Alexander ist zehn Jahre alt, 1999 also war er noch nicht auf der Welt. Deshalb muss sein Vater ihm nun auf dem Fanfest am Olympiagelände den ganzen Schrecken erst einmal erklären ...
"Bayern", sagte Alexanders Vater, "führte bis zur 91. Minute 1:0, dann hat Manchester innerhalb von zwei Minuten zwei Tore geschossen und gewonnen." Alexander schaut den Film im Museum der Uefa an, der zu dieser historischen Bayernniederlage im Finale 1999 auf einem Fernseher läuft und sagt: "Das ist ja ziemlich übel."
Die Uefa konnte es den Bayernfans anscheinend nicht ersparen, aber es ist ja auch klar: Die Niederlage gegen Manchester vor 13 Jahren gehört zu den historischen Momenten der Champions League, und genau die sollen die Fans noch bis Samstagabend rund um den Coubertinplatz erleben dürfen.
Am See ist der Pokal ausgestellt, jeder kann ihn antatschen und sich damit fotografieren lassen. Auf dem See ist ein kleiner Kunstrasen ausgelegt ...
... auf dem Amateurmannschaften gemischt aus Frauen, Männern und Kindern gegeneinander kicken. Und neben all dem Sponsorengedöns der Werbepartner der Uefa gibt es auch noch jenes Museum, in dem man neben dem Film zum Finale '99 zum Beispiel lernt, dass der große ungarische Fußballspieler Ferenc Puskás 324 Tore in 372 Spielen erzielt hat.
Tausende sind am Donnerstag zum Fanfest gekommen. Es ist der Tag des Frauenfinales, viele, die sich die Partie später im Olympiastadion anschauen, machen hier vorher Halt an den Stationen. Bei einem Interview, das auf einer Großleinwand übertragen wird, erzählt der frühere Bayernspieler Paul Breitner, dass Didier Drogba der gefährlichste Stürmer von Chelsea ist. Das ist nichts Neues, Christine Thiele hat auch wenig Nerven für Breitners Ausführungen ...
Die Mutter zweier Kinder regt sich gerade fürchterlich darüber auf, dass ein Burger sechs Euro kostet. Ihre Wut allerdings ist bald wieder verflogen, alles andere auf dem Fanfest ist ja kostenlos. "Vor allem für Kinder ist das schon toll hier", sagt sie. Die Uefa hat viele kleine Stationen aufgebaut, an denen Jugendliche dribbeln und schießen und tricksen und passen. Und zu gewinnen ist auch allerhand an den verschiedenen Ständen, unter anderem natürlich Trikots des FC Bayern München.
Selbst ein paar Fans in Chelsea-Trikots sind zu sehen am Donnerstag, allerdings mehr an den Biertischen rund um den Coubertinplatz. Dafür gehen ein paar Offizielle des englischen Klubs durch die Reihen und werben um deutschen Fan-Nachwuchs: Die Mitarbeiter verteilen kleine Chelsea-Fahnen an Kinder, weshalb Frank nun im Bayerntrikot über das Festgelände spaziert, während sein dreijähriger Sohn mit der Fahne des Finalgegners wedelt. "Macht nichts", sagt Frank, "bis zum Finale am Samstag hat er die wieder vergessen. Dann stecke ich die in die Mottenkiste."