Die Reinigungsfrau hat nach Angaben der Behörde vom Montag am 11. Oktober 2006 dem damals zwei Jahre und acht Monate alten Kind ein Messer in die linke Brust gestoßen. Der Stich verletzte den Herzbeutel und einen Lungenflügel, nur dank einer sofortigen Notoperation blieb der Kleine am Leben. Sein 20 Jahre alter Stiefbruder hatte der betrunkenen Mutter das Messer entwunden und den Notarzt gerufen.
Die 46-Jährige gestand nach anfänglichem Leugnen die Tat. Sie habe mit dem Kind aus dem Leben scheiden wollen, gab sie als Motiv an. Die Staatsanwaltschaft geht von niederen Beweggründen aus. Sie habe sich über beide Söhne geärgert, weil der Ältere nicht mit ihr habe reden wollen und der Kleine trotz ihres Verbotes mit dem Wecker spielte.
Die ehemalige Stadträtin aus Radeberg in Sachsen ist der Anklage zufolge seit gut zwölf Jahren trunksüchtig. Sie zog im Jahre 2000 zu ihrem neuen Lebensgefährten, dem Vater des Kleinkindes, nach München, wo sie seit der Schwangerschaft vom Sozialreferat betreut wurde. Ihr sei auch Hilfe gegen ihre Alkoholkrankheit angeboten worden. Die Suchtberaterin einer gemeinnützigen Organisation betreute die Angeklagte im Jahre 2004, die Alkoholikerin habe aber die angebotene stationäre Therapie abgelehnt. Die Behörden sahen jedoch keinen Anlass zur Wegnahme des Kleinkindes, das seine Mutter trotz ihrer Trunksucht nach Angaben aller Zeugen vorbildlich gepflegt habe, sie sei auch nie durch Aggressionen aufgefallen.
In der Öffentlichkeit war nach Bekanntwerden des Verbrechens zunächst Kritik an den Ämtern laut geworden. Dazu besteht der Staatsanwaltschaft zufolge kein Anlass. Gegen die Angeklagte wird voraussichtlich im Spätsommer verhandelt. Bisher sind 37 Zeugen und vier Sachverständige benannt.