Urteil:Bankräuber müssen für 15 Jahre hinter Gitter

Lesezeit: 2 min

Nach einer Überfall-Serie und einer Schießerei, bei der ein Polizist verletzt wurde, sind zwei Bankräuber zu 15 Jahren Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt worden.

Christina Warta

Die Brüder Norbert und Hubert G. aus Österreich, die sich vor dem Schwurgericht wegen einer Serie von Bankrauben im Münchner Osten verantworten mussten, sind am Dienstag zu 15 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte den Brüdern ursprünglich 13 Banküberfälle zur Last gelegt (fünf konnten ihnen nachgewiesen werden), bei denen rund 1,5 Millionen Euro erbeutet wurden, und sie zudem wegen versuchten Mordes angeklagt: Am 20. November 2008 hatte ein Polizist beim Überfall auf die Kreissparkasse in Kirchheim einen Oberschenkeldurchschuss erlitten.

Als Norbert G., 47, das Urteil hört, presst er seine Finger so fest zusammen, dass die Knöchel schneeweiß hervorstehen. Hubert G., 46, sein Bruder, sitzt neben ihm auf der Anklagebank, er verschränkt die Arme fest vor seiner Brust und schaut starr vor sich hin. Das Urteil hätte auch auf "lebenslang" mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld lauten können - das zumindest hatte Staatsanwältin Daniela Tausend gefordert. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl erklärt in der Urteilsbegründung, dass lediglich aufgrund glücklicher Umstände keine Lebensgefahr für den betroffenen Polizisten bestanden habe. "Die kriminelle Intensität war erheblich." Auf der Flucht aus der Bankfiliale hatten die Brüder insgesamt 24 Schüsse auf zwei Polizeibeamte abgefeuert.

Schon seit 1992 fanden im Münchner Umland immer wieder Banküberfälle statt, die nach einem ähnlichen Muster abliefen: Stets lagen die Banken unweit von Autobahnauffahrten, stets waren es zwei kleinwüchsige und maskierte Bankräuber, die kurz vor Geschäftsschluss in die Filiale stürmten. Sie waren immer bewaffnet und gingen brutal vor: Angestellte wurden gewürgt, mit der Pistole geschlagen oder mit der Faust geprügelt. Immer wieder nannten sich die Verbrecher gegenseitig "Giovanni" und forderten sich mit dem Wort "Avanti" auf, sich zu beeilen.

Beim Überfall in Kirchheim kam es schließlich zur Schießerei. Die Brüder flüchteten im Auto ihrer Mutter Richtung Österreich, wurden aber zwei Stunden später bei Traunstein festgenommen: Beute und Waffen lagen noch im Auto, die Sturmmasken ebenso.

Während Hubert G. immerhin den Überfall in Kirchheim gestand, brachte Norbert G. einen angeblichen dritten Täter ins Spiel. Dafür, so der Richter, gebe es aber keine Belege. Die Brüder hätten die Banküberfälle begangen, um ihren Geldbedarf zu decken, weil beide über kein regelmäßiges Einkommen verfügten und sich trotzdem an Sportwetten beteiligten. Aufgrund von Indizien, etwa identischen Steppjacken bei zwei Überfällen, konnte das Gericht den Brüdern zusätzlich zu dem Kirchheimer Raub weitere vier Überfälle nachweisen.

Weil Hubert und Norbert G. "gefährlich für die Allgemeinheit" seien, ordnete das Gericht Sicherungsverwahrung im Anschluss an die Haftstrafen an. Gutachter bescheinigten den Männern "dissoziale Persönlichkeiten" und ein hohes Aggressionspotential. Bankangestellte und Kunden, die Opfer der beiden wurden, seien körperlich und psychisch schwer geschädigt. "Sie würden die Delikte wieder begehen", sagt Staatsanwältin Tausend nach der Urteilsverkündung. Harald Baumgärtl dagegen, der Norbert G. verteidigte, erklärt, man denke darüber nach, in Revision zu gehen.

© SZ vom 23.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: