Warten auf Wildmoser:"Ich bin nicht der Moshammer"

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Es hätte alles so schön sein können: Die schwere Stahltür der JVA Stadelheim öffnet sich, heraus tritt der Präsident des TSV 1860 und erhebt die Hand zum Victory-Zeichen. Doch es kam anders.

Von Fritz Niemann

Um die angekündigte Freilassung des schwergewichtigen Gastronomen angemessen zu würdigen, versammelte sich gegen Mittag eine knappe Hundertschaft Presseleute vor dem Hauptausgang von St. Adelheim, wie der Knast im Münchner Volksmund heißt.

Der "Pate von Giesing" hatte sich ein wahres Prachtwetter ausgesucht, um seine dunkle Zelle zu verlassen.

Gerüchte kursieren

Während sich die Fotographen um die besten Plätze balgten, kursierten Gerüchte. Jeder der Anwesenden schien mehr zu wissen, als die Anderen - nur in einem waren sich alle einig: Um 14 Uhr wird die Spannung endlich gelöst und ein befreiter Karl-Heinz Wildmoser wird der Welt mitteilen, was sie wissen will.

Doch zunächst starrten alle auf die graue Stahltür. Immer auf diese Tür. Plötzlich öffnet sie sich. Die ersten Fotographen drücken auf den Auslöser und heraus tritt: Ein Mann im roten Pullover. Doch der winkt ab: "Ich bin nicht der Moshammer."

Alle lachen irgendwie erleichtert. Schon besser, als immer auf diese graue Tür zu starren.

Stille Post

Nun öffnet sich die graue Tür häufiger, doch heraus kommen nur Menschen, die schon rein figurell nicht Wildmoser sein können. Sollte der etwa einen Nebenausgang gewählt haben? Wieder spielen die Journalisten stille Post.

Nach gut zwei Stunden Wartezeit tritt dann Steffen Ufer, Wildmosers Strafverteidiger, vor die Journalisten und erklärt knapp: "A bissl müsst´s noch warten."

Zudem spricht er vom "unfairen Verfahren" gegen den Gastronomen und von "amerikanischen Verhältnissen", weil die Presse schon bei der ersten Durchsuchung der Geschäftsstelle des TSV 1860 zugegen war. Dann steigt er in seinen Wagen und fährt ab.

Wo ist Wildmoser?

Ernste Zweifel machen sich breit - Ufer weg? Doch wo ist Wildmoser? Ist der auch schon weg?

Ja, alle haben umsonst gewartet. Der gewitzte Gastronom hat es vorgezogen, den Hinterausgang zu wählen und den Fragen der Journaille dieses Mal zu entgehen.

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