Urbanauten:Nur ein Strand für München

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Von acht vorgeschlagenen Standorten für den Kulturstrand lehnt das Kreisverwaltungsreferat sieben ab. Den Urbanauten bleibt nur der Isarbalkon an der Corneliusbrücke.

Peter Oberstein

Die Urbanauten planen einen neuen "Kulturstrand". Noch ist unklar, wo sie ihn aufschütten dürfen. Die selbst ernannten Diskurs-Anstoßer haben in einem Schreiben an das Kreisverwaltungsreferat (KVR) acht Standorte vorgeschlagen.

Die Behörde hält nur einen für realisierbar: den der vergangenen Jahre. Er lag auf dem Balkon an der Corneliusbrücke. Dass dort über Monate hinweg Open-Air-Veranstaltungen stattfanden, war schon 2008 und 2009 umstritten - zumindest unter den Lokalpolitikern.

Die Stadtverwaltung hat ihrerseits andere Plätze für einen Strand mit Bar und Musikprogramm angeregt. Immerhin beruhigt die Vorentscheidung eine Diskussion im Bezirksausschuss 5 (Au-Haidhausen).

Kühn kann man es nennen. Benjamin David von den Urbanauten nannte es "ein bisschen frech". Aber verwirklicht wird er nicht, der Sandstrand auf der Hackerbrücke.

Es wird keine Verkehrsumleitung geben, damit die Münchner über den Gleisanlagen in eine "Urlaubs-Assoziation von entspannter Kommunikation und gelassener Offenheit" entführt werden können, wie es das Konzept der Urbanauten für ihr wiederkehrendes Projekt "Unter dem Pflaster der Strand" vorsieht.

Aber auch auf der Verkehrsinsel am Isartor oder auf dem Max-Joseph-Platz vor der Oper werden die Stadtbewohner nicht zu den von den Urbanauten visionierten "urbanen Begegnungsformen" kommen, da aus Sicht der städtischen Referate dem zu viel entgegen steht, wie KVR-Sprecherin Daniela Schlegel sagte.

Immerhin wird durch diese Einwendungen, die die Behörden mit Schwierigkeiten der Verkehrsführung bis hin zu Naturschutzbelangen begründen, auch die Wiese an der Isar unterhalb des Landtags nicht von den Urbanauten genutzt.

Der Bezirksausschuss 5 hatte sich gewissermaßen präventiv - ohne also zu einer Stellungnahme aufgefordert worden zu sein - dagegen ausgesprochen. Der Antragstext erwähnte zwar die Urbanauten nicht, aber Strände planen in München nicht allzu viele Organisationen.

Auf der nächsten Seite: 90 Kulturveranstaltungen sind geplant.

Die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) betonte, dass die Wiese unterhalb der Maximiliansbrücke vor den Kaskaden ein wichtiger Erholungsraum mitten in der Stadt sei. Viele gönnten sich dort eine kurze Auszeit von der Hektik der Stadt.

Dietz-Will fand, "die Wiese muss für alle zugänglich bleiben und ist für jede kommerzielle Nutzung absolut ungeeignet". Sie kündigte Protestaktionen an, falls die Urbanauten dort ihren Strand anlegen wollen.

Ob sie dies wirklich vorhatten oder nicht, ist mittlerweile durch die Entscheidung der Referate nebensächlich. So bleibt die Abwehrreaktion. Sie gilt, und da war man sich in Haidhausen einig, jeder kommerziellen Nutzung der Isarauen.

Die Urbanauten ihrerseits sehen ihr Projekt nicht als eine besondere Art, geschickt Geld zu verdienen. David verweist auf die geplanten 90 Kulturveranstaltungen - an jedem Tag sei es eine. Die Gastronomie brauche man zu deren Finanzierung, betont David.

Gegen den Standort an der Corneliusbrücke, den die Verwaltung immerhin für "möglich" hält, laufen seit Jahren Lokalpolitiker Sturm, da der Lärm die Anwohner belaste. Der Bezirksausschuss 2 (Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt) hatte mangelnde Mitsprache moniert, da er 2009 nicht gehört worden sei.

Der Isarbalkon gehört dem Baureferat und ist daher ein sogenannter "privater öffentlicher Raum", was das Procedere für die Genehmigung erleichtert.

Die Verwaltung will mit den Urbanauten über Standorte reden. Dietz-Will schlug den Orleansplatz vor. Die Diskussion um den Kulturstrand ist in Gang. Das muss ganz im Sinne der Urbanauten sein. Auf ihrer Internetseite regen sie einen Diskurs über den öffentlichen Raum an.

© SZ vom 31.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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