Unternehmen mit Interesse an Airport-Anbindung:Kommt der Privat-Express zum Flughafen?

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CSU-Politiker für schnelles Handeln bei der S-Bahn-Beschleunigung - Wirtschaftsministerium bremst.

Dominik Hutter

Die Strecke scheint attraktiv zu sein: Neben der Deutschen Bahn zeigen nun auch Privatbahngesellschaften Interesse am Betrieb einer Expressverbindung zwischen Hauptbahnhof und Flughafen. Der Freistaat will allerdings zunächst die Ergebnisse eines umfassenden Gutachtens abwarten. Und das zieht sich: Das Papier muss laut Ausschreibung erst Ende September 2009 fertig werden.

Nach dem Ende der Transrapid-Pläne wird wieder über die Flughafen-Anbindung diskutiert. Dabei spielt auch der provisorische "Humpel-Express" entlang der S1-Strecke eine Rolle, die jener der S8 wohl vorgezogen würde. (Foto: Foto: ddp)

Es war ein "seriöser und erfahrener Bewerber", der bei Eberhard Rotter vorsprach: In 20 Minuten nonstop über die bestehende Strecke der S1 zum Flughafen, so lautete der Plan des privaten Bahnunternehmens, das dem verkehrspolitischen Sprecher der CSU-Landtagsfraktion ganz offen sein Interesse am Betrieb eines Airport-Expresses mitteilte. "Natürlich gilt es noch viele Details zu klären", betont Rotter. Fragen zur Streckenkapazität etwa oder das durchaus heikle Thema, ob der neue Airport-Express ins Verbundsystem des MVV integriert wird.

Wichtig sei es jedoch, dass nun schnell etwas vorangeht, erklärte der Politiker beim Verkehrsforum der Hanns-Seidel-Stiftung am Dienstagabend. Für den ersten Schritt, einen provisorischen Express über die S1, der vermutlich ohne größere Ausbauten auskäme, müsse nicht unbedingt das Ergebnis der großen Flughafenstudie des Verkehrsministeriums abgewartet werden.

Erster Zwischenstand in einigen Monaten

Eben das aber will die zuständige Ministerin Emilia Müller (CSU) tun. Zwar haben neben dem CSU-Mann Rotter auch schon Politiker von SPD, Grünen und FDP eine rasche und unkomplizierte Lösung beim Airport-Express angemahnt - die Ministerin aber will sich bei ihrer Entscheidung auf "fundierte Aussagen" stützen können. Kurzfristige Verbesserungen würden in dem Gutachten, das derzeit ausgeschrieben wird, ebenfalls berücksichtigt. Den Ergebnissen will Müller keinesfalls vorgreifen - was im Klartext heißt: Bevor die Studie nicht fertig ist, passiert gar nichts. Immerhin soll in einigen Monaten ein erster Zwischenstand bekanntgegeben werden.

Beim Ministerium hat sich, Müller zufolge, bislang kein privater Verkehrsanbieter für die Flughafenstrecke gemeldet. Auf SZ-Anfrage bestätigten aber sowohl der britische Konzern Arriva ("Regentalbahn") als auch sein französischer Konkurrent Veolia ("Bayerische Oberlandbahn"), Interesse an dem Projekt zu haben. Dazu kommt noch der Platzhirsch, die zur Deutschen Bahn gehörige S-Bahn München, deren Chef Michael Wuth einen eventuellen Flughafenexpress gerne "mit besonderem Engagement" in Angriff nehmen würde.

"Humpel-Express"

Fritz Czeschka, der Geschäftsführer der für die Zugbestellungen des Freistaats verantwortlichen Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), warnt allerdings vor allzu großer Euphorie. Derzeit könne man noch nicht einmal genau sagen, welche Kapazitäten noch zur Verfügung stehen. Czeschka ist vor allem bei der S1, dem wohl aussichtsreichsten Kandidaten für ein Provisorium, skeptisch.

Schon frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass für den vom einstigen Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) ins Gespräch gebrachten "Humpel-Express" mit 30 Minuten Fahrtzeit mindestens die Zugteilung der S1 in Neufahrn aufgegeben werden müsste. Die Linie führe dann ausschließlich gen Freising, wer zum Flughafen will, müsste in Neufahrn umsteigen.

Entscheidend ist für Rotter, dass dem ersten Schritt weitere folgen. Absolut dringlich seien ein Regionalbahnanschluss, der nach Fertigstellung von Erdinger Ringschluss und Walpertskirchner Spange (siehe Grafik) möglich wäre, sowie die - wohl nur langfristig realistische - Einbindung ins ICE-Netz.

© SZ vom 10.07.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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