Weihnachtsgeschäft:Kaufhaus-Kassen klingeln wieder

Lesezeit: 2 min

Schlangen vor den Geldautomaten, hektisches Gedränge in den Kaufhäusern und Autokolonnen in der Innenstadt - das Weihnachtsgeschäft verlief in diesem Jahr ganz nach dem Geschmack des Einzelhandels.

Martin Hammer

Die meisten Geschäfte konnten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern.

(Foto: Foto: dpa)

"An den Geschenken wurde allen Unkenrufen zum Trotz nicht gespart", verkündet Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands LBE die frohe Weihnachtsbotschaft.

Für die Marktforscher war das nach dem Debakel bei der Bundestagswahl die zweite Schlappe des Jahres, spottet City-Manager Wolfgang Fischer. Denn von der prophezeiten weihnachtlichen Sparwut sei in München nichts zu spüren gewesen. "Es herrscht keine Mega-Euphorie, aber das Geschäft ist wirklich gut gelaufen", so Fischer.

Keine exzessive Rabattschlachten

Nicht nur in den vergangenen zwei Monaten seien die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, dank der Konsumlaune zum Jahresende werden die Händler nach dürren Jahren auch für das Gesamtjahr 2005 wieder ein Plus verzeichnen. Zum adventlichen Segen trug nicht nur das Wetter bei. Die Geschäfte taten das ihre, indem sie auf exzessive Rabattschlachten verzichteten.

"Wir beenden das Jahr deutlich besser als geplant", sagt Karstadt-Geschäftsführer Thomas Mader. Dass die Umsätze im Weihnachtsgeschäft über Vorjahresniveau liegen, verdankt der Kaufhauschef auch der Fußball-WM. "Die Begeisterung ist spürbar, wir sind überrascht, dass die WM-Artikel schon jetzt so gefragt sind." Im Karstadt-Fifa-Shop seien bereits in den ersten zehn Tagen nach der Vorstellung des WM-Balls "Teamgeist" 1400 Stück verkauft worden.

Vor allem in der letzten Woche vor Weihnachten sind die Geschäfte auf Hochtouren gelaufen, bestätigt Saturn-Geschäftsführer Wolfgang Deinert. Vor der WM seien speziell Flachbild-Fernseher der Renner - trotz der gehobenen Preise. Allein am Donnerstag hätten bei Saturn in der Fußgängerzone 30 000 Kunden eingekauft. Die Hälfte davon hatte den Last-Minute-Klassiker, eine CD oder DVD, im Gepäck.

Wieder mehr Lust auf Luxus hat man bei Dallmayr festgestellt. "Wir merken den Aufschwung kräftig", sagt Verkaufsleiter Josef Riepl, "es ist um einiges besser gelaufen als im Vorjahr." 2500 Flaschen Champagner seien in der Adventszeit über die Ladentheke gegangen, die Geschenkkörbe waren Tage vor Weihnachten ausverkauft.

Doch längst nicht überall herrscht solche Zufriedenheit. "Nicht berauschend", lautet etwa die Bilanz von Obletter-Geschäftsführer Michael Hagen. Der Umsatz sei schlechter als 2004, die Kaufzurückhaltung weiter spürbar - mit einer Ausnahme: Den gelben Teleskop-Baukran von Lego habe man 500 Mal verkauft, der eindeutige Weihnachtsrenner.

Umsatz-Plus zum Jahreswechsel

Ebenfalls gedämpft fällt die Einschätzung beim Kaufhof am Stachus aus. "Das Weihnachtsgeschäft war zwar besser als der Rest des Jahres", sagt Geschäftsführer Klaus-Peter Kempf, aber zu einem Umsatzplus habe es nicht gereicht. "Wir hätten uns schon ein paar Kunden mehr gewünscht." Immerhin, der Trend sei positiv, das mache Hoffnung für 2006.

Zunächst stehen den Geschäften im alten Jahr noch wichtige Tage bevor. Denn auch wenn Weihnachten vorbei ist, das Geschäft ist es noch nicht. "Die Tage vor dem Jahreswechsel gewinnen von Jahr zu Jahr an Bedeutung", sagt Wolfgang Fischer. Die Frequenz in der Innenstadt erreiche fast das Niveau der letzten Adventswoche. "Viele haben Urlaub und deshalb Zeit, um Geld, das unterm Christbaum lag, auszugeben."

Und viele haben das dringende Bedürfnis, sich von Socken, Krawatten oder Schlager-CDs schnell wieder zu trennen. Obwohl es kein Recht auf Umtausch gebe, sondern die Rücknahme Kulanz des Händlers sei, "ist das Zurückbringen auch in kleinen Geschäften durch die Bank einfacher" geworden, sagt Markus Saller von der Verbraucherzentrale Bayern. Alternativ bleibt die Versteigerung im Internet. Bei Ebay & Co. dürften in den nächsten Tagen ungeliebte Geschenke in Massen versteigert werden.

© SZ vom 27.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: