Verkehrspaket:Der Weg zum Stadion wird immer teurer

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Der Fröttmaninger MVV-Anschluss gilt als derart mager, dass für die Zeit nach 2006 schon ein zweites Stadion-Paket geschnürt wird.

Dominik Hutter

Im Bürgerentscheid schien alles klar: 184 Millionen Euro sollte die Anbindung des neuen Fußballstadions kosten - eine Summe, die Baureferent Horst Haffner nachträglich bereits auf 250 Millionen erhöhen musste. Doch auch das wird nicht reichen. Denn der Fröttmaninger MVV-Anschluss gilt als derart mager, dass für die Zeit nach 2006 schon ein zweites Stadion-Paket geschnürt wird.

Stadion in Fröttmaning (Foto: N/A)

Den Verkehrsplanern fehlt vor allem eine Direktverbindung vom Stadion zum Hauptbahnhof. Wer heute von den Tribünen des Olympiastadions kommt, hat am U-Bahnhof die Wahl zwischen Marienplatz (U3) und Hauptbahnhof (U2).

Von Fröttmaning aus fährt lediglich die U6 zum Marienplatz - in einem Tunnel, der zwischen Schwabing und Innenstadt noch eine zweite Linie verkraften muss. 20 Prozent weniger U-Bahn-Kapazität als beim Olympiastadion haben die Stadtwerke errechnet, den Ausbau bis 2006 bereits mitberücksichtigt. Aus Zeitgründen wird es beim WM-Anpfiff lediglich die aufgemotzte U6 und einen Bus-Shuttle geben.

Das aber reicht auf Dauer nicht aus. Im städtischen Arbeitskreis Nahverkehr wird deshalb schon für die Zeit nach der WM geplant. Die wohl aussichtsreichste Lösung ist gleichzeitig die teuerste: ein neuer U-Bahn-Ast zwischen U2 und U6.

Mehrere Varianten sind im Gespräch - eine Verbindung Scheidplatz-Studentenstadt ebenso wie eine oberirdische Trasse über die Panzerwiese oder eine Querung auf Höhe Heidemannstraße.

Warme Luft in den Waggons

Faustregel dabei: Je zentraler die Lage, desto komplizierter und teurer werden die Bauarbeiten. Und: Je näher am Stadtrand, desto häufiger transportieren die Waggons nur warme Luft. Ein Mittelweg muss also her - was die Chancen für die Scheidplatz-Variante erhöht.

Stadtbaurätin Christiane Thalgott will, dass auch die umliegenden Stadtviertel etwas davon haben - ein Bundesliga-Tag pro Woche ist einfach zu wenig für einen U-Bahn-Tunnel. Die Strecke Scheidplatz-Kieferngarten wird bereits im Verkehrsentwicklungsplan als "denkbare Netzergänzung" geführt.

Teuer wird's in jedem Fall. Ein U-Bahn-Kilometer verschlingt erfahrungsgemäß rund 50 Millionen Euro - die neue Trasse wäre etwa vier Kilometer lang. Eröffnungstermin: nicht vor 2010.

Als preisgünstiger gelten alle Lösungen, die den DB-Nordring miteinbeziehen. Diese vor allem vom Güterverkehr genutzte Trasse verfügt auf Höhe Freimann über eine Weichenverbindung ins U-Bahn-Netz. Nachteil: Berechnungen der Bahn haben ergeben, dass auf den bestehenden Schienen allenfalls für einen 20-Minuten-Takt Platz wäre - für ein 66.000 Plätze-Stadion geradezu ein Witz.

Mindestens ein neues Gleis müsste also her - zusätzlich zur Entwicklung von Spezialfahrzeugen, die sowohl das DB- als auch das U-Bahn-Netz befahren können. Diese beiden Probleme haben bereits dem ursprünglich geplanten "Stadion-Sprinter" den Garaus bereitet.

Was genau über einen erweiterten Nordring rollen könnte, ist noch unklar. Die Stadt-Umland-Bahn ist ebenso im Gespräch wie eine Verlängerung der U1, die dann nördlich des Olympia-Einkaufszentrums die Oberfläche erreichen und in den Nordring einbiegen würde.

Ebenfalls noch im Rennen: eine Verbindung von Fröttmaning zur S8 sowie "Abbiegespuren" auf Höhe Odeonsplatz/Marienplatz, über die die U6 direkt den Hauptbahnhof erreichen könnte - durch den Tunnel der U4/U5 oder über die S-Bahn-Stammstrecke.

Am 10. Oktober ist erst einmal Spatenstich fürs erste Fröttmaning-Paket - den Ausbau der U6.

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