Vorbericht:Tastengefühl

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Obenauf: Aus der Pianistin Olivia Trummer ist inzwischen auch eine selbstbewusste 29-jährige Sängerin geworden. (Foto: Dietmar Scholz)

Das Multitalent Olivia Trummer in der Bar Gabanyi

Von Oliver Hochkeppel, München

Schon als Olivia Trummer 2005, mit 20, ihr Debütalbum "Nach Norden" vorlegte, gab es großes internationales Echo: "Young, gifted and deutsch" hieß es in England. Tatsächlich war Trummers Werdegangs typisch für junge deutsche Jazzer: Die in Stuttgart geborene Tochter einer Musikerfamilie fand früh zum Klavier. Noch als Kind wurde sie rekordverdächtige fünf Mal Bundespreisträgerin bei "Jugend musiziert". 2003 begann sie an der Musikhochschule Stuttgart Jazzpiano und klassisches Klavier zu studieren. Beides schloss sie mit Auszeichnung ab, ein Masterstudium an der Manhattan School of Music folgte.

Kurz zuvor hatte sie ihr zweites Album "Westwind" veröffentlicht, das ihr außergewöhnliches Talent verdeutlichte: Ihre lyrische Ader, die sich in einem extrem sensiblen Anschlag äußert ("Meine Beziehung zum Klavier ist nicht einseitig. Von den Tasten kommt etwas zurück. Ich spiele auch deshalb nicht so laut, weil der innere Klang wichtig ist, Ich höre den Ton schon, wenn ich meine Finger auf die Taste lege", sagt sie); ihre universelle Musikalität ("für mich hat es nie eine Grenze zwischen Klassik und Jazz gegeben"); die üppige, auch humorvolle Phantasie, die ihre Improvisationen auszeichnet; und nicht zuletzt, dass Trummer bei allem Experimentieren - woran auf diesem Album auch der Trompeter Matthias Schriefl Anteil hatte - nie den Swing und die Melodie vergisst. Freilich waren bis dahin alles reine Klavierstücke. Der New York-Aufenthalt - dem sich bis heute regelmäßig weitere anschlossen - mit vielen Begegnungen und Erfahrungen führte sie weiter. Er stärkte ihr Selbstvertrauen so sehr, dass es seitdem auch in Richtung Singer/Songwriter geht. "Ich habe immer gesungen, schon als Kind, nur nicht auf der Bühne. Als ich aus New York kam, war es dann ein innerer Drang, ich hatte für Jahre ausreichend Songs geschrieben." Die folgenden zwei Alben präsentierten also neben der Pianistin auch die Sängerin Olivia Trummer, über die das Fachmagazin Jazzthetic schrieb: " Sie singt besser als manche Hauptamtliche."

Nachdem sie einige Stipendien und Preise (zuletzt im November den Jazzpreis Ingolstadt) einsammeln und vor allem in Großbritannien und Irland (wo nun auch ihr Management sitzt) große Erfolge feiern konnte, präsentiert Trummer auch in München, in der Bar Gabanyi, ihr neues, in New York mit Stars wie Matt Penman und Kurt Rosenwinkel aufgenommenes Album "Fly Now". Wieder geht es bei den ausschließlich eigenen, ganz auf Englisch gesungenen Song einen Schritt weiter: Erstmals spielt sie da auch Hammond-Orgel und Fender Rhodes.

Olivia Trummer, Donnerstag, 26. März, 20.30 Uhr, Bar Gabanyi, Beethovenplatz 2, 51701805

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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