Wegen geplatzter Geldanlage:Freundin bewusstlos gewürgt?

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Er verlor 900 000 Euro. Danach bekam er einen Wutanfall. Ein 47-Jähriger vor Gericht.

Alexander Krug

Das mit der Geldanlage sei eine todsichere Sache, versicherte die Freundin. Schließlich sei der Vermittler ein langjähriger Bekannter, und auf den sei "tausendprozentig Verlass". Irgendwann gab Georg B., 47, den Überredungskünsten seiner Partnerin nach und investierte knapp 900 000 Euro.

Doch bald schon entpuppte sich die erhoffte wundersame Geldvermehrung als glatter Betrug. Nun steht Georg B. nicht nur mit leeren Händen da, sondern hat seit gestern am Landgericht auch noch eine Klage wegen Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung und versuchter räuberischer Erpressung am Hals.

"Bestialisch umbringen"

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seiner einstigen Geliebten nach dem finanziellen Desaster übel mitgespielt zu haben. Aus Wut über den Verlust soll Georg B. seine gleichaltrige Freundin mit Schlägen misshandelt und sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben.

Mehrmals soll er ihr gedroht haben, sie "bestialisch umzubringen", falls sie den Schaden nicht wenigstens zum Teil wieder gutmachen würde. Schließlich soll er sie auch noch auf dem Weg zur Arbeit in Freimann überfallen und zusammengeschlagen haben.

Georg B. hat sich nach einer Kfz-Lehre zum Meister hochgearbeitet und führte einige Jahre ein eigenes Autohaus. Nach einem "schweren Verkehrsunfall" verkaufte er das Geschäft und verlegte sich auf den Außendienst. Doch die tägliche Fahrerei ("ich saß 150 000 Kilometer im Jahr hinterm Steuer") behagte ihm auch nicht, so dass er auch diesen Job wieder aufgab. Seine Ersparnisse und eine Erbschaft erlaubten ihm offenbar ein sorgenfreies Leben - bis er im Herbst 2001 seine Freundin kennen lernte.

Nach seiner Schilderung las er ihr jeden Wunsch von den Augen ab. "Sie war die Frau, da passte einfach alles", sagt er. So ganz kann das freilich nicht stimmen, denn immerhin trennte man sich einmal für mehrere Monate. Mit Vorsicht zu genießen sind wohl auch die weiteren Angaben des Angeklagten.

Aus Mitleid das Haus renoviert

Weil sie von Arbeitslosengeld leben musste, will er ihr "aus Mitleid" das komplette Haus renoviert haben: "Fliesen, Fenster, Bad, ich hab' alles für sie gemacht." Schließlich habe er ihr sogar ein Haus in Tirol überschrieben.

Irgendwann habe ihm die Freundin geraten, seine Ersparnisse bei einem ihrer Bekannten anzulegen. Der sei über jeden Zweifel erhaben und kenne sich bestens aus. "Sie konnte sich auf mich verlassen, und ich dachte, ich kann mich auf sie verlassen", sagt Georg B. Als das Geld weg war, habe er seiner (offenbar auch selbst betrogenen) Freundin schon Vorwürfe gemacht.

Er räumt auch grundsätzlich ein, sie mitunter "gepackt und geschüttelt" zu haben. Doch alles andere seien Übertreibungen von ihr. "Ich habe sie nie gewürgt, sie war auch nie bewusstlos", beteuert er. Auch die ihm vorgeworfenen wüsten Drohungen seien frei erfunden. Die Richterin ist skeptisch: "Wenn ich Ihnen so zuhöre, dann sind ja Sie das Opfer?" Der Prozess dauert an.

© SZ vom 17.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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