Uni-Standort Garching:Starthilfe im Doppelpack

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Ein Dienstleistungsbüro der Technischen Universität und Max-Planck-Institute in Garching bietet im Bemühen um qualifizierte Wissenschaftler auch Jobvermittlung für den Partner an.

Christiane Funke

Das Angebot war verlockend: Mit 31 Jahren bekam Simone Lemeer die Chance, als Akademische Rätin am Lehrstuhl für Bioanalytik im Wissenschaftszentrum Weihenstephan (WZW) zu arbeiten. Die gebürtige Niederländerin, die gerade an der Universität von Utrecht ihre Promotion abgeschlossen hatte, zögerte nicht lange. Seit Januar untersucht sie nun am WZW die Wirkungsweise von Proteinen bei Krebserkrankungen. Nicht ohne meinen Partner, diese Devise stand von Anfang für die Forscherin fest. Eine Fernbeziehung kam für sie nicht in Frage. Doch den Sozialpädagogen Arjen Schoute stellte der Wechsel von den Niederlanden nach Freising beruflich vor eine größere Herausforderung als seine Frau.

Bei der Suche nach einer Arbeitsstelle unterstützt die Leiterin des Munich Dual Career Büros, Kerstin Dübner-Gee Partner von Wissenschaftlern. (Foto: Foto: Renate Schmidt)

Was kann ich in einem anderen Land erreichen? - Antworten auf diese Frage gab dem 36-Jährigen, der zuvor zwölf Jahre gruppendynamische Projekte mit straffälligen Jugendlichen in Utrecht erarbeitet hatte, Kerstin Dübner-Gee. Die Leiterin des Dual Career Büros in Garching vermittelte Schoute seit seiner Ankunft im April Hospitanzen, unterbreitete ihm Stellenangebote, korrigierte Bewerbungen und verschaffte ihm schließlich einen Arbeitsplatz als Sozialpädagoge und Therapeut im Jugendwerk Birkeneck. Angesichts sprachlicher Probleme sei er anfangs häufig unsicher gewesen, erklärt Schoute. Dübner-Gee habe ihn aber immer wieder ermutigt.

"Es geht nicht nur um eine, sondern um zwei Karrieren", sagt Simone Lemeer. Tatsächlich besitzt auch ihr Partner wieder eine gute berufliche Perspektive. Mittlerweile hat der 36-Jährige nämlich auch noch ein berufsbegleitendes Studium an der Fachhochschule München begonnen, und zwar in "Gemeinwesen, Quartiermanagement und lokaler Ökonomie".

So ist gewährleistet, dass Simone Lemeer der TUM weiterhin als Forscherin erhalten bleibt. "Wenn mein Partner in einem Jahr nichts gefunden hätte, wären wir vielleicht woanders hingegangen", sagt sie. Jetzt bleibt das Paar in der Nähe der Berge, welche die Niederländer besonders schätzen. Die Hilfe des Dual Career Büros werden sie vielleicht erneut benötigen, wenn bald das gemeinsame Kind zur Welt kommt und die Suche nach einem Krippenplatz beginnt. Auch in solchen Fragen hilft Dübner-Gee, die durch ihren Einsatz schon Hortplätze vermittelt hat.

Initiativen, mit denen so genannte Doppelkarriere-Paare unterstützt werden, entspringen freilich nicht reinem Altruismus. "Es ist eine Win-Win-Situation", sagt Dübner-Gee, beide Seiten, Wissenschaftler und Hochschulen, profitierten. Früher habe man sich schwer getan, Forscher zu berufen, deren Partner ebenfalls hochqualifiziert waren. Für die Karriere des einen sollte der andere nicht mit dem beruflichen Aus zahlen. Mittlerweile machen, wie Dübner-Gee weiß, viele Wissenschaftler die berufliche Perspektive des Ehepartners zum Gegenstand der Vertragsverhandlungen. In den nächsten zehn Jahren rechnet sie mit zunehmendem Konkurrenzdruck der Hochschulen. Diese müssten sich attraktive Angebote einfallen lassen, um qualifizierte Wissenschaftler zu finden.

Mit einem "Rundum-Paket" möchte die 34-Jährige Forschern den Wechsel an die Münchner TU schmackhaft machen. Dazu zählt neben Hilfen bei der Schulwahl der Kinder sowie der Job- und Wohnungssuche auch die Beratung zur Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Mittlerweile greift die agile Mutter eines Sohnes, die selbst wegen der wissenschaftlichen Laufbahn ihres Mannes ein Jahr mit ihrem Kind von diesem getrennt lebte, auf ein stattliches Netzwerk zurück. Nicht ohne Stolz erwähnt sie die Kooperationen des Dual Career Büros mit "allen großen Forschungseinrichtungen" der Wirtschaft und Hochschulen in der Region.

Stattliches Netzwerk geschaffen

Dank ihrer Kontakte hat Dübner-Gee vielen Partnern von Wissenschaftlern zu Jobs verholfen. Könnten Kollegen da nicht den Verdacht der Vetternwirtschaft äußern? Nein, meint Dübner-Gee, jeder bekomme die Stelle ausschließlich aufgrund seiner Qualifikation. Und die sei ausschlaggebend für die erfolgreiche Vermittlung. "Je höher die Qualifikation, desto besser die Chancen", formuliert die Sozialwissenschaftlerin.

Gerne erinnert sie sich an Paradebeispiele. So hat sie einem Forscher-Ehepaar aus Singapur den gemeinsamen Weg nach Garching geebnet. Der Mann wurde 2008 als Professor für Elektronik an die TUM berufen. Seiner Frau, einer IT-Spezialistin, vermittelte Dübner-Gee Kontakte zu Consulting-Firmen und zu Siemens. Geklappt hat der berufliche Einstieg in Deutschland aber erst mit dem Angebot einer Postdoc-Stelle an der TUM. Eine Hürde galt es noch zu nehmen: Die Niederlassungserlaubnis für beide Wissenschaftler erwirkte Dübner-Gee erst nach einer Flut von E-Mails an das Kreisverwaltungsreferat.

"Frauen suchen heute nicht mehr nur einfache Stellen, sondern sind meistens selbst hochqualifiziert", sagt Martha Roßmayer von der Personalabteilung der Max-Planck-Gesellschaft in München, die eng mit Dübner-Gee kooperiert und Partner von Wissenschaftlern an Max-Planck-Institute vermittelt. Deutlich häufiger als früher schaffen laut Roßmayer Frauen den Karrieresprung und suchen für ihre Männer eine Stelle.

Eine Ausnahme sind noch Doppelkarrieren, in denen beide Partner eine Professur haben. So ist der Bioinformatiker Burkhard Rost mit einer Humboldt-Professur seit Herbst in Garching beschäftigt, seine Frau Karima Djabali soll künftig als Professorin in der TUM-Klinik für Dermatologie und Allergologie arbeiten.

© SZ vom 15.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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