Wasserprobe:Die Isar ist zwar sauber, aber nicht rein

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Die Badesaison hat begonnen - aber die Isar wird offiziell nicht zum Badegewässer erklärt. "Das Wasser ist zwar deutlich sauberer geworden", sagt Hubert Maiwald vom städtischen Gesundheitsreferat, "aber 2004 entsprach die Isar nicht den Anforderungen der bayerischen Gewässerverordnung."

Von Doris Näger

Die Entscheidung kommt nicht ganz überraschend: Schon im vergangenen Jahr, als im Zuge der Isar-Renaturierung im Oberlauf der Isar die UV-Desinfektionsanlagen in Betrieb gingen, die das Wasser der Isar von Keimen befreien sollen, zeichnete sich ab, dass die Wasserqualität in einem Fluss nicht so stabil ist wie in einem See.

(Fast) ungetrübte Badefreuden mit Blick auf den Friedensengel (Foto: Foto: dpa)

Die Belastung durch Darmkeime wurde regelmäßig gemessen, doch die Zahl konnte nie aktuell, sondern immer nur im Nachhinein bekannt gegeben werden. Denn sobald es zum Beispiel im Oberlauf der Isar stark regnet, werden Keime und also damit Krankheitserreger unter anderem aus der Landwirtschaft eingeschwemmt.

Die Messungen zeigen nun aber deutlich, wie sich das Wasser im Lauf der vergangenen Jahre verbessert hat: Im Jahr 2000 wurden die Grenzwerte für Darmkeime der bayerischen Gewässerverordnung noch an allen acht innerstädtischen Messstellen um bis zu 42 Prozent überschritten. 2004 lagen sie nur noch an zwei Messstationen über dem Limit und das auch nur noch um zehn Prozent. Die Leitwerte wurden 2000 noch um bis zu 100 Prozent überschritten, 2004 nur noch um maximal 70 Prozent.

Appell an die eigene Verantwortung

Die Investition in die UV-Anlagen hat sich also gelohnt. Schon im vergangenen Jahr sagte Stefan Schweitzer von der Stadthygiene: "Wir sind von der Warnung, in der Isar zu baden, abgerückt." Wegen der restlichen Unwägbarkeiten diskutierten die Verantwortlichen aus dem Gesundheitsreferat und den Wasserwirtschaftsämtern über ein nicht näher definiertes Warnsystem.

Geeinigt hat man sich nun auf die Schilder, von denen ein Dutzend in den nächsten Wochen im Stadtgebiet aufgestellt werden soll. Wie kompliziert es ist, klare Aussagen zum Thema Baden in der Isar zu treffen, zeigen die acht Sätze der Tafel. Unter anderem heißt es dort: "Die Isar ist ein Wildfluss, in dem keine konstante Badegewässerqualität garantiert werden kann. Seien Sie sich deshalb bewusst, dass Sie in eigener Verantwortung baden."

Eigene Verantwortung heißt in diesem Fall: "Der Bürger muss sich selbst informieren, ob es im Oberlauf starken Regen gab oder nicht", sagt Wolfgang Popp vom Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft. Trübung und größere Strömung, also auch Hochwasser, seien jedoch Zeichen dafür, dass die Wasserqualität nicht optimal sei. Eine Internet-Seite soll in Kürze über die Wasserqualität informieren.

Kleinkinder besser nicht baden lassen

Die Darmkeime können Magen-Darm-Probleme auslösen, gelangen laut Maiwald vom Gesundheitsreferat jedoch nur in den Körper, wenn jemand Wasser schluckt. Wer zum Wasserschlucken neigt, ist also umso stärker gefährdet. "Kleinkinder würde ich nicht in der Isar baden lassen", rät Maiwald. Keine Frage, dass die Isar also auch nicht zum EU-Badegewässer erklärt werden kann. Von der Qualität abgesehen, müsste die Stadt dann auch eine gewisse Infrastruktur zur Verfügung stellen, zum Beispiel Toiletten oder Rettungsmöglichkeiten.

Jenseits der Diskussion um die Badewasserqualität ist laut Maiwald eine andere aber viel wichtiger: nämlich die über die Unfallgefahr in der Isar. "In der Isar liegen Abfall und Äste, dessen muss man sich bewusst sein", sagt Maiwald. Voriges Jahr habe sich ein Kind den halben Bauch aufgeschlitzt. Auch die Strömungen seien nicht zu unterschätzen. Vor eineinhalb Jahren ertrank deshalb ein Kind im Eisbach. Hubert Maiwald: "Da tritt die Diskussion um die Keime dann in den Hintergrund."

© SZ vom 04.05.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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