Verkehr:Stadt will Trambahn durch den Englischen Garten

Neue Linie soll auf der bisherigen Bus-Trasse verkehren

Ekkehard Müller-Jentsch

(SZ vom 14.04.1994) - Zwischen Stadt und Freistaat ist ein neuer Streit entbrannt. Diesmal geht es um die Trambahn, die nach dem Willen des Stadtrats auf der sogenannten Nordtangente zwischen Schwabing und Bogenhausen durch den Englischen Garten fahren soll. 'Die Bayerische Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen wehrt sich vehement gegen die Durchfahrt der Tram', beklagte gestern Bürgermeister Christian Ude.

Rechtlich gesehen ist der Englische Garten Privatgrund des Freistaats. Die Trambahntrasse soll genau auf der Straße verlaufen, die heute schon den Englischen Garten durchschneidet und seit gut einem halben Jahrhundert von Dieselbussen befahren wird. 'Für die Tramtrasse müssen keine Bäume gefällt werden', versichert Ude und dementiert eine früher aufgestellte Behauptung, daß 100 Bäume der Trasse zum Opfer fallen würden.

Diskussionen hatte es auch einmal im örtlichen Bezirksausschuß gegeben, der sich in seiner Mehrheit aber für das Projekt ausgesprochen hat. Damals wurde allerdings verlangt, daß der Gleisbereich begrünt wird. Einige CSU-Vertreter konnten sich mit ihrer Forderung nach Elektrobussen anstelle der Straßenbahn nicht durchsetzen.

Der städtische Werkleiter Verkehr, Herbert König, möchte die Diskussion um die Nordtangente wieder versachlichen und hat deshalb eine vorgezogene Umweltverträglichkeitsprüfung für den Abschnitt Englischer Garten in Auftrag gegeben. 'Der Freistaat sollte seine bisherige Haltung aufgeben und sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen', appelliert er. Denn wo ein ausreichendes Fahrgastaufkommen zu erwarten sei, stelle die Straßenbahn das umweltschonenste Verkehrsmittel dar.

Auf der umstrittenen Nordtangente erwarten die Nahverkehrsgutachter der Firma 'Intraplan' täglich rund 13.000 Passagiere.

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