Übergriffe auf dem Oktoberfest:Beißen, kratzen, schlagen!

Lesezeit: 1 min

Mädchen und Frauen, die auf der Wiesn sexuell belästigt werden, sollen sich mit allen Mitteln wehren, rät die Polizei. Notfalls gibt's was Schweres auf den Kopf.

Ruth Schneeberger

Eigentlich sei die Wiesn ziemlich sicher, "auch für Mädchen und Frauen", betont Kriminalhauptkommissarin Stephanie Badewitz. Angesichts der Tatsache, dass sich jedes Jahr rund sechs bis sieben Millionen Besucher auf dem Oktoberfest vergnügen, sei die Zahl von 15 verzeichneten sexuellen Übergriffen im Jahr 2006 noch ziemlich gering.

Aber: Dies ist nur die Anzahl der angezeigten Übergriffe. Viele, gerade junge Mädchen, seien froh, wenn sie nach einem sexuellen Übergriff heil nach Hause kämen und sich nicht mehr damit beschäftigen müssten. Die Dunkelziffer, auch von Vergewaltigungen, wird weit höher geschätzt.

Deshalb gab Badewitz am Donnerstagmittag in München Tipps für den Umgang mit unliebsamen Übergriffen: Um gar nicht erst den Anschein zu erwecken, ein potientielles Opfer zu sein, sollten Frauen "möglichst selbstbewusst" auftreten.

Wichtig sei auch, den Heimweg vorab zu planen und genügend Geld für ein Taxi mitzunehmen, damit niemand darauf angewiesen sei, mit einer Zufallsbekanntschaft nach Hause zu gehen.

"Tun sie alles, was sonst nicht erlaubt ist"

Sollte es tatsächlich zu einem Übergriff kommen, sei es wichtig, sich mit aller Kraft zu wehren: "Tun sie alles, was sonst nicht erlaubt ist: schreien, beißen, kratzen, um sich schlagen." Dabei sei jedes Mittel Recht: ob Handtasche, Schlüsselbund oder Regenschirm - im Notfall also auch der Maßkrug.

Wer sich angegriffen fühlt, solle außerdem Passanten zu Hilfe rufen, so die Opferschutzbeauftragte der Münchener Polizei, und diese konkret ansprechen: "Sie da, mit dem roten Hut, bitte helfen Sie mir, ich werde angegriffen." Hilfreich sei auch der sogenannte Schrillalarm, ein Stift, der auf Knopfdruck unangenehm laute Alarmsignale von sich gibt. Er sei für rund 15 Euro in Fachgeschäften zu haben.

Die Einsatzwache der Polizei sei stets vor Ort, dort könne jederzeit der Opferschutz dazugerufen werden, um die Frauen im Notfall zu betreuen. Dort, bei der Einsatzwache, sollten sich im Übrigen auch die Opfer anderer Übergriffe melden, und zwar diejenigen von Taschendieben. Die Münchener Polizei rechnet damit, dass auch in diesem Jahr wieder Trickbanden aus Osteuropa zu Gast sein werden, um die Wiesnbesucher um ihr Kleingeld zu erleichtern.

Kollegen aus dem Bundesgebiet, der Schweiz und aus Rumänien wurden angefordert, die Beamten dabei zu unterstützen, die Diebe zu fassen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: