ein großes Oktoberfest, auf dem sie natürlich besonders gern gegessen werden. Nur wie, das war bisher die Frage. Aber das können sich die Japaner jetzt aussuchen, ob hier oder dort.

Siegert, "zuagroaster" Unternehmensberater und Buchautor, schrieb den deutschen "Der kleine aber absolut unentbehrliche Weißwurst-Knigge" schon 2003. Die amerikanische Version kam ein Jahr später auf den Markt. Und jetzt eben, pünktlich zum 150.Geburtstag der Münchner Spezialität, die japanische.

Erklärt wird natürlich, wie das Zuzeln geht, wie die "hohe Schule" des Kreuzschnitts anzuwenden ist ("Da kann die Wange mehr Senf aufnehmen", findet Siegert) und welche Varianten der Aufschneider existieren.

Auch den Banana-Style deutet der Autor an - ohne aus seiner Abscheu einen Hehl zu machen. Bis im Wirtshaus aber die bestellte Weißwurst kommt, samt passendem Zubehör, kann der Leser sich anhand von Bildern und charmanten Texten noch informieren: über Reinheitsgebot, Kalorienzahl, Rezept und Geschichte.

Wenn er die 18 Seiten durchgesehen hat, stempelt der Gastwirt vielleicht sogar das Zertifikat im Umschlag. Siegert gesteht: "Bis ich für das Büchlein recherchiert habe, waren Weißwürste nicht gerade meine Lieblingsspeise. Ich hatte immer Angst, etwas falsch zu machen."

Ob man die Weißwurst auch mit Stäbchen essen kann? Ja, es geht - davon konnten sich die Gäste der Buchpräsentation im Münchner Presseclub selbst überzeugen.

© SZ vom 23.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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